Höhepunkt überschritten

Kampf gegen Inflation: Wirtschaftsweise fordert von EZB weitere Leitzinserhöhungen ein

26.01.23 13:01 Uhr

Kampf gegen Inflation: Wirtschaftsweise fordert von EZB weitere Leitzinserhöhungen ein | finanzen.net

Die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Monika Schnitzer, rechnet nicht damit, dass die Inflation im Euroraum noch einmal Werte wie im Herbst 2022 erreichen wird.

"Ich gehe davon aus, dass wir den Höhepunkt im Oktober erreicht haben", sagte Schnitzer im Internationalen Club Frankfurt Wirtschaftsjournalisten. Es müsste schon einiges zusammenkommen, damit die Inflation erneut so zulege.

Schnitzer rechnet allerdings damit, dass die Inflation in den ersten beiden Monaten des Jahres steigen wird, ehe sie im März deutlich zurückgeht. Grund ist die Art und Weise, in der das Statistische Bundesamt (Destatis) die Wirkungen der Gaspreisbremse in die Verbraucherpreisberechnung einbezieht. "Die Gaspreisbremse gibt es erst im März, und die wird dann rückwirkend für Januar und Februar ausgezahlt", sagte sie.

Die Statistiker berücksichtigten solche rückwirkenden Zahlungen aber nicht in ihren Berechnungen. "Von daher ist es nicht ausgeschlossen, dass es im Januar erst mal ein bisschen hoch geht und im Februar auch, aber im März deutlich runter", sagte Schnitzer. Destatis veröffentlicht am 31. Januar Verbraucherpreisdaten für Januar, am 1. Februar folgt Eurostat mit denen des Euroraums.

Im Dezember war die Inflation im Euroraum auf 9,1 (November: 10,1) Prozent gesunken, im Oktober hatte sie bei 10,6 Prozent gelegen. In Deutschland ist die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Teuerung von 11,6 Prozent im Oktober auf 9,6 Prozent im Dezember gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig 2 Prozent an. Ihr volkswirtschaftlicher Stab hat aber im Dezember für 2024 und 2025 jahresdurchschnittliche Teuerungsraten von 3,4 und 2,3 Prozent prognostiziert.

Schnitzer zufolge war es "sehr richtig und sehr wichtig", dass die EZB zwar spät, dann aber entschlossen reagiert habe, um die Inflationserwartungen einzudämmen. "Es hat in den vergangenen zwei Jahren einen größeren Anteil an professionellen Marktbeobachtern gegeben, die die Inflation auf Sicht von fünf Jahren bei über 2 Prozent sahen", sagte sie und fügte hinzu: "Die Gefahr, dass sich die Inflationserwartungen nach oben entwickeln, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen."

Die EZB dürfte daher mit ihren Zinserhöhungen auch noch nicht am Ende sein. Die nächste EZB-Ratssitzung steht am 2. Februar an. Analysten und Marktteilnehmer rechnen mit einer Zinserhöhung von 50 Basispunkten.

DJG/hab/apo

FRANKFURT (Dow Jones)

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