Sprint und T-Mobile US beschließen Milliardenfusion
Der US-Telekomkonzern Sprint soll sich mit der Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile US auf die Eckpunkte einer Fusion im Wert von rund 32 Milliarden US-Dollar geeinigt haben.
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Die US-Mobilfunkanbieter Sprint und die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile US sollen sich auf die Grundzüge eines Zusammenschlusses geeinigt haben. Die Fusion habe einen Wert von rund 32 Milliarden US-Dollar und beide Seiten arbeiteten an einer endgültigen Vereinbarung, sagten informierte Personen. Zwar werden die Fusionspläne bei den Wettbewerbshütern und Aufsichtsbehörden auf großen Widerstand stoßen und so gut wie sicher eine langwierige kartellrechtliche Prüfung nach sich ziehen, doch sowohl Sprint als auch T-Mobile US rechnen sich angesichts der jüngsten regulatorischen Entwicklungen nun wohl größere Chancen aus, den Deal durchzuboxen.
Die Fortschritte beim Verkauf der US-Tochter haben den Aktien der Deutschen Telekom am Donnerstag Kursgewinne beschert. Die Papiere der Bonner verteuerten sich zeitweise um rund 1 Prozent. Damit gehörten sie zu den besten Werten im DAX
Von einem "Merger Thursday" im europäischen Telekommunikationssektor spricht ein Aktienhändler am Donnerstagmorgen mit Blick auf die Pläne von Sprint und T-Mobile US. Daneben stehe noch ein mögliches Gebot der französischen Orange für Bouygues Telecom im Raum. Das könne das Interesse für den europäischen Telekomsektor, der jüngst auf hohem Niveau stagniert habe, am Laufen halten. "Derart große Deals werden nicht an ein, zwei Tagen eingepreist", sagt ein anderer Händler.
Bei der geplanten Fusion von Sprint und T-Mobile US sagten Insider weiter, Sprint würde für T-Mobile US einen Preis von rund 40 Dollar je Aktie auf den Tisch legen. Das Geschäft könnte bereits im Sommer erfolgen, sich aber genauso gut noch zerschlagen. Sollte der Deal zustande kommen, würden sich der dritt- und viertgrößte Mobilfunkanbieter der USA zu einem neuen schlagkräftigen Wettbewerber vereinen, der die Marktführer Verizon Communications und AT&T unter Druck setzen dürfte. Gleichzeitig aber sänke für Verbraucher die Zahl der Anbieter und damit die Zahl der Wahlmöglichkeiten.
Die Fusionspläne werden wahrscheinlich bei den Kartellbehörden auf großen Widerstand stoßen. Die Konsequenz ist dann eine langwierige kartellrechtliche Prüfung der Transaktion. Sprint müsse T-Mobile US nach Auskunft der gut informierten Personen mehr als 1 Milliarde Dollar in bar und anderen Vermögenswerten zahlen, wenn der Deal platzen sollte. T-Mobiles Mehrheitsaktionär, die Deutsche Telekom, solle am neuen Gemeinschaftskonzern einen Anteil von 15 bis 20 Prozent bekommen. Das Geschäft wäre inklusive Schulden etwa 50 Milliarden Dollar wert, sagten die eingeweihten Personen weiter und fügten an, dass sowohl Sprint als auch T-Mobile US sich jetzt größere Chancen ausrechneten, die Transaktion bei den Behörden durchboxen zu können.
Nach den jüngsten Fusionen von Telekom- und Kabelnetzunternehmen sollte der amerikanische Regulierer auch Sprint die Übernahme von Wettbewerber T-Mobile US erlauben. Dafür war vor einigen Tagen erst der Sprint-Chairman Masayoshi Son eingetreten. Der Markt für Internetzugänge werde derzeit von nur noch drei Anbietern dominiert und es gebe keinen weiteren gewichtigen Wettbewerber. Deshalb müsse die von ihm erhoffte Übernahme von T-Mobile US möglich gemacht werden, forderte Son.
Son ist auch Chef der japanischen Sprint-Muttergesellschaft Softbank. Der Manager trommelt schon seit geraumer Zeit für die Fusion von Sprint mit T-Mobile US. Zwar hatten die amerikanischen Wettbewerbshüter bislang Ablehnung gegen das Vorhaben signalisiert, aber Son lässt nicht locker. Der Japaner warb dafür, den Markt auf Ebene der Internet-Provider zu betrachten. Hier gebe es nur drei große Anbieter, die zudem immer größer würden. "Wenn jemand sagt, vier Anbieter sind besser als drei, stimme ich dem sofort zu. Sprint sollte die Nummer vier sein", sagte Son.
