Warren Buffetts Berkshire Hathaway hat alle ETF-Positionen aufgelöst - ein Zeichen?
• Buffett-Investments sorgen für großes Interesse bei Kleinanlegern
• Buffett trennt sich in Q4 2024 von allen ETFs
• Mögliche Warnung vor drohendem Abschwung an den Märkten?
Die Investments von Starinvestor Warren Buffett sind für Anleger weltweit von großem Interesse. Umso genauer wird hingeschaut, wenn jedes Quartal die Bewegungen im Buffett-Depot öffentlich werden. Dass diese überhaupt eingesehen werden können, liegt an den Vorschriften der US-Börsenaufsicht SEC. Diese verpflichtet Anleger mit Vermögenswerten von mehr als 100 Millionen US-Dollar dazu, über diese vierteljährlich mittels des 13F-Formulars Rechenschaft abzulegen. Im vierten Quartal 2024 verfügte Buffetts Investmentunternehmen Berkshire Hathaway über einen Portfoliowert von rund 267 Milliarden US-Dollar.
Buffett trennt sich von allen ETF-Positionen
Für Anleger ist meist von besonderem Interesse, wie sich die einzelnen Beteiligungen von Quartal zu Quartal verändert haben. In Q4 2024 war dabei besonders auffällig, dass sich der Starinvestor vollständig von seinen ETF-Beteiligungen trennte. Hierbei handelte es sich um den SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) von State Street Global Advisors sowie den Vanguard S&P 500 ETF (VOO). Beide börsengehandelten Fonds decken, wie der Name sagt, den marktbreiten US-Index S&P 500 ab. Beide Investments wurden erstmals im vierten Quartal 2019 aufgenommen und machten mit einem Portfolioanteil von jeweils 0,01 Prozent nur einen geringen Teil des Buffett-Depots aus. Mit ihrem Verkauf hält der Investor nun jedoch keinerlei ETFs mehr.
Berkshire Hathaways Cash-Berg wächst
Wie die Financial Times schreibt, zeichnet sich bei Berkshire schon seit längerem ein Trend hin zu weniger Wertpapieren ab, was dazu führt, dass das Konglomerat zum Jahresende 2024 auf einem unglaublichen Cash-Berg in Höhe von mittlerweile 334,2 Milliarden US-Dollar saß, was einen neuen Rekordstand bedeutete. Mittlerweile ist Berkshire nun schon neun Quartale in Folge ein Nettoverkäufer von Wertpapieren.
Vor diesem Hintergrund fragen sich Anleger natürlich, was es mit dieser Entwicklung auf sich hat und welche Schlüsse sie für ihre eigenen Investments aus Warren Buffetts Entscheidungen ziehen können. Wie das sogenannte Orakel von Omaha jedoch selbst im diesjährigen Aktionärsbrief schreibt, dürfe aus der großen Cashposition von Berkshire Hathaway nicht geschlossen werden, dass sich die Präferenz des Starinvestors für Aktien geändert habe. "Diese Präferenz wird sich nicht ändern. Während unser Besitz an börsenfähigen Aktien im vergangenen Jahr von 354 Milliarden US-Dollar auf 272 Milliarden US-Dollar zurückging, stieg der Wert unserer nicht börsennotierten kontrollierten Aktien etwas an und bleibt weiterhin deutlich höher als der Wert des börsenfähigen Portfolios." Außerdem betont das Orakel von Omaha, dass Berkshire den Besitz an "guten Unternehmen, egal ob kontrolliert oder nur zu Teilen in Besitz" vor Bargeld-Äquivalenten bevorzugen wird.
