Das fatale Zinssignal
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Zu Jahresanfang waren steigende Zinsen das große Sorgenthema. Das könnte jetzt abgelöst werden durch Konjunktursorgen und einen bangen Blick auf die Zinsstruktur.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 bis Ende des Jahres 2017 einen Kurszuwachs von 107% verzeichnet hat.
Anfang des Jahres waren die deutlich gestiegenen langfristigen Zinsen am Markt das große Thema. Eine Reflationierung der Weltwirtschaft, verbunden mit weiteren Zinserhöhungen der Zentralbanken, und die möglichen Folgen für den Aktienmarkt wurden intensiv diskutiert. Seit Mitte Februar haben die langfristigen Zinsen im Trend aber wieder abgenommen, das hat den Aktien aber erst recht nicht gutgetan. Das verdeutlicht, dass hier vermutlich das noch größere Risiko liegt.
Erneute Zinswende bringt keine Erleichterung
Steigende Zinsen gelten als Anfang vom Ende einer Aktienhausse. Die Finanzierungskosten erhöhen sich, was die Investitionsdynamik und letztlich auch das Wirtschaftswachstum dämpft, während die Alternativen zu Aktien durch eine höhere Verzinsung attraktiver werden. Daher wurde der starke Anstieg der langfristigen Zinsen zur Jahreswende auch so kritisch beäugt. Die Zeit ab Mitte Februar hätte demzufolge eigentlich Erleichterung bringen müssen. In den USA hat der Zins von zehnjährigen US-Staatsanleihen zunächst nah am Hoch stagniert um schließlich doch um 15 bis 20 Basispunkte nachzugeben, in Deutschland ist die Umlaufrendite vom Februarhoch bei 0,55 % wieder auf 0,32 % abgesackt. Die Aktien standen und stehen trotzdem weiter unter Druck.
Das gefährliche Signal
Das liegt daran, dass es noch ein zweites Szenario gibt, dass den Anlegern Angst einjagt. In Zeiten steigender Leitzinsen sollten die langfristigen Marktzinsen eigentlich mitziehen. Ist das nicht der Fall, spricht das für eine abnehmende Wachstumsdynamik. Eine inverse Zinsstruktur, bei der die kurzfristigen Zinsen sogar höher sind als die langfristigen, gilt gar als Vorbote einer Rezession. In den USA hat sich mit der jüngsten Entwicklung die Gefahr dafür erhöht. Während der mittlere Leitzins von der FED zuletzt auf 1,625 % angehoben wurde, haben sich die Zinsen für zehnjährige Papiere auf ca. 2,8 % moderat reduziert. Die Zinsdifferenz ist somit im Vergleich zum Fe¬bruarhoch innerhalb weniger Wochen um 40 Basispunkte auf 1,15 % zurückgegangen.
Das Risiko eines Abschwungs
Zinsen bleiben ein zentrales Marktthema. Im Moment rückt aber wieder verstärkt die Zinsstrukturkurve in den Blickpunkt. Denn angesichts des eskalierenden Handelsstreits zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern, der in eine Zeit fällt, in der die konjunkturellen Frühindikatoren für die Weltwirtschaft ohnehin tendenziell zurückgehen, steigt die Sorge vor einem Abschwung oder gar einer Rezession. Daher sollten insbesondere die Signale der US-Zinsstruktur im Auge behalten werden, da die Leitzinsnormalisierung in Übersee schon fortgeschritten ist. Noch wirkt der Abstand zwischen kurz- und langfristigen Zinsen aber komfortabel.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
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