Facebook will Chat-Dienste verknüpfen
Facebook will seine Chat-Dienste wie WhatsApp und Messenger laut Medienberichten im Hintergrund zusammenlegen und stärker mit Verschlüsselung absichern.
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Das Online-Netzwerk bestätigte der "New York Times" und der "Financial Times" zumindest, dass es Überlegungen in diese Richtung gibt. "Wir arbeiten daran, mehr unserer Messaging-Dienste mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszustatten, und prüfen Wege, wie man Freunde und Familie über die Grenzen verschiedener Netzwerke hinweg einfacher erreichbar machen kann", sagte ein Sprecher den Zeitungen. Derzeit gebe es interne Diskussionen darüber, wie das am besten umzusetzen sei.
Den Nutzern sollen gemäß den Plänen zwar weiterhin verschiedene Apps angeboten werden - die Anwendungen würden aber auf einer gemeinsamen technischen Infrastruktur laufen, schrieben die beiden Zeitungen am späten Freitag unter Berufung auf Beteiligte. Bisher sind die Systeme weitgehend voneinander getrennt.
Auf die gemeinsame technische Plattform soll den Berichten zufolge neben WhatsApp und dem Facebook Messenger auch die Kommunikationsfunktion des Foto-Dienstes Instagram kommen. Der Plan werde von Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich vorangetrieben, hieß es.
Die Gründer von WhatsApp und Instagram, die nach der Übernahme durch Facebook zunächst weitgehend eigenständig agieren konnten, hatten zum vergangenen Jahr alle das Online-Netzwerk verlassen. Laut damaligen Berichten soll es Spannungen mit Zuckerberg gegeben haben, der stärker in die Führung der Dienste eingriff.
Die drei Dienste haben jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer. Facebook als Online-Netzwerk kommt auf mehr als 2,2 Milliarden aktive Mitglieder - das Wachstum hatte sich zuletzt aber deutlich verlangsamt, während die Chatdienste rege genutzt werden.
Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur die Gesprächspartner Zugang zum Inhalt einer Unterhaltung haben, setzt derzeit in der Facebook-Welt nur WhatsApp standardmäßig ein. Beim Facebook Messenger kann man sie zum Austausch vertraulicher Informationen zuschalten. Beim Abgang der WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum hatte es noch geheißen, sie hätten sich gegen Pläne zur Aufweichung der Verschlüsselung stemmen müssen. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung - die auch andere Chat-Dienste wie Signal, Wire oder Apples iMessage standardmäßig einsetzen - stößt zugleich bei Sicherheitsbehörden wie der US-Bundespolizei FBI auf Widerstand, weil sie dadurch schlechter an Nachrichten von Verdächtigen herankommen.
Ein ehemaliger Facebook-Manager sagte der "Financial Times", Zuckerberg wolle verschiedene Dienste des Konzerns zu einer Art "Whatstabook" vereinen, um das Wachstum anzukurbeln. Während die Verschlüsselung den Schutz der Daten verbessern würde, sei das wahre Ziel von Facebook vermutlich, an mehr Kontaktdaten heranzukommen, um potenzielle neue Nutzer zu finden, erklärte er.
Eine gemeinsame Infrastruktur würde einen tiefgreifenden Eingriff in die heutige Funktionsweise der betroffenen Dienste bedeuten. So ist WhatsApp von Beginn an auf die Erfassung weniger Nutzerdaten ausgelegt und erfordert nur die Telefonnummer des Smartphones. Bei Facebook, dem Facebook Messenger und Instagram hingegen legen Nutzer Accounts an.
Eines der Versprechen bei der Übernahme von WhatsApp für am Ende 22 Milliarden Dollar im Jahr 2014 war, dass die Nutzerdaten weiter getrennt bleiben. Einige Jahre später kündigte Facebook dann an, man wolle die Telefonnummern zwischen WhatsApp und Facebook abgleichen. Das würde es zum Beispiel erlauben, WhatsApp-Nutzer bei Facebook zu finden. Die Idee stieß auf Widerstand von Datenschützern und wurde in Europa ausgesetzt. Die EU-Kommission überzog Facebook 2017 mit einer Strafe von 110 Millionen Euro, weil das Online-Netzwerk bei der Anmeldung der Übernahme noch behauptet hatte, ein Teilen der Daten zwischen den beiden Systemen sei technisch nicht möglich.
Eine Zusammenlegung der technischen Infrastruktur hinter den Chat-Funktionen würde zugleich eine Zerschlagung von Facebook erschweren. In der Politik kommen insbesondere seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica immer wieder Forderungen auf, Facebook müsse gezwungen werden, sich von den Messaging-Diensten zu trennen. So betonte der demokratische US-Kongressabgeordnete Ro Khanna nach den Medienberichten, die Übernahmen von Instagram und WhatsApp hätten wettbewerbsrechtlich viel härter geprüft werden müssen. "Stellen Sie sich vor, wie anders die Welt aussehen würde, wenn Facebook mit WhatsApp und Instagram konkurrieren müsste", schrieb er bei Twitter.
/so/DP/zb
MENLO PARK (dpa-AFX)
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