Delivery Hero-Aktie legt zu: Ziele für das Gesamtjahr bestätigt - Gewinnkennzahlen schuldig

24.04.2025 16:21:00

Delivery Hero hat nach Steigerungen bei Umsatz und Bruttowarenwert (GMV) im Auftaktquartal die Ziele für das Gesamtjahr bestätigt.

In den ersten drei Monaten erwirtschaftete der Berliner Lieferkonzern einen GMV - also Umsatz plus Provisionsgebühren - von 12,37 Milliarden Euro verglichen mit 11,8 Milliarden im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg auf 3,52 Milliarden Euro von 2,96 Milliarden.

Die Ergebnisse waren beim GMV schwächer, beim Umsatz stärker als die Konsensschätzungen von 12,458 Milliarden bzw 3,392 Milliarden Euro.

Gewinnkennzahlen veröffentlichte der Konzern für das Quartal nicht, gab aber an, die Profitabitilität habe sich im Auftaktquartal gesteigert, mit deutlichen Verbesserungen der bereinigten EBITDA-Marge.

Im Gesamtjahr will der Lieferkonzern den GMV - also Umsatz plus Provisionsgebühren - weiterhin um 8 bis 10 Prozent zum Vorjahr steigern. Der Gesamtumsatz soll weiter um 17 bis 19 Prozent zulegen. Das bereinigte EBITDA sieht Delivery Hero weiterhin bei 975 Millionen bis 1,025 Milliarden Euro. Der Free Cashflow soll sich auf mehr als 200 Millionen von 99 Millionen Euro verdoppeln.

Die Prognose für das laufende Jahr enthält eine einmalige EBITDA-Belastung von 100 Millionen Euro für die Änderung des Geschäftsmodells in Spanien. Dort hatte der Konzern nach einem Gerichtsurteil in Spanien sein Geschäftsmodell in ein anstellungsbasiertes Modell für Lieferfahrer geändert, zuvor hatte der Konzern die Fahrer als Selbständige (Freelance Driver) behandelt und entsprechend keine Sozialversicherungsbeiträge gezahlt.

Delivery Hero verringert 2024 Nettoverlust und verbessert Margen

Delivery Hero hat im abgelaufenen Jahr unter dem Strich den Verlust weiter verringert und die operative Gewinnmarge deutlich verbessert. Wie der Berliner Lieferkonzern in seinem Geschäftsbericht mitteilte, sank der den Aktionären zuzurechnende Verlust 2024 auf 882,4 Millionen Euro von 2,298 Milliarden ein Jahr zuvor. Je Aktie betrug das Minus 3,10 Euro, nach minus 8,57 Euro im Vorjahr. Nach Steuern lag der Verlust bei 881,7 Millionen Euro (2023: 2,3 Milliarden Euro).

Die testierten Zahlen für Bruttowarenwert, Gesamtumsatz und bereinigtes EBITDA stimmten mit den vorläufig berichteten überein.

Das bereinigte EBITDA stieg nach den finalen Zahlen auf 692,5 (2023: 253,6) Millionen Euro, die bereinigte EBITDA/GMV-Marge verbesserte sich auf 1,4 Prozent (2023: 0,6 Prozent).

Der MDAX-Konzern hatte die Erwartungen an das bereinigte EBITDA für 2024 am 11. April gesenkt. Grund waren höhere Rückstellungen für mögliche Rechtsrisiken im Zusammenhang mit der Umklassifizierung der Glovo-Fahrerflotte in Italien rückwirkend zum 31. Dezember 2024. Ein italienisches Gericht hatte entschieden, dass die italienischen Behörden Sozialversicherungsbeiträge, Zinsen und Bußgelder für die Fahrer der Tochtergesellschaft Glovo in Italien für den Zeitraum von 2016 bis Ende 2024 einfordern könnten. Daraufhin hatte Delivery Hero die Rückstellungen um 183 Millionen Euro erhöht. Glovo will gegen die Gerichtsentscheidung laut Geschäftsbericht Berufung einlegen.

Bereits im Dezember hatte Delivery Hero für 2025 eine EBITDA-Belastung von 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt, nachdem der Konzern nach einem Gerichtsurteil in Spanien sein Geschäftsmodell dort in ein anstellungsbasiertes Modell für Lieferfahrer in Spanien geändert hatte.

Der Free Cashflow betrug 99 (vorläufig: rund 100) Millionen Euro, er war 2024 erstmals auf Gesamtjahresbasis positiv.

Delivery Hero nach Talfahrt im Plus

Die Aktie von Delivery Hero hat sich am Donnerstag von ihrer steilen Talfahrt spürbar erholt. Nach einem Kurseinbruch am Morgen von 11 Prozent gelang dem Papier des Online-Essenlieferdienstes am Nachmittag immer mal wieder der Sprung in die Gewinnzone. Zahlreiche Analysten äußerten sich im Handelsverlauf positiv zu den vorbörslich vorgelegten Quartalszahlen, was bei den Anlegern wohl nach und nach Anklang fand.

