Vermögensverwalter-Kolumne

Banken schaffen die Zwei-Klassen-Gesellschaft

03.04.12 17:47 Uhr

Banken schaffen die Zwei-Klassen-Gesellschaft | finanzen.net

Die Schuldenkrise hat zumindest einen Gewinner: den deutschen Eigenheimfinanzierer oder Immobilienanleger.

Die Zinsen für die zehnjährige Zinsbindung bewegen sich nahe den Allzeittiefs, und im Internet werden auf diversen Vergleichsportalen Spitzenkonditionen von z.B. 2,55 Prozent p.a. bei zwei Prozent Tilgung für den Eigennutzer angeboten (Stand 29.03.2012). Ob dann noch die Möglichkeit von Sondertilgungen geboten wird, ist bei einer Verzinsung auf Inflationshöhe nicht mehr abschlussentscheidend.

Von Udo Schindler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg

Kreditinstitute kämpfen um Neukunden

Doch nicht jeder Kunde kommt in den Genuss solch günstiger Konditionen. So hart die Kreditinstitute um das Neugeschäft kämpfen, so wenig scheint ihnen am Bestand zu liegen. Von Autoversicherungen kennt der Verbraucher das Spielchen schon: Die Anbieter werben Neukunden mit extrem niedrigen Prämien, um dann ab dem zweiten Versicherungsjahr mit saftigen Beitragserhöhungen ihre Marge aufzubessern. Auch viele Banken teilen die Kundschaft für ihre Tages- oder Festgeldangebote in zwei Klassen. Neukunden erhalten dann einen zeitlich begrenzten Zins-Aufschlag auf ihre Einlage – in der Hoffnung, den einmal geworbenen Kunden auch mit den regulären Konditionen weiter behalten zu können.

Diese Taktik hält nun Einzug in die Immobilienfinanzierung. Steht eine Verlängerung des Darlehens an, ist vom Allzeittief der Zinsen keine Rede mehr. Ganz offen kommunizieren die Konzerne, dass bei Bestandskunden eine andere Kalkulation greift. Das geht soweit, dass den Betreuern vor Ort je nach Kundenklasse (Neugeschäft oder Prolongation) in den internen Systemen unterschiedliche Marktzinssätze angegeben werden. Damit hat der Kreditberater das Gefühl, dem Kunden die bestmögliche Kondition zu nennen – obwohl diese zum Beispiel 0,75 Prozentpunkte über dem Zinssatz für Neugeschäfte liegt.

Darlehenskunden vergleichen zu wenig

Der Kunde wird hierüber natürlich nicht informiert. Er freut sich in diesem Beispiel über einen Nominalzins von 3,3 Prozent auf zehn Jahre fest. Schließlich ist diese Anschlussfinanzierung ja deutlich günstiger als die Ursprungskondition, die 2002 bei rund 5,5 Prozent gelegen haben dürfte. Ein Konditionenvergleich findet in der Regel nicht mehr statt – anders als bei den vielfältigen Tagesgeld-Lockvogelangeboten, bei denen es oft um weit geringere Zinsunterschiede geht.

Fazit:

Hinterfragen Sie kritisch die Prolongationsangebote Ihrer Hausbank und scheuen nicht den Mehraufwand, den ein Wechsel des Kreditgebers verursacht. Die erforderliche Abtretung der Grundschuld ist im Vergleich zur möglichen Ersparnis nicht zu teuer. Beträgt die Restschuld 200.000 Euro, sparen Darlehensnehmer über die zehnjährige Zinsbindung leicht 15.000 Euro – und dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, dass bei geringerem Zins mehr und damit schneller getilgt werden kann.

Die Internetseiten der großen Hypothekenvermittler geben dem zinsbewussten Anschlussfinanzierer genügend Transparenz, um das Angebot seiner Hausbank zu hinterfragen. Selbst wenn die aktuelle Zinsbindung erst innerhalb der kommenden drei Jahre endet, sollten Eigenheimkäufer wie Immobilienanleger mit den Banken über die vorzeitige Konditionsfestlegung für die folgende Zehnjahresfrist sprechen. Denn die goldenen Zeiten der tiefen Zinsen sind nach unserer Überzeugung demnächst vorbei.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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