Zinsen: Lage hat sich nicht verschärft
Zinsen bleiben ein heißes Thema an den Märkten, der Fokus hat sich allerdings verschoben.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 64,0% verzeichnet hat (Stand 31.12.2018).
Die Gefahr deutlich steigender langfristiger Zinsen ist am Markt kein großes Thema mehr. Im Jahresverlauf 2018 hat sich der Fokus vielmehr dahin verschoben, ob die immer flachere Zinsstrukturkurve in den USA (aber auch in Deutschland) eine Rezession ankündigt, die dann üblicherweise eher mit fallenden Zinsen (vor allem am kurzen Ende) einhergeht. Als Bestätigung dieser Sorge sehen wir auch die geldpolitische Kehrtwende der FED.
Warum die Zinsstruktur so wichtig ist
Wenn die Notenbank kontinuierlich die kurzfristigen Zinsen erhöht, wie in den USA geschehen, sollten die langfristigen Zinsen eigentlich mitziehen - das würde auf eine steigende Wachstums- und Inflationsdynamik hinweisen. Fällt der Anstieg am langen Ende aber deutlich geringer aus, wird die Zinsstrukturkurve immer flacher. Das wird als Hinweis darauf gewertet, dass die Wachstumsdynamik künftig abnimmt. Erreicht die Zinsstrukturkurve sogar einen inversen Verlauf (kurzfristige Zinsen > langfristige), wird das dementsprechend als Warnsignal für eine Rezession gewertet. Die Marktteilnehmer erwarten in diesem Fall nämlich künftig deutlich sinkende Zinsen am kurzen Ende und sichern sich noch die relativ hohen langfristigen Sätze.
Zinsabstand in den USA nicht weiter gesunken
Die USA befinden sich mitten in diesem Prozess, bis zum letzten Dezember war die Zinsstrukturkurve schon gefährlich flach geworden - verglichen mit dem Stand in den beiden Vorjahren. Seitdem hat sich die Lage nicht weiter verschärft. Bis Ende Januar verlagerte sich die Kurve zwar insgesamt nach unten, aber der Abstand zwischen dem langen und dem kurzen Ende hat sich minimal vergrößert. Für Deutschland kann selbiges aber nicht konstatiert werden. Die Zinsen für 30-jährige Bundesanleihen sind im Januar weiter gefallen, so dass sich der Abstand zu Kurzläufern (der aber immer noch größer ist, als in den USA), weiter reduziert hat.
Fazit zu Zinsen
Die geldpolitische Zinswende der FED, die jetzt deutlich vorsichtiger agieren will, hat Druck vom amerikanischen Anleihenmarkt genommen. Der Rückgang des Abstands zwischen kurz- und langfristigen Zinsen hat sich zuletzt nicht fortgesetzt. Dennoch deutet die Zinsstrukturkurve in den USA wie in Deutschland niedrige Wachstumserwartungen an.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 1.701 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 16,4 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 64,0% verzeichnet hat (Stand 31.12.18).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Weitere Hinweise:
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).