VW-Aktie im Plus: Volkswagen will Kosten durch Tarifüberarbeitung weiter senken - Stabiler Absatz bei VW Nutzfahrzeuge
Die Entgeltsumme solle langfristig um sechs Prozent sinken, heißt es in einer internen Mitteilung des Unternehmens. Bei dem Wert handele es sich aber nur um eine vorläufige Zielgröße, die Analyse der Tarifstruktur habe gerade erst begonnen.
Bemerkbar machen dürfte sich die Einsparung den Angaben zufolge auch erst langfristig. Denn für bisherige Belegschaft wurde eine umfangreiche Besitzstandswahrung vereinbart, die Gehaltskürzungen verhindern soll. Alle Mitarbeiter, die schon an Bord sind, behalten ihr Gehalt. Der Vorsprung zum neuen Tarif soll erst nach und nach bei künftigen Gehaltserhöhungen teilweise abgeschmolzen werden.
Tarifeinigung nach Verhandlungsmarathon
Das Unternehmen und die Gewerkschaft IG Metall hatten sich kurz vor Weihnachten nach einem tagelangen Verhandlungsmarathon auf einen Tarifabschluss geeinigt, der auch eine Überarbeitung der Gehaltsstruktur im aktuellen Haustarif vorzieht. Ziel sei eine Annäherung an den ansonsten in der Branche geltenden niedrigeren Flächentarif.
Bis Ende 2025 soll zunächst eine Analyse der bisherigen Tarifstruktur starten und mit der anderer Unternehmen verglichen werden, ab Januar 2026 dann mit der IG Metall über die neue Struktur verhandelt werden. Gelten soll das neue Tarifsystem ab 2027. Unter den VW-Haustarif fallen rund 120.000 Mitarbeiter in den sechs westdeutschen Werken in Niedersachsen und Hessen. Hinzu kommen mehr als 10.000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde.
35.000 Stellen fallen weg
Insgesamt will Europas größter Autobauer die Arbeitskosten jährlich um 1,5 Milliarden Euro senken. Bereits kurzfristig bemerkbar macht sich dabei der Verzicht auf diverse Bonuszahlungen und Lohnerhöhungen. Im Gegenzug hat VW die zuvor gekündigte Beschäftigungssicherung wieder in Kraft gesetzt und bis 2030 verlängert. Der von VW geplante Abbau von 35.000 Stellen soll nun ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.
VW Nutzfahrzeuge hält Absatz fast stabil
Die VW-Transportersparte hat ihren Absatz fast stabil gehalten. 2024 seien insgesamt seien 408.000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden, 1000 weniger als im Vorjahr, wie Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover mitteilte.
Während die Modelle Crafter und Amarok zulegen konnten, gingen beim meistverkauften Modell, dem VW Transporter, die Verkaufszahlen leicht nach unten. Der Elektro-Bulli ID. Buzz lag mit knapp 29.000 Fahrzeugen auf Vorjahresniveau.
Der bisherige Transporter T6.1 war Mitte des Jahres ausgelaufen und hatte zuvor noch einmal für einen kräftigen Bestellschub gesorgt. Das Modell war bisher das mit Abstand meistverkaufte Modell von VWN. Der zusammen mit Ford (Ford Motor) entwickelte Nachfolger wurde erst im September vorgestellt. Bis Ende 2024 seien die erste 1.000 Fahrzeuge des neuen Modells ausgeliefert worden.
"2024 war ein herausforderndes Jahr mit einem sehr starken ersten Halbjahr und einem schwierigen zweiten Halbjahr", sagte Vertriebsvorstand Lars Krause laut Mitteilung. "Wir konnten unseren Marktanteil international nicht nur halten, sondern obendrein in einigen Märkten weiter ausbauen, das ist eine starke Leistung."
VW-Werk Zwickau muss wohl um Audi-Produktion bangen
Das VW-Werk in Zwickau muss einem Medienbericht zufolge auch nach dem Kompromiss zwischen Volkswagen und Betriebsrat um seine Zukunft bangen. Im Konzern gebe es Überlegungen, das letzte verbleibende Modell, den Elektro-Audi Q4 e-tron, ab der ersten Hälfte der 2030er-Jahre zumindest teilweise auch an einem anderen Standort zu bauen, berichtet der "Spiegel".
Im Gespräch sei eine Produktion im US-Werk von Volkswagen in Chattanooga. Zumindest die Fahrzeuge für den US-Markt könnten künftig dort produziert werden, hieß es. Bisher kommen diese aus Zwickau. "Wir prüfen derzeit verschiedene Szenarien", sagte eine Audi-Sprecherin auf Anfrage. Zugleich betonte sie: "Zwickau bleibt auch künftig Produktionsstandort für Audi Q4 e-tron und Audi Q4 e-tron Sportback."
Erster Audi "Made in USA"
Das VW-Schwestermodell ID.4 wird bereits jetzt auch in Chattanooga produziert. Für Audi wäre der Q4 dagegen das erste Fahrzeug, das direkt in den USA hergestellt wird. Bisher bedient Audi den dortigen Markt vor allem aus seinem Werk in Mexiko.
Der Audi Q4 e-tron und dessen Kombi-Variante Q4 e-tron Sportback sind ab 2027 die einzigen Modelle, die noch in Zwickau gebaut werden. Die bisher ebenfalls dort hergestellten VW-Modelle ID.3, ID.4, ID.5 und der Cupra Born wechseln dann nach Wolfsburg und Emden. Darauf hatten sich Unternehmen und Betriebsrat im Rahmen des Tarifkompromisses kurz vor Weihnachten verständigt.
Für die Mitarbeiter gilt im Gegenzug eine Beschäftigungssicherung bis 2030. Das Zwickauer Werk hat rund 9.500 Mitarbeiter.
Am Freitag gewinnt die Vorzugsaktie von Volkswagen via XETRA zeitweise 2,03 Prozent auf 91,52 Euro.
WOLFSBURG/ZWICKAU/INGOLSTADT (dpa-AFX)
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