"Konkrete Anhaltspunkte"

K+S-Aktie bricht ein: BaFin veranlasst Prüfung von Konzernabschluss 2019 und Halbjahresbericht

18.02.21 17:58 Uhr

K+S-Aktie bricht ein: BaFin veranlasst Prüfung von Konzernabschluss 2019 und Halbjahresbericht | finanzen.net

Ärger für den Düngerkonzern K+S: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hegt den Verdacht, dass eine wegen des Düngerpreisverfalls erfolge Milliardenabschreibung womöglich zu niedrig ausfiel.

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Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hegt den Verdacht, dass eine wegen des Düngerpreisverfalls erfolgte Milliardenabschreibung womöglich zu niedrig ausfiel. Das Management von K+S geht davon aus, die Anhaltspunkte der Bafin entkräften zu können und hat der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) die entsprechende Unterlagen bereitgestellt. Die Aktionäre reagierten indes geschockt, der Kurs brach prozentual zweistellig ein. Sie fürchten weitere Abschreibungen und womöglich sogar eine Kapitalerhöhung.

In dem Fall geht es um Abschreibungen von zwei Milliarden Euro in der operativen Einheit "Europa+", die die Hessen am 4. November 2020 bekannt gegeben hatten. Hintergrund waren niedrigere Annahmen zur langfristigen Kalipreisentwicklung und höhere Annahmen zum Kapitalkostensatz. Betroffen waren die deutschen Kaliwerke und das neue kanadische Werk Bethune.

Die BaFin bezieht sich auf Anhaltspunkte, denen zufolge dieser Vorgang fehlerhaft gewesen und zu spät erfolgt sein könnte, wie K+S am Mittwochabend mitgeteilt hatte. In diesem Zusammenhang habe die Aufsichtsbehörde die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit der Prüfung des Konzernabschlusses zum 31. Dezember 2019 sowie des verkürzten Abschlusses zum 30.Juni 2020 beauftragt.

Die Sonderprüfung müsse auch vor dem Hintergrund einer wegen der Wirecard-Insolvenz besonders sensibilisierten BaFin gesehen werden, "auch wenn sich unseres Erachtens die Sachlage doch erheblich unterscheidet", erklärte Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Der Experte stufte die Papiere ab und rät nun zum Verkauf.

Vor detaillierteren Informationen zu dem Thema könnte erst einmal nur über die schlimmstmöglichen Konsequenzen spekuliert werden, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Dazu gehörten zum Beispiel eine Verschiebung des Jahresabschlusses, weitere Wertberichtigungen sowie eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz.

So war die Eigenkapitalquote des MDAX-Konzerns im dritten Quartal, als die Zwei-Milliarden-Wertminderung verbucht worden war, auf gut 26 Prozent eingebrochen. In der Bilanz stand per Ende September noch ein Eigenkapital von knapp 2,1 Milliarden Euro.

Finanziell Luft verschaffen soll dem hoch verschuldeten Unternehmen der im Herbst angekündigte Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts an die Industrieholding Stone Canyon. Der Deal soll im Sommer 2021 abgeschlossen werden und dank einer Wechselkursabsicherung für einen Zahlungseingang von 2,5 Milliarden Euro sorgen. In diesem Zusammenhang erwartet das Management auch einen Buchgewinn in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Inwieweit das ausreichen würde, mögliche negative Folgen der Bilanzprüfung durch die DPR zu kompensieren, ist offen.

So profitierte der Konzern Nutrien vom Agrarboom am Jahresende 2020. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz vor allem wegen eines starken vierten Quartals um vier Prozent auf 20,9 Milliarden Dollar (17 Mrd Euro) gestiegen, hieß es von den Kanadiern am Mittwochabend.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging unter anderem wegen der coronabedingten Probleme in den ersten Monaten des Jahres um neun Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar zurück. Im Schlussquartal hatte hier ein deutliches Plus gestanden. Konzernchef Chuck Magro rechnet mit einer fortgesetzt hohen Düngernachfrage und weiter steigenden Preisen. Das operative Ergebnis soll daher im laufenden Jahr auf 4 Milliarden Dollar bis 4,5 Milliarden Dollar zulegen.

Ebenso optimistisch äußerste sich der Wettbewerber Mosaic am Mittwochabend, der auch Stickstoffdünger anbietet. Auch Mosaic konnte die Erwartungen im Schlussquartal 2020 übertreffen.

BaFin-Ärger um Abschreibungen schockt K+S-Aktionäre

Zweifel der BaFin an der Richtigkeit einer Milliardenabschreibung des Düngerkonzerns K+S hat dessen Anleger am Donnerstag in Massen aus den Aktien getrieben. Sie fürchten in der Folge zusätzliche Abschreibungen oder gar eine Kapitalerhöhung. Im Tief sackten die Papiere um fast 16 Prozent ab auf den niedrigsten Stand seit Anfang des Jahres - den Handel verließen die K+S-Aktien 14,31 Prozent schwächer bei 8,39 Euro. Erstmals seit drei Monaten fielen sie unter die 50-Tage-Linie, die als mittelfristiger Trendindikator dient.

Die Anleger flohen gleichwohl in Scharen: Am späten Vormittag waren auf dem Handelssystem XETRA bereits etwa drei mal so viele K+S-Aktien gehandelt worden wie sonst an einem durchschnittlichen Börsentag.

Man könne über ein Worst-Case-Szenario bislang nur spekulieren, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer ersten Reaktion. Weitere Abschreibungen seien möglich, auch könne sich die Vorlage des Geschäftsberichts verzögern. Vor allem sei eine Kapitalmaßnahme nicht ausgeschlossen. "Weitere Wertberichtigungen würden die ohnehin recht schwache Bilanz von K+S weiter schwächen", so der Experte.

"Grundsätzlich werten wir die Prüfung durch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung sehr negativ für K+S", schrieb Analyst Sven Diermeier von Independent Research in einer ersten Einschätzung. Die Prüfung sei wohl auch vor dem Hintergrund zu sehen, "dass die BaFin nach der Insolvenz von Wirecard besonders sensibilisiert ist, auch wenn sich unseres Erachtens die Sachlage doch erheblich unterscheidet".

Der Aktienkurs von K+S hatte sich zuletzt klar erholt und dabei von deutlich verbesserten Perspektiven für die globale Landwirtschaft profitiert. Vom Corona-Crash-Tief Mitte März vergangenen Jahres bei 4,50 Euro hatte sich der Kurs bis auf 10 Euro mehr als verdoppelt. Insbesondere aus dem Anfang November eingeschlagenen, steilen Aufwärtstrend sind die Aktien nun deutlich herausgefallen.

KASSEL (dpa-AFX)

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