Delivery Hero-Aktie wird belohnt: Delivery Hero nimmt sich 2025 operativen Milliardengewinn vor

13.02.2025 14:03:00

Der Essenslieferdienst Delivery Hero will im laufenden Jahr beim operativen Gewinn bestenfalls die Milliardenmarke knacken.

Wie das im MDAX notierte Unternehmen am Donnerstag auf Basis vorläufiger Zahlen in Berlin mitteilte, soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2025 auf 975 Millionen bis 1,025 Milliarden Euro klettern. Analysten hatten ein Ziel auf diesem Niveau erwartet. Im Vorjahr wuchs der operative Gewinn auf rund 750 Millionen Euro nach 254 Millionen 2023.

Beim Bruttowarenwert (Gross Merchandise Value, GMV) peilt die neue Finanzchefin Marie-Anne Popp bei konstanten Wechselkursen ein Plus um acht bis zehn Prozent an. Der um Gutscheine bereinigte Erlös (Segmenteumsatz) soll ohne Währungseffekte um 17 bis 19 Prozent zulegen. 2024 stieg der Bruttowarenwert bei konstanten Wechselkursen um 8,3 Prozent auf knapp 48,8 Milliarden Euro, der Segmenteumsatz sprang entsprechend um gut ein Fünftel auf 12,8 Milliarden Euro.

Für Delivery Hero stellt sich weiter die Frage, wie das Unternehmen die Geschäfte in Asien ankurbeln kann. Denn ohne das strauchelnde Segment kletterte der Bruttowarenwert im vierten Quartal bei konstanten Kursen um gut ein Viertel. Der Vorstand erklärt die rückläufige Bestellsumme in Asien damit, dass in Südkorea - dem wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns - Kunden ohne Liefer-Abonnement auch keine kostenfreie Zustellung erhalten. Entsprechend dürfte vielen die Lust auf Bestellungen vergangen sein.

Zudem macht der südkoreanische Online-Konzern Coupang den Deutschen das Leben schwer: Zum einen umgarnte der Kontrahent Kunden mit attraktiven Rabatten - in der Lieferbranche ein beliebtes Mittel, um Verbraucher auf sich aufmerksam zu machen. Zudem bietet Coupang neben Restaurantauslieferungen ein deutlich größeres Portfolio an Dingen, die Kunden bestellen können. Über die Webseite, die an Alibaba und Amazon erinnert, können Produkte meist am selben Tag noch nach Hause geordert werden.

Die Nahost-Tochter Talabat hingegen legte bei Umsatz und GMV Sprünge hin. Delivery Hero hatte das Segment im Dezember an die Börse in Dubai gebracht, um sich damit mehr finanziellen Spielraum zu schaffen. Der Konzern hatte umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro mit dem offerierten Anteil von 20 Prozent an Talabat hereingeholt.

Einen ersten Verwendungszweck kündigte der Vorstand am Donnerstag an: Wandelanleihen für einen Gesamtnennwert von rund einer Milliarde Euro sollen zurückgekauft werden. Dies werde aus den Erlösen des Talabat-Börsengangs finanziert und sollte die Kapitalstruktur des Unternehmens weiter optimieren, hieß es zur Erläuterung.

Bernstein belässt Delivery Hero nach Zahlen auf 'Outperform'

Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Delivey Hero nach Zahlen auf "Outperform" mit einem Kursziel von 59 Euro belassen. Das Zahlenwerk des Essenslieferanten habe einige positive Überraschungen geliefert, schrieb Analystin Annick Maas in einer am Donnerstag vorliegenden Schnelleinschätzung. Das Bruttowarenvolumen, die Umsätze, das bereinigte operative Ergebnis und der Free Cashflow im vergangenen Jahr hätten die Erwartungen allesamt übertroffen.

Delivery-Hero-CFO: Starker Jahresstart - Kapitalstruktur weiter Fokus

Delivery Hero hatte CFO Marie-Anne Popp zufolge "einen starken Start ins Jahr 2025", in dem weiterhin der Fokus auf profitablem Wachstum, einer weiteren Verbesserung bei der Free-Cashflow-Generierung, Optimierung der Kapitalstruktur sowie Stärkung der Liquidität liegen soll.

