RWE vor mageren Jahren - Aktionäre vermissen Visionen
Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE hat seine Aktionäre auf schwere Zeiten eingestimmt.
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"Nach 2013 wird es kaum möglich sein, das Ergebnisniveau zu halten", sagte Vorstandschef Peter Terium bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Essen. "Leider sehen wir dunkle Wolken am Horizont. Dies gilt vor allem für die konventionelle Stromversorgung." Der Ökostromboom hat die Großhandelspreise einbrechen lassen. Das könne RWE bislang nicht durch neue Geschäftsfelder kompensieren. Zudem zahlen sich für den Konzern laut Terium Investitionen in erneuerbare Energien langsamer als geplant aus.
An der Börse kamen die pessimistischen Aussagen nicht gut an. Die RWE-Aktie ging nach der Rede Teriums auf Talfahrt und gab ihre anfängliche Gewinne ab. Am frühen Nachmittag notierte sie mit fast einem Prozent im Minus und war damit einer der schwächsten Werte im Dax. Auch einige Aktionäre vermissten ein "Feuerwerk an Visionen" von Terium bei dessen erster Hauptversammlung als Chef von RWE.
Der Manager entgegnete, dass es ihm nicht um den großen Knalleffekt gehe, sondern um eine nachhaltige Weiterentwicklung des Konzerns. Dafür bekam er auch Beifall. "Sie passen sehr gut zu RWE, das nicht mehr ganz so großspurig auftritt", sagte Aktionärsschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Wir müssen den Gürtel enger schnallen, aber wir folgen Ihnen." Er traue Terium zu, den Wertverfall des Unternehmens in den vergangenen Jahren durch Atomausstieg und Energiewende zu stoppen.
Dabei machen dem Konzern die großen Schulden zu schaffen. Die Verbindlichkeiten sind in den vergangenen fünf Jahren von 18 auf 33 Milliarden Euro angeschwollen. "Unsere Finanzkraft ist geschwächt", sagte Terium. An einer üppigen Dividende will RWE dennoch festhalten. In diesem Jahr schüttet der Konzern praktisch seinen gesamten Nettogewinn aus.
Um die finanzielle Situation zu verbessern, hat RWE ein Sparprogramm aufgelegt. Der Konzern mit derzeit rund 70.000 Beschäftigten will nach bereits bekannten Zahlen bis 2015 gut 5.000 Stellen abbauen. Betriebsbedingte Kündigungen sind dabei bis Ende 2014 ausgeschlossen. Zudem drosselt Terium die Ausgaben auch für erneuerbare Energien.
Auch Tafelsilber steht zur Disposition. Verkaufen will Terium vor allem die Öl- und Gasfördertochter Dea. Dass er sich damit von einem stabilen Ertragsbringer trennt, gefällt nicht allen Aktionären. Terium verteidigte den Schritt. Die Gashandelsmärkte seien in Europa mittlerweile so liquide, dass der Besitz eigener Gasquellen seine strategische Bedeutung für den Konzern verloren habe. Zudem spare der Konzern langfristig durch einen Verkauf des kapitalintensiven Fördergeschäfts Milliarden-Investitionen.
Dass RWE zumindest in diesem Jahr anders als Konkurrent Eon noch nicht mit einem massiven Gewinneinbruch rechnet, liegt an einem erwarteten Sondereffekt: Bis Mitte des Jahres will der Konzern seinen Streit über Lieferverträge mit dem russischen Gasriesen Gazprom klären. RWE geht davon aus, dass dabei am Ende Preissenkungen für die Essener herausspringen. Das dürfte dem Ergebnis helfen.
Terium kritisierte die Energiewende und ihr Management durch die Bundesregierung. Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien drohe bundesweit kostenmäßig aus dem Ruder zu laufen. Er sprach sich dafür aus, neben der Nachhaltigkeit auch die Versorgungssicherheit stärker in den Blick zu nehmen./enl/fbr
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