EZB-Präsidentin Lagarde: Keine Zinssenkungen in den nächsten Quartalen
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihrer Präsidentin Christine Lagarde zufolge zumindest "in den kommenden Quartalen" nicht mit Zinssenkungen beginnen.
Lagarde sagte am Freitag auf der Global Boardroom-Konferenz der Financial Times, dass die Inflation in der Eurozone auf das 2-Prozent-Ziel sinken werde, wenn die Zinssätze "lange genug" auf ihrem aktuellen Niveau gehalten würden.
Sie fügte jedoch hinzu: "Das bedeutet nicht, dass wir in den kommenden paar Quartalen eine Veränderung sehen werden. 'Lang genug' muss lang genug sein."
Die EZB hat vergangenen Monat ihren Leitzins unverändert auf dem historischen Höchststand von 4 Prozent belassen, um die Inflation zu dämpfen.
Nagel: Unsicherheit über Wirtschaft ist weiter groß
Die Inflation im Euroraum ist aus Sicht von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel immer noch zu hoch. "Die Prognosen zeigen einen nur langsamen Rückgang hin zum Zielwert von 2 Prozent", sagte der Bundesbankpräsident bei einer Rede in Baden-Baden. "Und die Unsicherheit ist weiterhin groß." Der EZB-Rat sei fest entschlossen, Preisstabilität herzustellen, also die Inflationsrate bald wieder auf 2 Prozent zu senken. Dafür müssten die Leitzinsen ausreichend lange auf einem ausreichend hohen Niveau liegen.
Im Oktober war die Inflation in der Eurozone von 4,3 auf 2,9 Prozent gesunken. Die EZB hatte zuletzt ihre Leitzinsen bestätigt. Der Bankeinlagensatz blieb bei 4,00 Prozent.
Nagel warnte zudem grundsätzlich vor unsoliden Staatsfinanzen. Sie seien eine Gefahr für die Preisstabilität. "Denn bei hohen Schuldenquoten könnten die Menschen das Vertrauen darin verlieren, dass die Last ohne Inflationssteuer noch zu stemmen ist. Die Inflationserwartungen und daher die Inflation selbst könnten deshalb steigen", sagte Nagel.
Auch eine expansive Fiskalpolitik könne zu Problemen führen, indem sie die Nachfrage und die Konjunktur so stark anschiebt, dass die Inflation verstärkt wird. "Bei niedriger Inflation muss das nicht schädlich sein, im Gegenteil, es kann der Geldpolitik helfen", sagte Nagel. "Bei der aktuell hohen Inflation aber macht ein solcher expansiver Fiskalkurs der Geldpolitik das Leben schwerer - auch bei an sich soliden Staatsfinanzen."
LONDON / FRANKFURT (Dow Jones)
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