Der Konzern wolle "den Fokus darauf legen, Quartal über Quartal weiter zu wachsen, aber die Profitabilität und auch die Cashflow-Generierung weiter zu verstärken", sagte Popp im Interview mit Dow Jones Newswires. Zunächst soll die Bilanz dahingehend optimiert werden, dass der Konzern eine "robuste Bilanz" hat. "Dividenden wären dann wahrscheinlich der nächste Schritt, aber ich glaube, wir konzentrieren uns wie gesagt auf die ersten beiden Schritte, mit der Idee, das jedes Quartal zu verbessern", so Popp. Sie ist seit Januar dauerhaft CFO des MDAX-Konzerns, zuvor hatte sie die Position interimistisch seit Juli 2024 inne.

Delivery Hero hat im abgelaufenen Geschäftsjahr das bereinigte EBITDA auf rund 750 Millionen Euro deutlich mehr als verdoppelt von 254 Millionen und überraschte zum Jahresende mit dem Erreichen der Mitte der Zielspanne anstatt des unteren Endes. 2025 soll das EBITDA in der Spanne 975 Millionen bis 1,025 Milliarden Euro landen. Außerdem hat der MDAX-Konzern erstmals einen positiven Free Cashflow erwirtschaftet - von 100 Millionen Euro - dieser soll im laufenden Jahr auf mehr als 200 Millionen Euro steigen. Der Konzern konnte 2024 seine Nettoverschuldung um 55 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro senken. Außerdem spülte der Teil-Börsengang der Tochter Talabat 2024 den Angaben zufolge einen Nettoerlös von rund 1,8 Milliarden Euro in die Kasse der Berliner Mutter, wodurch sich der Barmittelbestand per Ende 2024 auf 3,8 Milliarden Euro erhöhte. Zur weiteren Bilanzoptimierung will der Konzern nun für rund 1 Milliarde Euro eigene Wandelschuldverschreibungen mit Fälligkeit 2025 bis 2027 zurückkaufen.

Entscheidung zu Foodpanda-Vorgehen liegt bei Uber

Nach der Blockade des Verkaufs von Delivery Heros taiwanischem Foodpanda-Geschäft durch die taiwanischen Wettbewerbshüter liegt die Entscheidung über das weitere Vorgehen allein beim Kaufinteressenten Uber. Dies sagte Deliver Hero CFO Marie-Anne Popp im Interview mit Dow Jones Newswires. Der US-Fahrdienstvermittler und Essenslieferdienst Uber habe die Entscheidung im Januar erhalten und zwei Monate Zeit, Berufung einzulegen. Beide Unternehmen seien "natürlich in Kontakt", so Popp.

Laut Mitteilung von Dezember kann Uber gegen die Entscheidung der TFTC Berufung einlegen oder die Transaktion beenden. Ende Dezember wurde bekannt, dass Taiwans Fair Trade Commission (TFTC) keine kartellrechtliche Freigabe für den beabsichtigten Verkauf erteilt habe. Delivery Hero hatte im Mai 2024 die Vereinbarung zum Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan für 950 Millionen US-Dollar in bar an Uber bekanntgegeben, sowie eine Beteiligung des Käufers Uber an Delivery Hero im Volumen von umgerechnet rund 300 Millionen Dollar. Die Transaktion hatte somit einen Wert von insgesamt 1,25 Milliarden Dollar und sollte im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein.

Delivery Hero setzen Erholungsrally fort - Bericht überzeugt

Anleger belohnen die Nachricht mit Käufen: Die Aktie von Delivery Hero gewinnt auf XETRA zeitweise 7,92 Prozent auf 28,33 Euro. Sie haben ihre Erholungsrally am Donnerstag mit plus 10 Prozent an die 50-Tage-Linie fortgesetzt. Nach insgesamt plus 21 Prozent seit dem Monatstief ebbte die Nachfrage in den Papieren des Essenslieferanten dann aber etwas ab. Die Berliner hatten am Morgen ihren Anlegern für das laufende Jahr einen operativen Milliardengewinn in Aussicht gestellt.

Analystin Annick Maas von der Investmentbank Bernstein sprach mit Blick auf den Geschäftsbericht von "vielen positiven Überraschungen". Neben dem ermutigenden Ausblick lobte sie den Schuldenabbau, gestützt durch die Erlöse aus dem Börsengang der Marke Talabat in Dubai, sowie über den Erwartungen liegende Resultate des vierten Quartals.

Neben den Zahlen hatten die Berliner am Morgen Rückkaufpläne für mehrere Wandelanleihen bekannt gegeben. Finanziert aus den Erlösen des Talabat-Börsengangs soll so die Kapitalstruktur weiter optimiert werden.

BERLIN (dpa-AFX)

Bildquelle: Delivery Hero

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