NVIDIA-Aktienkurs sorgt für Zitterpartie: Gewinn top - doch Ausblick flop
Der Chipgigant NVIDIA erwirtschaftete im vierten Quartal seines Geschäftsjahres 2025 einen Gewinn je Aktie in Höhe von 0,89 US-Dollar. Analysten hatten erwartet, dass im Berichtszeitraum ein Gewinn von 0,845 US-Dollar je Aktie zustande kommen würde, nachdem der KI-Profiteur im Vergleichszeitraum des Vorjahres ein EPS von 0,50 US-Dollar erzielt hatte. Netto verdiente NVIDIA unter dem Strich 22,06 Milliarden Dollar nach 20,01 Milliarden Dollar vor Jahresfrist.
Der Quartalsumsatz von NVIDIA belief sich im jüngst abgeschlossenen Jahresviertel auf 39,3 Milliarden US-Dollar, nach 22,10 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Prognosen der Analysten hatten den Umsatz im Berichtszeitraum auf 38,08 Milliarden US-Dollar geschätzt.
DeepSeek-Schock getrotzt
NVIDIA widerlegt die Zweifler: Der KI-Boom lässt das Geschäft des Chipkonzerns weiter rasant wachsen. In den vergangenen Wochen wurde zum Teil infrage gestellt, ob zum Training Künstlicher Intelligenz wirklich so viele NVIDIA-Chips gebraucht werden, wie man bisher annahm. Auslöser war die chinesische KI Deepseek, die angeblich mit sehr geringem Aufwand angelernt worden war.
Doch jetzt übertraf NVIDIA die Erwartungen der Analysten. Konzernchef Jensen Huang sagte sogar, Deepseek sei "fantastisch" für NVIDIA gewesen. Denn die chinesischen Entwickler hätten eine neue Technik zum Erzeugen von KI-Antworten allgemein verfügbar gemacht. Und das treibe wiederum den Bedarf an Chips von Nvidia an, argumentierte Huang im TV-Sender CNBC. Denn solche KI-Modelle brauchten zum Teil 100 Mal mehr Rechenleistung als als frühere Software.
Schlüsselposition im KI-Geschäft
NVIDIAs Chip-Systeme werden rund um die Welt für das Training von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz verwendet. Schwergewichte wie Alphabet oder der Facebook-Konzern Meta füllen ganze Rechenzentren damit - aber auch KI-Start-ups wie die ChatGPT-Erfinderfirma OpenAI setzen darauf. Diese Schlüsselposition ließ das Geschäft von NVIDIA in den vergangenen zwei Jahren explosiv wachsen.
Nachfrage nach Blackwell stark
Aktuell ist NVIDIA dabei, eine leistungsstärkere neue Generation seiner KI-Chips mit dem Namen "Blackwell" auf den Markt zu bringen. Technische Probleme hätten die Einführung um einige Monate verzögert, seien inzwischen aber gelöst, sagte Huang. Die "Blackwell"-Nachfrage sei "außerordentlich", versicherte er. Er habe bei dem Chipsystem, das eineinhalb Tonnen wiege und aus mehr als einer Million Teilen bestehe, ein besseres Gefühl als drei Monate zuvor.
Im Gesamtjahr verdiente der KI-Riese je Aktie 2,94 US-Dollar, was einem kräftigen Plus im Vorjahresvergleich (1,19 US-Dollar je Aktie) entspricht. Der Nettogewinn schoss von 29,7 auf 72,8 Milliarden US-Dollar nach oben. Die Erlöse lagen bei 130,49 Milliarden US-Dollar und damit höher als am Markt erwartet: Analysten hatten nach einem Umsatz von 60,92 Milliarden US-Dollar im Jahr zuvor nun 129,40 Milliarden Dollar erwartet.
JPMorgan belässt NVIDIA auf 'Overweight' - Ziel 170 Dollar
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für NVIDIA nach Zahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 170 US-Dollar belassen. Der Experte Harlan Sur attestierte dem Chipriesen in einer am Donnerstag vorliegenden Studie über den Erwartungen der Analysten liegende Resultate und einen Ausblick, der geprägt sei von einer anhaltend hohen Nachfrage im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Die Nachfrage überlagere weiterhin das Angebot.
Prognose übertrifft Erwartungen
Mit seiner Prognose für das erste Quartal lag NVIDIA ebenfalls über den Erwartungen und stellte Erlöse von 43 Milliarden Dollar in Aussicht, während der Markt von 42,1 Milliarden US-Dollar ausgegangen war. Damit übererfüllte NVIDIA aber offenbar nicht, Anleger haben sich dem Vernehmen nach noch mehr Potenzial für die Prognose erhofft.