Buffett empfiehlt selbst ETF-Anlage
Die Tatsache, dass Buffett trotz seiner Präferenz für Aktien und im besonderen US-Aktien, wie es im diesjährigen Aktionärsbrief heißt, keine ETFs mehr hält, wirft die Frage auf, ob der Starinvestor möglicherweise davon ausgeht, dass den US-Märkten ein Abschwung bevorstehen dürfte. Schließlich hatte Buffett Anlegern ein Investment in den S&P 500 in der Vergangenheit sogar wärmstens empfohlen, wie zuletzt im Rahmen der Berkshire-Jahresversammlung 2020: "Meiner Meinung nach ist es für die meisten Menschen am besten, den S&P 500-Indexfonds zu besitzen".
Wie David Jagielski von The Motley Fool argumentiert, sollten Anleger jedoch nicht zu viel in den ETF-Verkauf hineinlesen, da Buffett selbst bekennender Kritiker von Vorhersagen sei: "Prognosen mögen viel über den Prognostiker aussagen, über die Zukunft sagen sie nichts aus", zitiert Jagielski den Investmentprofi. Zudem besteht Buffetts Investmentansatz ganz klar darin, mit einem langfristigen Horizont anzulegen. So ist Berkshire Hathaway über Jahrzehnte hinweg am Aktienmarkt investiert geblieben, auch wenn es immer wieder Krisen und Wirtschaftsabschwünge gab.
Zudem stellten die ETF-Positionen nur einen sehr geringen Anteil des gesamten Berkshire-Portfolios dar. Während viele Kleinanleger ETF-Investments, insbesondere in den marktbreiten S&P 500, dazu nutzen, ihre Portfolios zu diversifizieren, dürfte dies nicht Buffetts Hauptgrund für sein Investment gewesen sein, schließlich hat sich der Starinvestor wegen seiner Fähigkeit einen Namen gemacht, gezielt unterbewertete Unternehmen zu finden, die sich durch einen wirtschaftlichen Burggraben von ihren Konkurrenten unterscheiden und deshalb langfristig im Wert steigen dürften. Seine Fähigkeit zum richtigen Stockpicking dürfte dementsprechend kaum angezweifelt werden, eine Anlage in einen Indexfonds zur Absicherung wäre für ihn daher eher unnötig.
Kein Warnzeichen?
Wie Daniel Milks, Gründer von Fiduciary Organization & Woodmark Advisors gegenüber etf.com zu bedenken gibt, müsse der ETF-Verkauf dementsprechend "nicht unbedingt ein Warnzeichen für Kleinanleger, die in Panik geraten sollten", darstellen. "Stattdessen könnte es Berkshires Vorliebe für den direkten Aktienbesitz oder seine Überzeugung widerspiegeln, dass bestimmte Sektoren innerhalb des S&P 500 überbewertet sind."
Wie The Motley Fool-Experte Jagielski meint, stellen die beiden von Buffett veräußerten ETFs auch weiterhin eine "solide langfristige Option für Anleger" dar. Letztlich sollten die jüngsten Verkäufe aus dem Berkshire Hathaway-Depot nicht abschrecken.
Was My Retirement Network-Gründerin Melissa Caro jedoch bemerkenswert findet, sind die Verkäufe, die Buffett bei einzelnen Unternehmen im letzten Quartal vorgenommen hat, die auch einen großen Teil der besagten ETFs ausmachen. "Der Verkauf von SPY und VOO deutet nicht unbedingt auf eine rückläufige Marktprognose hin, aber die Verringerung größerer Einzelbestände könnte etwas über Berkshires Einstellung zu bestimmten Aktien oder Sektoren aussagen", so die Expertin gegenüber etf.com.
So hat sich Buffett im vierten Quartal neben den beiden ETFs nur noch von einer Position vollständig getrennt: seinem Investment in Ulta Beauty. Zudem nahm er bei acht weiteren Unternehmen Kürzungen vor: Nu Holdings, Louisiana Pacific Corp., Formula One Group, Charter Communications, T-Mobile US, Citigroup, Capital One Financial Corp sowie bei der Bank of America.
Ob es in diesen Sektoren dementsprechend zu einem Abschwung kommen wird, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
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