Griechenland wird seinen Staatsbesitz nicht los
Griechenland gelang es am Montag nicht, einen einzigen Bieter für das staatliche Erdgas-Unternehmen Depa zu finden. Nun läuft Athen die Zeit weg, bis Jahresende Milliarden einzunehmen.
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Das fehlende Interesse am Kronjuwel des griechischen Privatisierungsprogramms ist ein schwerer Rückschlag für Athens Bemühungen, bis zum Ende des Jahres Milliarden durch Vermögensverkäufe einzunehmen.
Laut Regierungsvertretern erhielt die staatliche Privatisierungsagentur kein Gebot für Depa und nur ein Gebot für dessen Schwesterunternehmen, den Gasnetzbetreiber Desfa. Zuvor hatte Russlands staatlicher Erdgas-Riese Gazprom, für viele der Favorit auf die Übernahme, seine Offerte zurückgezogen. Andere potenzielle Bieter, die zuvor ihr Interesse signalisiert hatten, gaben ebenfalls keine Gebote ab. Zu ihnen gehören ein griechisches Konsortium und eine weitere russische Firma. Depa hat ein Monopol im griechischen Gasmarkt.
Regierungsvertreter gaben europäischen Wettbewerbshütern die Schuld an dem geplatzten Deal. Diese hatten in letzter Minute ihre Sorge über Gazproms dominante Marktposition in der Europäischen Union geäußert. Laut Regierungsvertretern wurde Gazprom in der vergangenen Woche gewarnt, das Geschäft nicht abzuschließen. Vertreter der EU-Wettbewerbsbehörde waren auf die Schnelle nicht für einen Kommentar erreichbar.
Gazprom hingegen erklärte, man habe vor allem aus Sorge um Depas finanzielle Situation kein Gebot abgegeben. "Wir erhielten keine ausreichenden Garantien, dass sich Depas finanzielle Situation bis zum Abschluss des Geschäfts nicht verschlechtern würde", sagt Gazprom-Sprecher Sergei Kupriyanov.
Gazproms CEO Alexei Miller war in den vergangenen Wochen drei Mal für Gespräche nach Athen gekommen. Letztlich, so Kupriyanov, gaben die "signifikanten Risiken" den Ausschlag: Depa "hat schon jetzt große Probleme dadurch, dass Kunden nicht zahlen. Es steht vor einer Umstrukturierung mit der Abspaltung von Desfa. Die Teilnehmer der Ausschreibung erhielten keine Garantien, dass sich die staatliche Regulierung von Depa nicht verschlechtern würde."
Die Nachricht drückte den generellen Index des griechischen Aktienmarktes am Montag nach unten. Ein Verpassen der Privatisierungsziele würde es für Athen deutlich schwerer machen, seine Schuldenziele zu erreichen. Die Regierung könnte sich gezwungen sehen, weitere Sparmaßnahmen durchzuführen, was wiederum die rezessionsgebeutelte Wirtschaft des Landes belasten würde.
"Die überraschende Entwicklung, dass es keine Gebote für Depa gab, ist nicht gut und eindeutig eine große Enttäuschung für die Regierung. Sie wird die Einnahmenziele der Privatisierungen negativ beeinflussen", sagte ein Ökonom einer großen griechischen Bank. Laut Rettungsprogramm muss Griechenland jede Verfehlung ihrer Ziele an Privatisierungs-Einnahmen zur Hälfte durch zusätzliche Ausgabenkürzungen wettmachen.
Seit dem ersten Rettungskredit im Jahr 2010 hat Griechenland seine Privatisierungsziele kontinuierlich verfehlt. Die Regierung hat daher wiederholt ihr ursprüngliches Ziel, bis zum Ende des Jahrzehnts 50 Milliarden Euro durch den Verkauf von Staatsbesitz einzunehmen, aufgeweicht. Sie hofft derzeit, bis Ende 2016 etwa 11,1 Milliarden Euro durch Privatisierungen einzunehmen, 25 Milliarden bis zum Jahr 2020, und insgesamt 50 Milliarden über einen nicht festgelegten Zeitraum. In diesem Jahr will Griechenland Staatsbesitz im Wert von 2,6 Milliarden Euro verkaufen. Die Hälfte davon sollte aus dem Verkauf von Depa und Desfa kommen.
Doch in Athen spielten Regierungsvertreter die Folgen des gescheiterten Verkaufs auch herunter. Die Ausschreibung werde in den kommenden Wochen neu aufgelegt. Dies gebe der Regierung immer noch genug Zeit, ihre Jahresziele zu erreichen. Gleichzeitig wird die Desfa-Privatisierung normal weitergehen. Ein Regierungsvertreter bezeichnete das Gebot von Aserbaidschans staatlichem Ölkonzern Socar als "befriedigend".
Es wird erwartet, dass der Vorstand der Privatisierungsbehörde innerhalb der nächsten zwei Wochen zusammenkommt, um das Socar-Gebot formell zu besprechen. Dann, so Regierungsvertreter, werde entschieden, ob die Desfa das erforderliche Mindestmaß an Reserven hat.
Mitarbeit: Philip Pangalos, Art Patnaude Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com DJG/WSJ/mgo Dow Jones Newswires Von Alkman Granitsas, James Marsen und Nektaria Stamouli
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