So reagiert die NVIDIA-Aktie
Auch laut Analysten überzeugende Geschäftszahlen von NVIDIA haben am Donnerstag neuerliche Kursverluste der Aktien nicht verhindert. Im frühen Handel an der NASDAQ-Börse fielen die Papiere um bis zu 4,6 Prozent, zuletzt betrug der Abschlag sogar 6,24 Prozent auf knapp 123,09 US-Dollar. Der Handel mit den Papieren ist derzeit von starken Kursschwankungen geprägt, wobei bislang die Pessimisten dominieren.
Im November hatte es nach der letzten Zwischenbilanz mit einem leichten Anstieg noch für ein Rekordniveau gereicht, das Anfang des Jahres nochmals um Cent-Beträge übertroffen wurde. Doch seither können sich die Anleger für die Aktien des Chipriesen nicht mehr wirklich erwärmen. Bis Anfang Februar war der Kurs um etwa ein Viertel abgerutscht. Eine zwischenzeitliche Erholung kam Anfang Februar an ihre Grenzen, als der Kurs bei gut 143 Dollar am damaligen Verlauf des Abwärtstrends kapitulierte. Um diesen zu verlassen, müssten die Aktien aktuell über 140 Dollar steigen.
"NVIDIA konnte seine Investoren überzeugen, dass die Nachfrage nach den eigenen KI-Chips stark bleiben wird", schrieb der Marktanalyst Maximilian Wienke von der Plattform eToro. Unternehmen setzten weiterhin auf den Marktführer und Bedenken hinsichtlich günstigerer Alternativen würden zerstreut. Als deren Auslöser galt zuletzt der chinesische KI-Anbieter Deepseek, der angeblich mit deutlich geringem Rechenaufwand auskommt. "Als wichtiger Indikator für den gesamten KI-Sektor dürfte dieses Ergebnis die Skeptiker erneut zum Schweigen bringen", erklärte Wienke.
Laut dem UBS-Experten Timothy Arcuri sind die Resultate gut genug, damit sich die KI-Debatte weiter in eine positive Richtung bewegt. NVIDIA übertraf die Analystenerwartungen sowohl mit dem Umsatz im vergangenen Quartal als auch mit der Prognose für das laufende Vierteljahr. Konzernchef Jensen Huang sagte, Deepseek sei "fantastisch" für NVIDIA gewesen. Denn die chinesischen Entwickler hätten eine neue Technik zum Erzeugen von KI-Antworten allgemein verfügbar gemacht. Und das treibe wiederum den Bedarf an Chips von NVIDIA an, sagte Huang dem TV-Sender CNBC.
Stacy Rasgon von Bernstein Research lobte die Umsätze im Rechenzentren-Bereich, die die Markterwartungen dank der beschleunigten Akzeptanz für die Grafikprozessoren der Blackwell-Serie übertroffen hätten. Dass der Konzern mit der neuen Generation seiner KI-Chips schneller vorankomme als geplant, bewertete auch der UBS-Experte Arcuri als wichtigste Nachricht von NVIDIA. "Blackwell" hatte elf Milliarden Dollar zu beigetragen, dass der Umsatz im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar hochschoss.
Für das laufende Vierteljahr sagte NVIDIA einen Konzernumsatz von 43 Milliarden Dollar voraus - mit der Einschränkung, dass er um zwei Prozent höher oder niedriger ausfallen könne. Analysten hatten im Schnitt eher mit einer Prognose von rund 42 Milliarden Dollar gerechnet. Zeitweise hatten erste Reaktionen im außerbörslichen Handel unter diesen Umständen auch schon im Minus gelegen.
NVIDIA muss mit starken Zahlen aber auch immer wieder die Rally der vergangenen Jahre rechtfertigen, denn 2023 und 2024 waren sehr stark für die Aktie des Chipkonzerns. Seit ihrem Zwischentief im Oktober 2022 sind sie in der Spitze das vierzehnfache Wert gewesen. In puncto Marktkapitalisierung hatte NVIDIA zeitweise zu Apple als global wertvollstem Unternehmen aufgeschlossen. Aktuell liegt NVIDIA in dieser Abfolge mit 3,22 Billionen US-Dollar auf Platz 2 nach Apple mit 3,61 Billionen.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa (AFX)
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