Vermögensverwalter-Kolumne

Von wegen Zinswende!

22.07.13 12:50 Uhr

Von wegen Zinswende! | finanzen.net

An den internationalen Rentenmärkten gab es im Juni 2013 einen ungewöhnlich starken Zinsanstieg. Ausgelöst hatte dies eine Rede von Ben Bernanke, dem Chef der US-amerikanischen Notenbank (FED).

von Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg

Darin hatte der FED-Präsident angekündigt, er wolle die expansive Geldpolitik allmählich auslaufen lassen. Positive Konjunkturdaten aus den USA stützten darüber hinaus die Erwartung, dass die Notenbank das Volumen der monatlichen Anleihekäufe stark reduzieren wird.

Die Rentenmärkte reagierten darauf mit einem steilen Kurssturz. Dadurch stiegen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen von 1,5 auf bis zu 2,7 Prozent. Der europäische Rentenmarkt schloss sich den Entwicklungen der USA an. Die Zinsen für deutsche Bundesanleihen zogen um ca. 25 Basispunkte auf ca. 1,8 Prozent an. Die Anleiherenditen der krisengeschüttelten Peripherieländer stiegen ebenfalls stark an.

Doch kann man jetzt von einer nachhaltigen Zinswende sprechen? Gehören die historisch niedrigen Zinssätze endgültig der Vergangenheit an? Dazu ist es wichtig, sich die verschiedenen Wirtschaftsräume genauer anzusehen. Die Amerikaner knüpfen Ihre Geldpolitik eng an die Entwicklung des heimischen Arbeits- und Immobilienmarktes. Die Wohnimmobilienpreise haben die Talsohle verlassen und streben wieder nach oben. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessert sich minimal. Beides wären Voraussetzungen für eine Konjunkturbelebung in den USA. Durch die heftigen Marktreaktionen steckt nun die amerikanische Notenbank in einer Zwickmühle: Sie begann ihre lockere Geldpolitik, um die US-Wirtschaft zu stärken. Aber selbst jetzt, nach über vier Jahren lockerer Geldpolitik, löst die pure Androhung, die Finanzstimuli zu beenden, Angst unter den Investoren aus. Die heftige Reaktion zeigt, dass die FED nur sehr langsam und vorsichtig vorgehen kann, wenn sie keine neue Finanzmarktkrise auslösen will.

Betrachtet man die Eurozone, muss man feststellen, dass diese sich in einer Wirtschaftskrise befindet. Dies spricht in keinster Weise für steigende Inflation noch für steigende Zinsen. Zudem hat EZB-Präsident Draghi am 4. Juli noch angekündigt, er wolle vorerst an der expansiven Geldpolitik festhalten.

Auch beim Blich auf internationale inflationsindexierte Anleihen sind keine Anzeichen steigender Inflationsraten und Zinsen zu entdecken, zumal selbst Chinas Wirtschaft seit einiger Zeit weniger dynamisch wächst.

Wir halten den Zinsanstieg der vergangenen Wochen für eine deutliche Übertreibung. Die Ankündigung der amerikanischen Notenbank sollte vielmehr als ein Versuch gewertet werden, die durch die Geldschwemme der vergangenen zwei Jahre verursachten Übertreibungen in verschiedenen Assetklassen zu bremsen. Es kann sein, dass wir die absoluten Zinstiefs gesehen haben. Es kommt aber auf keinen Fall zu einem nachhaltigen Zinsanstieg. Die in vielen Medien verkündete Zinswende wird ausbleiben, dafür ist der Spielraum der Notenbanken in den Industriestaaten zu klein. Von daher bietet der Rentenmarkt auf Basis der gesunkenen Kurse derzeit wieder interessante Zukaufsmöglichkeiten.

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