Zinsentscheid im Fokus

Experte: Darum steht der Straffungszyklus der US-Notenbank Fed vor dem Ende

25.07.23 20:23 Uhr

Experte: Darum steht der Straffungszyklus der US-Notenbank Fed vor dem Ende | finanzen.net

Mit Spannung blicken Anleger auf den Zinsentscheid des US-Notenbank Fed, welcher am 26. Juli verkündet wird. Am Markt wird fest von einer Erhöhung um weitere 25 Basispunkte ausgegangen. Die spannendere Frage ist jedoch, ob der Zinserhöhungszyklus damit abgeschlossen sein wird. Larry Adam, CIO von Raymond James, ist davon überzeugt. Das sind die Gründe.

Werte in diesem Artikel

• Zinsenscheid der US-Notenbank Fed am 26. Juli
• Erhöhung um 25 Basispunkte erwartet
• Rückläufige Inflation, erste Schwächeanzeichen des Arbeitsmarkts, sinkende Verbraucherausgaben deuten auf Ende des Erhöhungszyklus hin

Kaum ein anderes Ereignis wird aktuell mit so viel Aufmerksamkeit verfolgt wie die Zinssitzungen der US-Notenbank Fed. Und so haben sich Anleger auch im Vorfeld der Juli-Sitzung der Fed, die heute und morgen andauert und morgen im Zinsentscheid der Notenbanker gipfelt, sehr zurückgehalten.

Dabei dürfte es bei dieser Zinssitzung eigentlich keine großen Überraschungen geben. Am Markt wird fest mit einer Erhöhung des Leitzinses um 0,25 Prozent auf eine Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent gerechnet. Die Frage ist eher, was danach kommt, schließlich haben die Währungshüter den Leitzins in den letzten 16 Monaten bereits um satte 500 Basispunkte angehoben. Fed-Chef Jerome Powell hatte im Juni vor einem Ausschuss im US-Senat auf den für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschuss (FOMC) verwiesen, in dem eine Mehrheit dafür plädierte, die Zinsen in diesem Jahr noch weiter anzuheben, "vielleicht sogar zwei Mal". Im Rahmen der Zinssitzung im Juni hatte die Notenbank eine Zinspause verkündet, aus dem zugehörigen Fed-Protokoll war jedoch ebenfalls hervorgegangen, dass "fast alle" Mitglieder für 2023 weitere Zinserhöhungen erwarteten.

Die große Frage ist nun, ob der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank mit der vermutlichen Erhöhung am Mittwoch abgeschlossen sein wird. Hierfür plädiert der Raymond James-CIO Larry Adam, wie er in einer Kolumne, die bei VettaFi Advisor Perspectives veröffentlicht wurde, darlegt.

US-Inflation rückläufig

So verweist Adam auf die mittlerweile rückläufige Inflation in den USA, die mit ihrer Ausuferung im Zuge der billionenschweren Stimuli zur Abfederung der wirtschaftlichen Effekte der Corona-Pandemie erst zu dem Straffungszyklus der Fed geführt hatte. Hier hatten die US-Inflationsdaten für den Monat Juni einen Rückgang der Teuerung auf 3,0 Prozent offenbart nach 4,0 Prozent im Vormonat. Die Kernrate sank hingegen von 5,3 Prozent im Mai auf nun mehr 4,8 Prozent. Beide Rückgänge waren stärker als zuvor antizipiert ausgefallen. Adam findet in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass die Kernrate mittlerweile unter dem Niveau der US-Leitzinsen notiert, was in den letzten 20 Jahren seinen Informationen nach nur zu 20 Prozent der Zeit vorgekommen sei. Darüber hinaus, sieht es der Raymond James-CIO als bemerkenswert an, dass die Mietentrends der Immobilienplattform Rent.com zeigen würden, dass die Mieten im Mai erstmals seit März 2020 wieder gesunken seien, nämlich um 0,6 Prozent im Jahresvergleich. Mieten sind ein wichtiger Indikator, welcher bei der Fed bei der Bestimmung der künftigen Geldpolitik einen großen Stellenwert einnimmt.

Stärke des US-Arbeitsmarkts beginnt zu bröckeln

Als zweites Argument führt Adam den US-Arbeitsmarkt an, der mittlerweile erste Schwächeanzeichen vorweise. Die langanhaltende Stärke des US-Arbeitsmarkts war lange das, was der Notenbank die größten Kopfschmerzen bereitete, da hier ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrschte. Wie der Wirtschaftsexperte anführt, seien in der Spitze dieses Ungleichgewichts auf einen verfügbaren Arbeitnehmer zwei offene Stellen gekommen, was die Löhne dementsprechend in die Höhe trieb. Mittlerweile würden jedoch unterschiedliche Daten darauf hindeuten, dass der Arbeitsmarkt sich wieder einem Gleichgewicht annähere. So wurden im Juni in den USA laut US-Arbeitsmarktbericht so wenig neue Stellen geschaffen wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren, was auch QC Partners-Experte Thomas Altmann zu der Einschätzung brachte, dass es damit deutlich wahrscheinlicher werde, "dass die Fed kurz vor dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus steht", wie ihn die Deutsche Presse-Agentur wiedergibt. Darüber hinaus zeige der NFIB Small Business Optimism Index, der die Stimmung von US-Kleinunternehmern widerspiegelt, laut Adam, dass die Pläne der Befragten in den kommenden drei Monaten neue Leute einzustellen, auf 15 Prozent gesunken sei, den niedrigsten Stand seit März 2020.

Verbraucherausgaben dürften zurückgehen

Der dritte Punkt, der Larry Adam zu der Überzeugung bringt, der Straffungszyklus der Fed könnte sich dem Ende zuneigen, liegt in den Ausgaben der US-Verbraucher. Hier geht Adam davon aus, dass die ersten Schwächeanzeichen des US-Arbeitsmarkts sich bald auch in zurückgehenden Ausgaben bei den Verbrauchern niederschlagen dürften. Schon jetzt gäbe es erste Anzeichen auf zurückgehenden Konsum. So sei beispielsweise der Redbook Index, welcher die Käufe in über 9.000 Warenläden nachverfolge, bereits im Jahresvergleich auf rotes Terrain abgedriftet - zum ersten Mal seit September 2020. Auch Wirtschaftsexperte Jeremy Siegel warnte jüngst in seiner wöchentlichen WisdomTree-Kolumne, dass den US-Verbrauchern bald das Geld ausgehen werde, was sich wiederum negativ auf die US-Wirtschaft auswirken dürfte. Er appellierte in diesem Zusammenhang an die Fed, die Zinsen nicht anzufassen, da sich die Inflationsumkehr stark beschleunigen könne, sollte sich die US-Wirtschaft abschwächen.

Auch andere Experten sehen Ende des Straffungszyklus gekommen

Der Raymond James-CIO steht mit seiner Einschätzung, die Juli-Erhöhung der Fed könne die vorerst letzte sein, im Übrigen nicht alleine da. So hat die Nachrichtenagentur Reuters 106 Ökonomen zu einer Vorabschätzung der Juli-Sitzung der US-Notenbank befragt, wovon alle ohne Ausnahme eine weitere Erhöhung um 25 Basispunkte erwarteten. Die Mehrheit schätzt laut Reuters jedoch außerdem, dass dies der letzte Anstieg des aktuellen Erhöhungszyklus sein dürfte. Nur 19 der 106 Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass der Leitzins eine Spanne von 5,5 bis 5,75 Prozent erreichen wird. Was die US-Notenbank letztlich tatsächlich entscheidet, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

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