Zuletzt ging es für die Aktie im moderat steigenden MDAX um 2,1 Prozent auf 25,42 Euro nach oben, womit sie versucht, an ihre jüngste Erholung seit Anfang April anzuknüpfen. Tags zuvor war ihr das mit einem Kurszuwachs von etwas mehr als 5 Prozent gelungen, nachdem das Unternehmen den Verkauf der thailändischen Geschäftsaktivitäten angekündigt hatte.

Nun wird die Luft jedoch erst einmal zunehmend dünner, denn bei 25,45 Euro lauert ein erheblicher Widerstand. Dort verläuft die 50-Tage-Linie, die den mittelfristigen Trend signalisiert und seit Anfang/Mitte März gerissen wurde. Zuletzt hatte sich das Papier dieser Linie am 10. April und dann am Mittwoch wieder deutlich genähert, sie aber nicht überwunden.

Mit Blick auf das vorgelegte Zahlenwerk attestieren die Analysten von JPMorgan und der UBS dem Essenlieferanten ein solides Auftaktquartal mit einer überraschend starken Umsatzentwicklung. Im Detail, so konstatierte Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC hätten die Regionen Nahost, Nordafrika und Amerika sowie das Segment für eigene Lieferzentren und Quick-Commerce (Integrated Verticals) positiv überrascht.

Jo Barnet-Lamb von der schweizerischen Bank verwies zudem darauf, dass Delivery Hero im schwachen Asien-Geschäft beim Bruttowarenwert mit einer Rückkehr zu Wachstum in diesem Jahr rechnet. Silvia Cuneo von der Deutschen Bank sieht Delivery Hero angesichts der vorgelegten Zahlen und trotz des Gegenwinds durch das Asien-Geschäft auf einem guten Weg in Richtung seiner Jahresziele.

Delivery-Hero-CFO: Sehen in Thailand für uns kein Renditepotenzial

Delivery Heros Rückzug aus Thailand ist CFO Marie-Anne Popp zufolge verbunden mit der Erwartung, dass der Lieferkonzern in dem Markt mit einer Bevölkerung von fast 72 Millionen langfristig nicht die gewünschte Rendite erzielen kann. In den anderen 10 Ländern der Region APAC, in denen der Konzern mit der Marke Foodpanda aktiv ist, könne Delivery Hero die gewünschte Rendite leichter erzielen und hat sich angesichts begrenzter Ressourcen deshalb zum Rückzug aus Thailand entschlossen, sagte Popp im Interview mit Dow Jones Newswires.

Thailand hatte "langfristig für uns nicht das Potenzial (...), was wir uns eigentlich wünschen", sagte Popp. "Wir haben auch nicht unbegrenzte Mittel, und die Mittel müssen dahin, wo sie am meisten Sinn machen und wo die Länder das größte Potenzial haben." Der Unternehmensfokus sei weiterhin "Wachstum kombiniert mit Profitabilität und Cash-Generieren".

Die Rendite in Thailand sei "nicht hoch" gewesen, sagte Popp, wollte sich aber nicht weiter länderspezifisch äußern, da der Konzern nur die APAC-Region insgesamt berichtet. Die Entscheidung gehöre zum normalen Portfoliomanagement und Dirigieren der Investitionen in Länder, in denen sie am meisten Sinn machen. "Wir haben ja viele Märkte von der Rendite her auf sehr positive Levels gebracht, und wir gucken uns jederzeit den kurz- aber auch den mittel- und langfristigen Businessplan an, und wenn es da keinen Sinn macht, dann wird eben eine Entscheidung getroffen", sagte Popp.

Delivery Hero hatte am Mittwoch angekündigt, dass die Asien-Tochter Foodpanda zum 23. Mai in Thailand den Betrieb ihrer Plattform sowie der Essens- und Lebensmittellieferdienste einstellen werde. Den Analysten von Morgan Stanley zufolge hat Delivery Hero in Thailand einen geringen Marktanteil und mangelnde Skalierung. Zu den Hauptakteuren auf dem thailändischen Markt gehören den Analysten zufolge Grab und Line Man, die zusammen rund 86 Prozent Marktanteil bei Essenslieferungen halten, während sich der Marktanteil bei Delivery Hero auf rund 5 Prozent belaufe.

Nach dem Rückzug ist Delivery Hero mit der Marke Foodpanda in Asien in Bangladesch, Hongkong, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Pakistan, den Philippinen, Singapur und Taiwan vertreten. In Südkorea operiert die Tochtergesellschaft Woowa unter der Marke Baemin.

DOW JONES/FRANKFURT (dpa-AFX)

Bildquelle: Delivery Hero

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