Commerzbank führt negative Zinsen für Geschäftskonten ein
Die Commerzbank wird die negativen Einlagezinsen der EZB voraussichtlich schon ab Dezember an große Unternehmenskunden weiterreichen und ihnen eine Gebühr für hohe Guthaben berechnen.
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Bei "einzelnen großen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Großkonzernen und institutionellen Anlegern" behalte es sich die Bank vor, eine "Guthabengebühr" zu berechnen, bestätigte die Commerzbank dem Wall Street Journal Deutschland entsprechende Informationen. Damit will die Bank dafür sorgen, dass die Unternehmen nicht zu viel Geld auf ihren Konten bunkern. Grund für diesen Schritt seien die negativen Einlagezinsen der EZB.
Die Commerzbank wolle die Höhe der Gebühr mit den betroffenen Kunden individuell aushandeln. "Grundsätzlich" seien Privatkunden sowie Geschäfts- und mittelständische Firmenkunden nicht betroffen, teilte die Commerzbank mit.
Auch die Deutsche Bank plant nach Aussagen eines Informanten einen solchen Schritt. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, dass die Bank "derzeit nicht" plane, "im breiten Kundengeschäft Gebühren für Einlagen einzuführen". Institutionellen Kunden biete die Bank derzeit unter anderem Termingelder als Alternative an.
Die Commerzbank ist damit das erste große Kredithaus der Eurozone, das diesen Schritt geht und direkte Strafzinsen für hohe Guthaben ankündigt. Bislang haben nur US-Banken wie die Bank of New York Mellon, Goldman Sachs und J.P. Morgan Chase sowie die Schweizerische Credit Suisse und die britische HSBC einigen Kunden angekündigt, für hohe Einlagen in Euro Gebühren zu verlangen.
In Deutschland verlangt bisher nur die vergleichsweise kleine Skatbank seit dem 1. November einen Negativzinssatz von 0,25 Prozent für Guthaben auf Tagesgeldkonten in Höhe von mehr als 500.000 Euro sowie für Girokonten, auf denen mehr als zwei Millionen Euro liegen. Bei der Bank aus Thüringen, die Teil der genossenschaftlichen VR-Bank Altenburger Land ist, sind zwar prinzipiell Privat- und Geschäftskunden betroffen. Die Summen, ab denen die Negativzinsen gelten, sind jedoch vor allem für Geschäftskunden typisch.
Negative Zinsen sind in Deutschland sehr umstritten. Würden sie flächendeckend eingeführt, wären Millionen von Bürgern betroffen. Insbesondere private Haushalte, aber auch zahlreiche Unternehmen, parken ihr Geld derzeit auf Spar- und Tagesgeldkonten. Dort kann das Geld zwar nicht den Schwankungen am Aktien- oder Anleihemarkt zum Opfer fallen. Da im Moment aber kaum Zinsen auf solche Einlagen gezahlt wird, verlieren die Geldanlagen schon jetzt an Wert, wenn man die laufende Inflationsrate berücksichtigt.
Im Juni hatte die Europäische Zentralbank einen negativen Zinssatz für Bankeinlagen eingeführt. Finanzinstitute müssen also dafür bezahlen, wenn sie ihre überschüssigen Reserven über Nacht bei der EZB lagern, statt sie anderen Banken zu leihen. Es war das erste Mal, dass eine große Zentralbank einen solchen Schritt wagt und eine Maßnahme, mit der die EZB die Kreditvergabe im privaten Sektor ankurbeln möchte. Im September senkte die EZB ihren Einlagenzins noch weiter ins Minus. Dieser Schritt hat das Risiko noch erhöht, dass die Banken sich die zusätzlichen Kosten von ihren Kunden zurückholen.
Deutsche Bankmanager haben wiederholt erklärt, dass sie zwar gerne mehr Geld verleihen würden, es aber an der gedämpften Kreditnachfrage von Unternehmenskunden scheitere. Viele von ihnen warnten davor, dass der Schritt der EZB unbeabsichtigte Konsequenzen haben werde. Der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken und Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, hatte zuletzt auf einer Veranstaltung keine Empfehlung für Privatbanken aussprechen wollen. Es sei die Entscheidung jeder einzelnen Bank, ob sie negative Zinsen einführen wolle oder nicht, sagte er. Der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) sprach sich dagegen bereits öffentlich gegen negative Einlagezinsen für Privatkunden aus, ebenso der Sparkassenverband DSGV.
Mitarbeit: Brian Blackstone
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/sha/igo/kgb/brb
Von Eyk Henning und Isabel Gomez
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