Korrektur der deutschen Renditen war notwendig, anhaltender Anstieg ist eher unwahrscheinlich

Wie erwartet, ist die Inflationsrate in der Euro-Zone im Mai weiter angestiegen. Nachdem sie im Januar noch -0.6 % betrug, hat sie sich im Mai auf 0,3 % erhöht.
Das Anziehen der Inflationsrate ist nicht unerwartet. In erster Linie ist der stabile Ölpreis dafür verantwortlich, auch wenn die unterliegende Teuerungsrate in 2015 etwas höher verläuft als in 2014. Für 2015 erwartet die IKB eine Inflationsrate von knapp unter 1,0 % bei Jahresende und 0,3 % im Durchschnitt. Die zunehmende Teuerung ist ein Hauptgrund für die steigenden deutschen Renditen. Angesichts langfristiger Zinsen, die sich seit Mitte April von ca. 0,08 % binnen weniger Wochen auf aktuell rund 0,8 % stark erhöht haben, steht die Frage im Raum, ob diese Zinswende nachhaltig ist und wie weit die Zinsen noch anziehen werden.
Die höheren 10-Jahreszinsen sind nachhaltig, denn die Inflationsängste sind dank der konjunkturellen Erholung und höheren Inflation nicht mehr gerechtfertigt. Dies zeigt sich auch in den ansteigenden Inflationserwartungen. Die Furcht vor Deflation war infolge des QE-Programmes der EZB schon länger nicht mehr gerechtfertigt. Denn das Programm hat zur Abwertung des Euro-Kurses geführt, die zusammen mit einer sich erholenden Kreditvergabe zur Stabilisierung der Inflationsdynamik führen sollte. Die Euro-Zone ist eine relativ offene Volkswirtschaft, sodass im Gegensatz zu Japan oder den USA eine Abwertung der Währung großen Einfluss auf die Preise und die Wettbewerbsfähigkeit hat. Die Zinsen haben sich inzwischen soweit normalisiert, dass sie mit den aktuellen und zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklungen übereinstimmen, was noch vor wenigen Wochen nicht der Fall war. Somit wäre auch ein erneuter deutlicher Rückgang der Zinshöhe temporär. Die Zinskorrektur ist nachhaltig, und mit jedem Monat weiter steigender Inflation sollte sich dieses Bild bestätigen.
Der aktuelle Anstieg der Langfristzinsen kann im gegenwärtigen Umfeld damit erklärt werden, dass diese sich auf einem nicht haltbaren niedrigen Niveau befanden und Deflationsrisiken immer unwahrscheinlicher sind. Es ist allerdings noch zu früh, von einer langfristigen Trendwende bei den Zinsen auszugehen. Zwar steigt die Inflationsrate in der Euro-Zone, es wird sich jedoch erst im nächsten Jahr zeigen, in welchem Maß die Abwertung die Inflationsdynamik nachhaltig stabilisiert bzw. inwieweit die Konjunktur kurzfristige Impulse aus der Abwertung nutzen konnte, um eine gefestigte Wachstumsdynamik zu entwickeln. Somit ist ein anhaltender Anstieg der Zinsen vor allem von der Inflationsdynamik in 2016 abhängig. Außerdem sind die 10-Jahreszinsen nicht nur von Inflationserwartungen getrieben, sondern stehen auch unter dem Einfluss des EZB-Leitzinses. Und da dieser sich kaum in den nächsten zwei bis drei Jahren verändern dürfte, ist das Korrekturpotenzial der langläufigen Renditen nach oben begrenzt. So ist angesichts der aktuellen Entwicklungen die Korrektur am Anleihemarkt als nachhaltig einzuschätzen, von einem kontinuierlichen weiteren Anstieg ist jedoch nicht auszugehen. Die Renditen sollten Ende 2015 bei rund 1 % liegen und könnten bis Ende 2016 auf 1,5 % ansteigen. Die IKB geht davon aus, dass der Anstieg der Renditen in einem Marktumfeld mit hoher Volatilität stattfinden wird.
Seit 90 Jahren ist die IKB eng mit dem deutschen Mittelstand verbunden. Gegründet 1924, begleitet die Bank mittelständische Unternehmen in Deutschland und Europa mit Krediten, Risikomanagement sowie Kapitalmarkt- und Beratungsdienstleistungen. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf langjährigen und stabilen Kundenbeziehungen sowie einem ausgeprägten Verständnis für Mittelstandsthemen.
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