Novo Nordisk-Aktie im Sinkflug: Adipositas-Therapie enttäuscht in Studie - Eli Lilly-Aktie profitiert

20.12.2024 22:33:00

Eine experimentelle Therapie zur Behandlung von Adipositas von Novo Nordisk hat die Erwartungen des dänischen Pharmakonzerns verfehlt.

Die Therapie namens CagriSema, eine Kombination aus zwei Medikamenten, hat den Patienten geholfen, 22,7 Prozent ihres Gewichts zu verlieren. Der Behandlungszeitraum betrug über ein Jahr bei einer wöchentlichen Verabreichung. Patienten, die ein Placebo bekamen, verloren nur 2,3 Prozent.

Die Studie war mit Spannung erwartet worden.

Kursrutsch bei Novo Nordisk und Gerresheimer - Lilly steigt

Enttäuschende Studienergebnisse zum Abnehmmedikament Cagrisema haben dem dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk am Freitag ein historisch hohen Kursverlust eingebrockt. Die Papiere waren zeitweise um mehr als 29 Prozent abgesackt auf ihr Niveau vom Juli 2023. Am Ende betrug das Minus dann noch gut 21 Prozent.

Die heftige Kursreaktion spiegelt eine Flucht der Anleger aus einer lange Zeit gut gelaufenen Aktie wider. Waren diese im April 2021 noch zu 211 dänischen Kronen zu haben, mussten drei Jahre später Spitzenkurse von über 1000 Kronen dafür bezahlt werden. Grund des Anstiegs war das damals schon das immense Potenzial, das von Abnehmmedikamenten ausgeht, denn eigentlich war das Unternehmen als Insulin-Spezialist bekannt.

Die Fantasie für Mittel gegen Fettleibigkeit hatte Novo Nordisk im Verlauf zum wertvollsten Börsenunternehmen in Europa gemacht - noch vor dem Luxusgüterkonzern LVMH. Dies gilt auch nach dem Kurseinbruch vom Freitag noch, obwohl viele Milliarden an Börsenwert vernichtet wurden.

Die Fantasie für Mittel gegen Fettleibigkeit (Adipositas) erlitt nun einen herben Rückschlag mit einer Abnehmspritze, die 2026 auf den Markt kommen könnte. Das Medikament Cagrisema von Novo Nordisk hat Patienten laut einer Studie geholfen, durchschnittlich 22,7 Prozent ihres Gewichts zu verlieren. Novo hatte aber vorhergesagt, dass die Spritze den Patienten zu einem Gewichtsverlust von mindestens 25 Prozent verhelfen würde. Laut Analyst Peter Welford vom Investmenthaus Jefferies haben Investoren sogar mit einer Gewichtsreduktion von bis zu 27 Prozent gerechnet.

Im Sog von Novo Nordisk sackten in Frankfurt die Anteilsscheine von Gerresheimer um 7,3 Prozent ab. Der Spritzen- und Ampullenhersteller ist Zulieferer für die Dänen. Mit SCHOTT Pharma knickten die Papiere eines weiteren Pharmazulieferers zeitweise ebenfalls ein bis auf ein weiteres Rekordtief. Sie rafften sich aber auf und drehten zuletzt mit 1,1 Prozent ins Plus.

Analyst Florent Cespedes von Bernstein Research betonte in einer am Freitag vorliegenden Studie, das Novo-Nordisk-Mittel sei dem Konkurrenzprodukt Zepbound von Eli Lilly nicht überlegen. Entsprechend reagierten die Anteilscheine des US-Wettbewerbers positiv, indem sie um 1,35 Prozent auf 774,47 US-Dollar anzogen. Auch die Aktien anderer US-Konkurrenten wie Viking Therapeutics waren gefragt.

Novo Nordisk will Wegovy-Produktion weiter erhöhen

Novo Nordisk bereitet sich darauf vor, die Produktion seines Blockbuster-Medikaments Wegovy zur Gewichtsreduzierung zu erhöhen, um die boomende Nachfrage nach dem Medikament zu befriedigen. Die Nachfrage sei immer noch recht hoch, sagte Henrik Wulf, bei dem Unternehmen als Vice President für die Produktverfügbarkeit und Qualität verantwortlich. Das Unternehmen könnte Wegovy nicht weltweit einführen, das sei unmöglich.

Die Bemühungen von Novo Nordisk, die Versorgung mit dem Medikament zu verbessern, erhielten Anfang dieser Woche Auftrieb, nachdem das Unternehmen die 11 Milliarden US-Dollar teure Übernahme von drei großen Standorten abgeschlossen hatte, die früher dem US-Auftragshersteller Catalent gehörten.

Das dänische Pharmaunternehmen - dessen Aktien am Freitag nach enttäuschenden Studienergebnissen für sein Antifettleibigkeitspräparat CagriSema eingebrochen waren - hat bereits mit der Produktion von Wegovy und Ozempic an drei Standorten begonnen, so Wulf im Interview.

Die steigende Nachfrage nach Wegovy und Ozempic hat das Angebot bei weitem übertroffen. Novo Nordisk arbeitet intensiv daran, die Verfügbarkeit der Mittel zu erhöhen. Als Resultat musste das Unternehmen neue Dosen einschränken, um dadurch sicherzustellen, dass Patienten, die das Medikament einnehmen, ihre Behandlung fortsetzen können. Außerdem musste das Unternehmen die Zahl der Länder begrenzen, in denen das Medikament eingeführt wurde.

Die US-Arzneimittelbehörde erklärte am Donnerstag, dass Eli Lilly, ein Konkurrent von Novo Nordisk, die Lieferengpässe an seinem Konkurrenzmedikament behoben habe. Die Food and Drug Administration erklärte, dass Semaglutid von Novo Nordisk - vermarktet als Wegovy zur Behandlung von Fettleibigkeit und als Ozempic für Diabetes - weiterhin nur bedingt zur Verfügung stünden.

DOW JONES / KOPENHAGEN/FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX)

Bildquelle: Novo Nordisk, JHVEPhoto / Shutterstock.com

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