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Spekulieren auf Staatspleiten

Spekulieren auf Staatspleiten gibt es, seit es Staatsanleihen gibt. Wenn die Steuereinnahmen eines Staats nicht ausreichen, werden für langfristige Vorhaben oft Staatsanleihen ausgegeben, die nach einer vorher festgelegten Frist gegen den geliehenen Betrag wieder vom Gläubiger zurückgenommen werden. Kann ein Staat diese Forderungen nicht begleichen, spricht man von einer Staatspleite.

Da es in der Geschichte schon zahlreiche Staatspleiten gab und somit Gläubiger des Staates das Risiko tragen, nicht ausbezahlt zu werden, wurden Maßnahmen ergriffen, damit das Ausfallrisiko für einen Gläubiger herabgesetzt werden kann. Banken und Finanzinstitutionen führten Kreditversicherungen ein. Für eine bestimmte Prämie wird eine bestimmte Summe ausbezahlt, sofern der betreffende Staat bankrott ist. Dieses zur Absicherung gedachte Finanzinstrument, auch Credit Default Swap (CDS) genannt, setzt allerdings nicht voraus, dass man tatsächlich Inhaber einer entsprechenden Staatsanleihe ist. Das heißt, dass Spekulieren auf Staatspleiten ohne eigenes Absicherungsinteresse möglich ist. Zunehmend wird dieses Instrument nun nicht verwendet, um sich abzusichern, sondern um CDS zu einem günstigen Kurs anzukaufen und zu einem höheren Kurs zu verkaufen. Der Kurs eines CDS steigt, sofern das Ausfallrisiko für einen Staat steigt. Um das Spekulieren auf Staatspleiten möglichst gewinnbringend zu gestalten, arbeiten manche Spekulanten also absichtlich auf einen Staatsbankrott hin.

Ein einst nur zur Absicherung gedachtes Instrument, ähnlich der Versicherung von Privatkrediten, wurde in letzter Vergangenheit stark zum Spekulieren auf Staatspleiten missbraucht. Um Spekulieren auf Staatspleiten profitabel zu machen, werden von Spekulanten mitunter auch Gerüchte gestreut, versucht Kurse zu manipulieren und Einfluss auf hohe politische Entscheidungsträger und Finanzinstitutionen wie Zentralbanken auszuüben.

Steigt nämlich der Kurs für die CDS, sinkt auch der Handelswert für Staatsanleihen und die Verzinsung bei der Ausgabe von Staatsanleihen muss steigen, damit sich genug Abnehmer für die Anleihe finden lassen. Durch die höheren Zinsen ist es für den betreffenden Staat dann immer schwieriger, an günstige Kredite zu kommen. Langfristig führt das zur Überschuldung oder gar zu Liquiditätsengpässen, die dann tatsächlich zu einer Zahlungsunfähigkeit führen können.

Gesetzliche Regulierungen gegen solches Spekulieren auf Staatspleiten, welches ganze Volkswirtschaften und durch die enge wirtschaftliche Verzahnung auch die Weltwirtschaft gefährden kann, sind schwierig durchzusetzen. Nur eine internationale Regelung kann Spekulationen auf Staatspleiten einschränken, da regionale Regelungen durch Banken in anderen Ländern so nicht mehr umgangen werden können.