Nach Shortseller-Attacke: Adani Group lässt Kapitalerhöhung platzen - Wird jetzt die Wertpapieraufsicht aktiv?
Der Angriff des US-amerikanischen Leerverkäufers Hindenburg Research hat das indische Industriekonglomerat schwer getroffen. Nicht nur sind die Aktien der verbundenen Unternehmen massiv eingebrochen, auch musste eine bereits laufende Kapitalerhöhung abgebrochen werden. Das könnte Folgen haben.
Werte in diesem Artikel
• Adani-Aktien an der Börse nach Shortseller-Attacke massiv eingebrochen
• Geplante Kapitalerhöhung nach vollständiger Zeichnung abgesagt
• Börsenwächter nehmen Entwicklungen offenbar ins Visier
Adani Enterprises hat zuletzt tiefschwarze Tage in der Firmenhistorie erleben müssen: Nachdem der Shortseller Hindenburg Research massive Vorwürfe gegen das milliardenschwere indische Unternehmen formuliert hat, geriet nicht nur der Aktienkurs massiv unter Druck, sondern das Firmenkonglomerat von Multi-Milliardär Gautam Adani auch in Erklärungsnot.
Besonders schlecht aus Sicht von Adani war dabei das Timing des Berichts, den der Shortseller veröffentlichte: Denn der Konzern war gerade dabei, eine Zweitplatzierung von Unternehmensaktien im Volumen von 2,5 Milliarden US-Dollar vorzunehmen.
Kapitalerhöhung abgeblasen
Zunächst schien die Kapitalerhöhung erfolgreich zu sein, obwohl während des Bookbuilding-Prozesses nur rund drei Prozent der Aktien nachgefragt wurden. Am letzten Tag brachte die Adani-Gruppe ihren Aktienverkauf aber doch noch unter Dach und Fach, alle angebotenen Aktien wurden vollständig gezeichnet. Rund einen Tag nach dem Abschluss des Aktienverkaufs sackte der Aktienkurs von Adani Enterprises allerdings um rund 28 Prozent ab, damit summierten sich die Verluste seit der Veröffentlichung des Hindenburg-Berichts auf mehr als 18 Milliarden US-Dollar. Daraufhin sah sich das Unternehmen zum Handeln gezwungen und ließ die Kapitalerhöhung platzen.
"Der Markt war beispiellos und unser Aktienkurs hat im Laufe des Tages geschwankt. Angesichts dieser außergewöhnlichen Umstände war der Vorstand des Unternehmens der Ansicht, dass es moralisch nicht in Ordnung ist, die Emission fortzusetzen", so Gautam Adani in einer Erklärung, die vom Unternehmen veröffentlicht wurde. Investoreninteressen seien für Adami von größter Bedeutung. Um diese "vor möglichen finanziellen Verlusten zu schützen", habe man beschlossen, die geplante Ausgabe zusätzlicher Aktien abzublasen.
Kapitalmarktstrategie vor Prüfung
Adani betonte in seinem Statement, dass die Bilanz des Unternehmens "sehr gesund" sei und verwies auf starke Cashflows, sichere Vermögenswerte und "eine tadellose Erfolgsbilanz bei der Bedienung unserer Schulden". Vor diesem Hintergrund werde die Entscheidung, die Kapitalerhöhung abzusagen, keine Auswirkungen auf die bestehenden Aktivitäten und Zukunftspläne haben. "Wir werden uns weiterhin auf die langfristige Wertschöpfung konzentrieren und das Wachstum wird durch interne Rückstellungen gesteuert. Sobald sich der Markt stabilisiert, werden wir unsere Kapitalmarktstrategie überprüfen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir weiterhin Ihre Unterstützung erhalten werden."
Wertpapieraufsicht nimmt Adani ins Visier
Die massiven Vorwürfe von Hindenburg und der damit verbundene Einbruch der Adani-Aktien hat unterdessen in Indien die Börsenwächter auf den Plan gerufen. Wie Reuters unter Berufung auf eine Quelle, die mit den Angelegenheiten betraut ist, berichtet, habe Indiens Marktregulierungsbehörde den Kurssturz der Aktien unter die Lupe genommen, und das Securities and Exchange Board of India (SEBI) habe entsprechende Untersuchungen eingeleitet.
In diesem Zusammenhang soll es auch um mögliche Kursmanipulationen bei Aktien der Adani-Gruppe gehen - diesen Vorwurf hatte Hindenburg zuvor explizit formuliert. Ebenfalls ins Visier nehmen die Börsenwächter Reuters zufolge den nun abgesagten Verkauf von Adani-Aktien, hier soll auf mögliche Unregelmäßigkeiten geprüft werden.
Adani selbst hatte die Vorwürfe des Shortsellers vehement zurückgewiesen. "Alle Transaktionen, die wir mit Unternehmen eingegangen sind, die nach indischem Recht und Rechnungslegungsstandards als ‚verbundene Parteien‘ gelten, wurden von uns ordnungsgemäß offengelegt", so das indische Konglomerat.
Redaktion finanzen.net
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