Währungspolitik im Fokus

Allianz-Wirtschaftsexperte: Die US-Notenbank hat es übertrieben

23.04.19 20:29 Uhr

Allianz-Wirtschaftsexperte: Die US-Notenbank hat es übertrieben | finanzen.net

Die Politik der US-Notenbank wird an den Finanzmärkten mit Argusaugen beobachtet. Der jüngste Schritt der Währungshüter kommt nicht bei allen Marktexperten gut an.

Auf ihrer Zinssitzung im März hat die Federal Reserve nicht nur den Leitzins unangetastet gelassen, sondern auch eine Zinspause in Aussicht gestellt. Man wolle Geduld walten lassen, bis sich das Konjunkturbild geklärt habe, hieß es zur Begründung. Konkret bedeutet dies: Im aktuellen Jahr wird es keine Leitzinserhöhung mehr geben, ursprünglich waren zwei Zinsanhebungen geplant gewesen. 2020 sollen die Leitzinsen nach aktuellem Stand dann einmal, 2021 gar nicht angehoben werden.

Kritik von Wirtschaftsexperten

Doch auch wenn die Finanzmärkte mehrheitlich positiv auf die Neuausrichtung der Fed reagierten, kommen die Beschlüsse der US-Notenbank nicht bei allen Experten gut an. Der Wirtschaftsberater der Allianz, Mohamed El-Erian, kritisiert die Währungshüter auf CNBC: "Ich denke, sie sind ein bisschen zu weit gegangen. Im vierten Quartal waren sie auf jeden Fall zu falkenhaft ... und jetzt denke ich, dass sie auf "zu taubenhaft" umgeschwenkt sind".

US-Wirtschaft noch robust

Die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten hält der Experte für robust, sie sei "immer noch in einem guten Bereich", erklärte er. Daher sei er überrascht gewesen, dass die US-Notenbank ihre Zinsanhebungspläne für 2019 vor diesem Hintergrund komplett fallengelassen hat. Er selbst rechnet damit, dass die USA in diesem Jahr ein Wachstum zwischen 2,5 und 3 Prozent einfahren könnten - 2018 war die US-Wirtschaft noch um 2,9 Prozent gewachsen.

Diese Robustheit ist es auch, die die Wirtschaft der Vereinigten Staaten seiner Ansicht nach vor einem empfindlichen Schaden durch den drastischen Stimmungsumschwung der Währungshüter bewahren könnte. Allerdings habe die jüngste Währungspolitik zu stärkeren Schwankungen an den internationalen Finanzmärkten beigetragen, betont El-Erian.

Wirtschaft in anderen Ländern weniger stabil

Während die US-Wirtschaft 2019 voraussichtlich Wachstum generieren wird, sei die Lage in anderen Teilen der Welt deutlich herausfordernder, glaubt der Allianz-Berater. In Europa werde es mit Glück eine Wachstumsrate von einem Prozent geben, auch in China bleibe die Lage weiter unsicher, da das Land mit schwierigen Rahmenbedingungen wie dem Handelsstreit konfrontiert sei.

Redaktion finanzen.net

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