Der Softbank-Chef verwies auf die Übernahme des Satellitenfernsehanbieters DirecTV durch den Telekomriesen AT&T für 49 Milliarden Dollar. Wettbewerber Comcast legt 45 Milliarden Dollar für den Kabelnetzbetreiber Time Warner Cable auf den Tisch. Der dritte große Anbieter, Verizon Communications, ist gerade dabei, die vollständige Übernahme des Mobilfunk-Gemeinschaftsunternehmens mit Vodafone abzuschließen. Die Sprint-Wettbewerber würden immer größer und aus eigener Kraft könne Sprint den beiden führenden US-Mobilfunkern kein Paroli bieten. Um mit den beiden Rivalen mithalten zu können, fehle es Sprint schlicht an Größe, lautet Sons Argumentation. Ein Zusammengehen mit T-Mobile US könnte dahingehend Abhilfe schaffen.
Zudem schöpfen Sprint und T-Mobile US ihre Hoffnungen daraus, dass es Anzeichen gibt, wonach die Oppositionsfront bei der Kartellbehörde langsam bröckeln könnte. Informierte Personen sagten im Mai, dass die für die Demokratische Partei in der Aufsichtsbehörde FCC sitzende Jessica Rosenworcel bei privaten Treffen mit Bankern und Managern aus der Telekombranche erklärt habe, T-Mobile US und Sprint dürften als eigenständige Konzerne wohl in der Branche nicht lebensfähig bleiben.
Damit argumentiert Rosenworcel wie Sprint und einige Telekomanalysten, die sich für die Transaktion stark machen. Dies könnte ein kleiner, aber wichtiger Türöffner bei dem möglichen Deal sein, den einige schon angesichts der Bedenken der Kartellwächter gerne als Totgeburt bezeichneten. Ein Sprecher von Rosenworcel erklärte, die Politikerin urteile nicht im voraus über Transaktionen, die nicht zur Prüfung eingereicht worden sind. Gemeinsam hätten Sprint und T-Mobile fast 53 Millionen Vertragskunden. Es soll zudem noch zwei Republikanische FCC-Vertreter geben, die für die Transaktion sein sollen. Allerdings wird erzählt, dass FCC-Chairman Tom Wheeler und Kommissionsmitglied Mignon Clyburn - beide Demokraten - sich wahrscheinlich gegen eine Fusion aussprechen dürften. Die FCC wollte in der Sache keine Stellungnahme abgeben.
T-Mobile US Inc hatte im ersten Quartal 2014 massenhaft Kunden gewonnen und ihren Umsatz um nahezu 50 Prozent gesteigert. Die Zunahme der Mobilfunk-Kunden um 1,3 Millionen "bezahlt" die aus der Verschmelzung von T-Mobile USA und MetroPCS hervorgegangene Gesellschaft allerdings mit einem Verlust. Der Fehlbetrag belief sich auf 151 Millionen Dollar oder 0,19 Dollar je Aktie. Im Vorjahr hatte die Gesellschaft noch einen Gewinn von 107 Millionen Dollar verbucht.
Der Umsatz kletterte um 47 Prozent auf 6,88 Milliarden Dollar, die operativen Kosten wuchsen schneller, sie legten um 61 Prozent zu. Analysten hatten mit einem etwas höheren Umsatz gerechnet. Der Kundenzuwachs war der beste, der je in einem Quartal verzeichnet wurde. T-Mobile US buhlt auf dem US-Markt mit den Marktführern AT&T und Verizon Wireless um Kunden. Vor allem die wertvollen Kunden mit Festverträgen zog es zuletzt immer mehr zu T-Mobile US. Die Wettbewerber kamen beim Kundenwachstum zuletzt bei weitem nicht an T-Mobile US heran. AT&T gewann im ersten Quartal 625.000 Vertragskunden, bei Verizon Communications waren es 539.000. Sprint liefen unterdessen die Kunden davon, sie verlor 333.000.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/cbr/sha Dow Jones Newswires Von Ryan Knutson und Christine Benders-Rüger
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