Wegen hoher Nachfrage: Sparkassen könnten in Zukunft womöglich doch Krypto-Angebote aufnehmen
• Sparkassen bislang klar ablehnend gegenüber Krypto-Investments
• Anzeichen einer Kehrtwende: Nun wieder Krypto-Angebote für Sparkassen-Kunden in der Diskussion
• Steigende Nachfrage, Konkurrenzdruck und bessere Rahmenbedingungen als Auslöser
Noch vor Kurzem riet die Sparkassen-Finanzgruppe auf ihrer Webseite deutlich vom Handel mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin ab. Begründet wurde dies mit unkalkulierbaren Risiken, der hohen Volatilität des Marktes und Sicherheitsbedenken. "Die Sparkassen-Finanzgruppe warnt ihre Kundinnen und Kunden davor, bei der Geldanlage auf Bitcoin zu setzen. Deshalb gibt es keine entsprechenden Angebote bei den Sparkassen und deren Partnern", hieß es dort. An einigen Stellen, etwa in einem Artikel zum jüngsten Bitcoin-Rekord, wurde diese Formulierung im Dezember jedoch entfernt. Statt einer direkten Warnung weist die Sparkassen-Gruppe nun lediglich darauf hin, dass Bitcoin immer wieder massive Wertverluste erleiden könne, ein "sehr risikobehaftetes Spekulationsobjekt" sei und keinen "intrinsischen Wert" besitze. In anderen Artikeln, etwa zu Bitcoin-ETFs, ist die ursprüngliche Warnung vor Krypto-Investitionen Mitte Dezember jedoch noch enthalten.
Die Entschärfung einiger Textpassagen zu Bitcoin und Co. geht offenbar mit einer möglichen Kehrtwende der Sparkassen-Finanzgruppe mit Blick auf die Bereitstellung von Krypto-Angeboten einher. Denn wie das "Handelsblatt" berichtet, würden die Sparkassen momentan ihre Krypto-Strategie überdenken und in Gremien über ein entsprechendes Angebot diskutieren. So habe ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) dem Nachrichtenportal bestätigt, dass der Krypto-Handel bei den Sparkassen wieder auf der Tagesordnung stehe. Grund dafür ist offenbar eine steigende Nachfrage von Kunden nach Krypto-Produkten, die wohl durch die immer neuen Rekorde des Bitcoin seit dem Wahlsieg von Donald Trump ausgelöst wurde. "Die Sparkassen orientieren sich bei der Entwicklung neuer Angebote stets an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden", teilte der DSGV dem "Handelsblatt" mit - und diese wollen nun offenbar wieder vermehrt an der Entwicklung des Kryptomarktes teilhaben.
Neue Rahmenbedingungen und Konkurrenzdruck könnten Entscheidung für Krypto-Produkte begünstigen
Momentan gehe es beim DSGV laut "Handelsblatt" zunächst darum, eine konzeptionelle Grundlage zu schaffen. Über eine mögliche konkrete Umsetzung werde erst im kommenden Jahr abgestimmt. In der Vergangenheit hatte es bei der Sparkassen-Gruppe laut der Nachrichtenseite bereits einmal eine ähnliche Diskussion gegeben, doch damals wurde die Bereitstellung von Krypto-Angeboten in den Gremien abgelehnt. Der DSGV habe damals betont, dass sich Sparkassen auf konservative Anlageformen konzentrieren sollten und es ihre Aufgabe sei "Kundinnen und Kunden vor unkalkulierbaren Risiken zu schützen". "Deswegen empfehlen die Gremien den Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe, den Handel mit Kryptowährungen nicht anzubieten", zitiert das "Handelsblatt" die damaligen Aussagen des Verbandes.
Seitdem hat sich jedoch einiges verändert. Mit der MiCA-Verordnung (Markets in Crypto-Assets), die ab 2025 vollständig in Kraft tritt, existiert nun erstmals ein einheitlicher regulatorischer Rahmen für Krypto-Werte innerhalb der EU. Die Verordnung schafft Klarheit in Bezug auf Lizenzanforderungen, Sicherheitsvorkehrungen und Verbraucherschutz, was womöglich auch konservative Finanzinstitute wie die Sparkasse dazu bewegen könnte, ihren Widerstand gegen Krypto-Produkte aufzugeben.
Ein weiterer Faktor, der sich auf die Entscheidung der Sparkassen auswirken könnte, ist jedoch auch der wachsende Konkurrenzdruck. Andere deutsche Finanzinstitute bieten ihren Kunden bereits Krypto-Produkte an und selbst die DZ Bank, die zentrale Bank des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, hat ein eigenes Krypto-Pilotprojekte gestartet und will den Privatkunden der Genossenschaftsbanken ab dem kommenden Jahr den Handel mit Krypto-Coins wie Bitcoin ermöglichen. Sollte die Sparkassen-Gruppe diesen Trend ignorieren, könnte sie Marktanteile an die Konkurrenz verlieren.
Praktische Umsetzung allein oder mit Partner denkbar
Falls sich die Sparkassen-Gruppe tatsächlich dazu entscheiden sollte, in Zukunft den Krypto-Handel anzubieten, stehen ihr zwei Optionen zur Verfügung: Entweder sie entwickelt eine eigene Handelsplattform oder sie kooperiert mit einem Partner. Ein potenzieller Kandidat könnte hierbei die DekaBank sein, die auch bereits das Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe ist. Wie "BTC-ECHO" berichtet, habe die Deka bereits im vergangenen Jahr eine Kryptoverwahrlizenz beantragt. Sie könnte somit als Verwahrer der Kunden-Assets in Frage kommen.
Sollten die Sparkassen den Schritt an den Kryptomarkt wagen, wäre dies nicht nur ein Signal an ihre Kunden, sondern auch an den gesamten Finanzmarkt: Kryptowährungen würden dann einen weiteren großen Schritt in Richtung einer breiten Akzeptanz in der deutschen Finanzwelt machen.
Redaktion finanzen.net
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