US-Wahlen: Die Trump-Trades bekommen neue Chance

07.11.2024 22:43:00

Donald Trump hat es geschafft. Monatelang signalisierten die wichtigsten Umfrageinstitute in den USA zwar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, aber ein Rennen, das zu ihren Gunsten ausgehen sollte. Doch der 47. Präsident heisst nun doch wieder Donald John Trump.

Und es ist ein echter Erdrutschsieg. Dieser kommt nicht nur im deutlichen Abstand zu seiner Rivalin, sondern auch im Hinblick auf die beiden anderen Wahlentscheidungen zum Ausdruck. Denn gleichzeitig konnten die Republikaner die Mehrheit im Senat zurückgewinnen und per Redaktionsschluss sah es auch danach aus, dass die republikanische Partei im Repräsentantenhaus in der Überzahl bleiben wird. Ein republikanischer Präsident und ein republikanischer Kongress - diese Situation wäre eine Neuauflage der ersten beiden Jahre von Donald Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021, als er zunächst mit einem mehrheitlich republikanischen Kongress arbeiten konnte. Damit ist er in einer ähnlichen Situation wie sein Amtsvorgänger Joe Biden, der bis zu den Mid-Term-Wahlen von einem demokratisch dominierten Kongress gestützt wurde.

Für die Börse sollten dies grundsätzlich gute Nachrichten sein, zumindest für amerikanische Unternehmen. Denn es ist davon auszugehen, dass Donald Trump fast nahtlos an seine frühere Wirtschaftspolitik anknüpfen wird. Entsprechend lagen die Index-Futures am Morgen nach der Wahl auch deutlich im Plus. Die zwei spannendsten Fragen sind nun: Bekommen die sogenannten Trump-Trades jetzt frischen Rückenwind und was macht Trump mit den Wirtschaftsinitiativen seines Vorgängers, insbesondere mit dem Inflation Reduction Act? Bei den Unterstützungsinitiativen der Biden-Administration wäre Trump sicherlich gut beraten, diese weiterzuführen. Hinsichtlich der Trump-Trades dürfte ebenfalls wieder reichlich Potenzial vorhanden sein, nachdem in den letzten Monaten vor dem Eindruck der Umfrageergebnisse etwas Luft abgelassen wurde.

Wirtschaftspolitisch steht Donald Trump mutmaßlich weiterhin für eine weitere Deregulierung, sinkende Unternehmenssteuern und Strafzölle gegenüber konkurrierenden Märkten und Industrien. Damit rücken verschiedene Branchen wieder in den Fokus, unter anderem der klassische Energie-Sektor, also Öl, Gas und Kernkraft. Weitere Sektoren, die von einer neuen Trump-Präsidentschaft profitieren könnten, sind die amerikanischen Geschäftsbanken, der gesamte Gesundheitssektor, insbesondere Pharma, ebenso der Rüstungsbereich und sehr wahrscheinlich auch der klassische Industriesektor.

Eine Fragestellung darf allerdings hierbei nicht ausser acht gelassen werden: Wie wird es mit den Zinsen weitergehen? Sollte Trump mit dem Segen des Kongresses grössere Ausgaben-Programme initiieren oder durch Steuersenkungen die Einnahmen-Situation verschlechtern, dürfte die US-Notenbank wohl auf die Zinsbremse treten. Sprich: Die bislang prognostizierten Zinssenkungen könnten geringer ausfallen, weil ein neuer Schub für die Inflation zu befürchten wäre. Das könnte am Ende der Wirtschaft zumindest einen Bremsklotz in den Weg legen. Aber es ist auch daran zu denken, dass der aktuelle Chef der Fed, Jerome Powell, nur bis Mai 2026 im Amt ist. Sehr wahrscheinlich ist, dass der Posten dann von einem genehmeren Kandidaten besetzt wird.

Wie können sich Anleger nun vor dem Hintergrund der neuen politischen Entwicklungen in den USA mit ETFs positionieren? Es bleibt grundsätzlich dabei, dass sich die Trump-Trades sehr gut mit entsprechenden ETF-Lösungen abbilden lassen. Dies gilt insbesondere für den Energiesektor. Hier bietet sich weiterhin der SPDR S&P US Energy Select Sector UCITS ETF (ISIN IE00BWBXM492 / Valor 28805618) an. Dieser hat eine Fondsgrösse von knapp 820 Mio. Franken und ist dabei mit einer jährlichen Gesamtkostenquote von 0.15 % relativ günstig im Unterhalt. Dieser ETF fokussiert sich auf die grossen Namen der amerikanischen Ölbranche. Grösste Position ist ExxonMobil mit über 23 % Gewichtung, gefolgt von Chevron mit gut 17 %. In diesem Jahr konnte der ETF bereits mehr als 10 % zulegen.

Deutlich kleiner und spezieller, aber durchaus auch interessant ist der VanEck Oil Services UCITS ETF A (ISIN IE000NXF88S1 / Valor 124466085). Hierbei handelt es sich um einen Spezial-ETF, der sich auf Dienstleister im Öl-Geschäft konzentriert. Das sind Firmen, die beispielsweise Ölfelder ausstatten oder beim Bau von Pipelines zuliefern. Entsprechend ist exemplarisch der Produzent von Stahlrohren Tenaris mit 10.7 % grösste Position in diesem ETF. Die zwei folgenden Positionen in der Gewichtung sind Baker Hughes, die Maschinen und Serviceleistungen für Ölfelder und Raffinerien anbieten (Gewichtung rund 10.4 %), und Schlumberger mit gut 10 %, ebenfalls einer der führenden Ausrüster für die Öl- und Gas-Förderung. Der ETF ist mit 17 Mio. Franken vom Volumen recht klein. Orders sollten entsprechend limitiert erfolgen. Die jährliche Gesamtkostenquote beträgt 0.35 % und im ETF sind insgesamt 25 Positionen.

Aussichtsreiche Perspektiven dürfte es, wie angesprochen, auch im Gesundheitssektor geben. Hier findet sich mit dem iShares S&P 500 Health Care Sector UCITS ETF (Acc) (ISIN IE00B43HR379 / Valor 30452906) der mit 2,26 Mrd. Franken Fondsvolumen grösste ETF in diesem Sektor. Er umfasst 62 Positionen mit den Top 3 Eli Lilly, UnitedHealth und Johnson & Johnson. In diesem Jahr brachte es dieser ETF auf eine bisherige Performance von rd. 12 %, seit Auferlegung 2015 konnte er seinen Wert rund verdoppeln.

Und unter dem Aspekt möglicherweise länger höherer Zinsen und einer weiteren Deregulierung sollte auch der Bankensektor nicht vergessen werden. Hier bietet sich der iShares S&P U.S. Banks ETF (ISIN IE00BD3V0B10 / Valor 41255174) an. Dieser hat ein Volumen von 364 Mio. Franken bei einer jährlichen Gesamtkostenquote von 0.35 %. Im ETF enthalten sind insgesamt 41 Positionen, wobei aktuell die drei Top-Positionen Citigroup, Wells Fargo und PNC Financial Services jeweils gut 7 % Einzel-Gewichtung innehaben. Die Fantasie zielt hier darauf ab, dass bei nicht so stark fallenden Zinsen die Nettozinseinnahmen der Banken weiterhin robust ausfallen, andererseits bei einem möglichen weiter positiven Marktumfeld aufgrund verschiedener Initiativen das Investmentbanking auch wieder deutlich zulegen kann.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Scott Eisen/Getty Images, Imagentle / Shutterstock.com

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