Behavioral Finance
Die neoklassische Ökonomie geht vom Homo oeconomicus aus und somit von Anlegern, die stets rational am Markt agieren und ihren Nutzen maximieren wollen. Der Anleger trifft also nur Entscheidungen die ihnen den größtmöglichen Nutzen bringen. Dieses traditionelle Modell geht davon aus, dass der Anleger immer informiert ist und die Märkte effizient sind.
Menschen entscheiden bei Finanzfragen allerdings häufig irrational und dieses Fehl-Verhalten untersucht die Behavioral Finance. Die Behavioral Finance ist ein Teilgebiet der Verhaltensökonomik und diese wiederrum wird den Wirtschaftswissenschaften zu geordnet.
John Maynard Keynes, einer der berühmtesten Ökonomen unserer Zeit stellte den neoklassischen Ansatz mit seinem „Animal Spirit“ infrage. Keynes ging dabei zwar grundsätzlich davon aus, dass der Anleger Kosten und Alternativen abwägt, aber er unterstellte dem Akteur auch die Unterwerfung von Trieben und Stimmungen. Keynes schlussfolgerte daraus, dass der „Animal Spirit“ der Grund für unfreiwillige Arbeitslosigkeit und Konjunkturschwankung sei.
Eine der größten Meilensteine der Behavioral Finance wurde mit der Prospect Theorie von Daniel Kahneman und Amos Tversky erbracht. Durch die Prospect Theorie war es erstmals möglich, auf einer vernünftigen Basis zu erklären warum Trader Gewinne zu früh mitnehmen und Verluste laufen lassen. Erleidet ein Trader einen Verlust, dann ist das subjektive Empfinden eines weiteren Verlustes kleiner, als den Verlust auszugleichen. Wir fühlen uns mit der Hoffnung einen Verlust auszugleichen wohler, als diesen zu begrenzen. Hat der Trader hingegen einen Gewinn erwirtschaftet, dann führt jeder weitere Gewinn des Trades zu einer subjektiven Abnahme des Empfindens des Gewinns. Das Verlieren des Gewinns wird subjektiv allerdings viel deutlicher empfunden. Obwohl objektiv die Gewinn Zu- oder Abnahme gleichgroß gewesen wäre. Diese Erkenntnisse gelten für mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeiten. Im Verlustbereich ist der Trader risikosuchend und im Gewinnbereich risikoscheu. Bei geringen Wahrscheinlichkeiten muss die Gewichtungsfunktion angewendet werden.
Ein kleines Beispiel für geringe Wahrscheinlichkeiten
Sie haben die Wahl zwischen A) eine 1:1000 Chance auf 5.000 Euro und B) einen sicheren Gewinn von 5 Euro. Dieses Experiment führten Kahneman und Tversky 1979 durch und 72 Prozent der Teilnehmer entschieden sich für A). Bei geringen Wahrscheinlichkeiten ist der Trader im Gewinnbereich also risikosuchend. Im Verlustbereich ist er risikoscheu.
Die Verhaltensökonomik lässt sich in drei große Themen unterteilen:
- Heuristik
- Framing
- Ineffiziente Märkte
Bei der Heuristik geht es darum, dass der Trader meistens auf seine gemachten Erfahrungen zurückgreift und nicht auf eine aussagekräftige Analyse aller Alternativen. Beim Framing geht es darum, dass die Art und Weise wie ein Problem aufbereitet wird, die Entscheidung des Traders beeinflusst. Die ineffizienten Märkte haben wir bereits zu Beginn des Eintrags erörtert.
Ökonomen kritisieren häufig die Methodik der Befragungen und die daraus geschlussfolgerten Theorien.