Auch Lufthansa-Aktie im Kreuzfeuer: Was Großinvestor Kühne an der Airline-Strategie kritisiert
• Klaus-Michael Kühne mit Kritik an der Strategie
• Verlust der Spitzenposition
• Investor ist gesprächsbereit
Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" geht Klaus-Michael Kühne mit dem deutschen Branchenprimus Lufthansa, einem Großinvestment des Unternehmers, hart ins Gericht.
Flugkonzern mit falscher Strategie? - Lufthansa-Aktie im Sturzflug
"Die Strategie der Lufthansa ist angreifbar", so Kühne im Gespräch mit dem Blatt. Dabei verweist er insbesondere auf die vielen Schauplätze, auf denen die Lufthansa aktiv ist. "Sie hat sich total verzettelt mit wahnsinnig vielen Nebenprodukten und Airlines unter ganz verschiedenen Namen. Das finde ich nicht gut. Ich bin ein Freund von einfachen und übersichtlichen Strukturen", betont der Multimilliardär.
Für ihn als Großinvestor nicht ganz unerheblich: Die Kursentwicklung der Lufthansa-Aktie. Aktuell zahlen Anleger für einen Anteilsschein des ehemaligen DAX-Konzerns 6,16 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie bereits rund 22 Prozent an Wert verloren und ist aktuell weit von ihren Höchstständen, die bei rund 20 Euro lagen, entfernt. "Bei einer überzeugenderen Geschäftspolitik wäre der Aktienkurs höher", so Kühne im Interview weiter.
Kernmarke vernachlässigt
Gegenüber Konkurrenzunternehmen hat die Lufthansa seiner Ansicht nach an Boden verloren. Man stehe "nicht mehr in der ersten Reihe mit Fluggesellschaften wie Emirates und den Fernost-Airlines", betont er. Der Grund dafür: Man habe die Kernmarke vernachlässigt. "Dass man es so weit hat kommen lassen, bei aller deutschen Gründlichkeit und Perfektion, das wundert mich sehr. Aber das ist wohl bewusste Politik. Man will das höchste Niveau nicht erreichen, weil das wohl nicht wirtschaftlich wäre", kritisiert Kühne weiter.
Auch die Schweizer Tochter Swiss gerät ins Visier des Unternehmers, hier seien Komfort und Standard gesunken, was insbesondere mit den Swiss-Partnerairlines zu tun habe. Konkret nennt der dabei die Zusammenarbeit mit Air Baltic, die von Seiten der Konzernmutter Lufthansa erst kürzlich verlängert wurde. "Am meisten beanstande ich, dass sie [Swiss] oft keine eigenen Maschinen einsetzt, sondern mit Air Baltic fliegt", erklärt er. "Die haben zwar moderne Flugzeuge, aber das ist ein ganz anderes Produkt". Zudem gehe seiner Ansicht nach die Zusammenarbeit der Swiss mit Helvetic Airways zu Lasten des Komforts: "Die haben sehr enge Flugzeuge. Ich musste damit mehrfach nach Hamburg fliegen. Das war sehr mühsam", beschreibt er seine eigenen Flugerfahrungen.
Kühne will Gespräch suchen
Mit rund 19 Prozent der Aktienanteile ist Kühne der größte Anteilseigner des Lufthansa-Konzerns. Dass ihn das mit einer gewissen Macht ausstattet, dürfte dem Multimilliardär bewusst sein. Entsprechend will er nun Gespräche führen, um die Probleme anzusprechen, auf Konfrontationskurs gehen will er dabei aber nicht. "Bisher machen wir keinen Druck", erklärt er, betont aber, dass er in den Dialog gehen wolle und zwar "mit den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und des Vorstands". "Man legt Wert auf den Dialog mit uns, aber bisher hat man die Geschäftspolitik nicht geändert." Man wolle sich nun "stärker artikulieren", wolle dabei " keinen Fehler machen und nicht unnötig Streit vom Zaun brechen", so Kühne im Interview weiter.
Redaktion finanzen.net
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