Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Schicksalsgemeinschaft von US-Zinspolitik und Arbeitsmarktdaten

01.08.13 14:20 Uhr

Schicksalsgemeinschaft von US-Zinspolitik und Arbeitsmarktdaten | finanzen.net

Zinspolitik in den USA ist eng an die Arbeitsmarktdaten gekoppelt.

Die US-Wirtschaft ist immer wieder für Überraschungen gut. So legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größten Volkswirtschaft der Welt im zweiten Quartal mit Plus 1,7% stärker zu als erwartet. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg des BIP um ca. 1,0% gerechnet. Indessen ist auch die Beschäftigung des Privatsektors im Juli unerwartet stark gestiegen – und zwar um 200.000 neue Stellen, was den stärksten Zuwachs im laufenden Jahr darstellt.

Nun blicken die Marktakteure gespannt auf den Freitag, an dem die US-Regierung ihren monatlichen Arbeitsmarktbericht veröffentlichen wird. Derzeit haben die amerikanischen Arbeitsmarktdaten besondere Bedeutung, weil die US-Notenbank Federal Reserve Bank (Fed) ihre Zinspolitik einer Schicksalsgemeinschaft gleich an die Arbeitslosenquote gekoppelt hat. Darüber hinaus spielt die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt eine wesentliche Rolle bei der künftigen Entwicklung der milliardenschweren Anleihekäufe durch die Fed. Und die Ausrichtung der Geldpolitik stand im Mittelpunkt der am gestrigen Abend zu Ende gegangenen zweitägigen Sitzung der amerikanischen Notenbank.

Trotz der jüngsten guten Konjunkturdaten fällt die Bewertung des Wachstums in den USA durch die FOMC-Vertreter etwas verhaltener aus als noch zuvor. Das Augenmerk richtet sich also weiterhin auf Inflation, Wachstumsraten und Arbeitslosigkeit. Somit ist es nicht überraschend, dass die Leitzinsen nicht verändert wurden. Vereinzelt wurde zwar über eine marginale Volumenreduzierung des Anleihekaufprogramms spekuliert, aber den Notenbankern erschien der Zeitpunkt noch verfrüht. Also gilt auch weiterhin: „Augen auf im Umgang mit Notenbanken“, denn sie sind unberechenbar und immer für eine Überraschung gut.

Anleger belohnen gute Zahlen von HeidelCement

Staatsgarantien für PSA Peugeot Citroen lässt Nachfrage nach Bonds von Peugeot steigen.

Nicht nur am Aktienmarkt, wo die Aktie um 4% nach oben sprang, kamen die Q2-Zahlen von HeidelCement gut an. Auch am Rentenmarkt waren die Bonds des Baustoffkonzerns gefragt, nachdem dieser von einer Steigerung des operativen Gewinns in 2. Quartal um 6% berichtet hatte. Dies beflügelte die Nachfrage nach der HeidelCement-Anleihe (A1A6PG) mit Laufzeit 1/2017 und einer Rendite von rund 2,43% sowie zwei Langläufern - einer mit Fälligkeit 10/2019 bei einer Rendite von ca. 3,67% (A1A6PH) und einem weiteren mit Laufzeit 4/2020 und einer Rendite von rund 3,88% (A1C90N).

Was HeidelCement nicht braucht, erhält die französische PSA Peugeot Citroen. Die EU-Kommission hat Staatsgarantien für den schwächelnden Autokonzern in Höhe von 7 Mrd. € genehmigt, stellt allerdings Bedingungen. So muss PSA seine Schulden unter Kontrolle halten und höhere Gebühren für die dreijährigen Staatsgarantien bezahlen, sollten die Geschäfte wieder besser laufen. Den Kursen der Peugeot-Unternehmensanleihen tat diese Nachricht überwiegend gut. So war ein bis 7/2014 laufender Bond des französischen Autobauers (A1AJ7Z) mit rund 2,52% Rendite ebenso gefragt wie eine Anleihe, die bis 3/2018 läuft und mit rund 5,71% rentiert (A1HGW0).

Muss Athen bald wieder zum Friseur?

Aus eigener Kraft wird Griechenland nicht wieder auf die Beine kommen.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema „2. Schuldenschnitt für Griechenland“ die Gemüter der Börsianer erhitzt. Allerdings werden die Phasen, in denen es kein Thema ist, immer kürzer. Im Marktjargon wird ein Schuldenschnitt auch als "Gang zum Friseur" verballhornt. So hat sich nun die DZ Bank mit dieser Möglichkeit des Schuldenabbaus beschäftigt. Nach deren Studie könnte dies allein für Deutschland einen Kostenblock von über 20 Mrd. € bedeuten. Dass trotz der Bemühungen seitens der Politiker keine Ruhe aufzukommen vermag, liegt nicht zuletzt am gesunden Menschenverstand. Denn eines ist festzustellen: Der Schuldenberg Griechenlands wird angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung auch in den nächsten Jahren wachsen. Dadurch werden die jährlichen Belastungen weiter ansteigen und auch nicht mittels Zinsreduktionen in erträglichem Rahmen zu halten sein.

Somit dreht sich die Schuldenspirale immer weiter, weshalb die DZ Bank bereits für 2017 mit einem Schuldenstand von über 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts rechnet. Es ergeben sich weiterhin zwei Möglichkeiten, um das Schuldenproblem von Griechenland zu lösen: Entweder über einen erneuten Schuldenschnitt oder über einen oft andiskutierten Austritt Griechenlands aus dem Euro. Allerdings hat man dafür zu lange gewartet und bereits zu viel Geld verbrannt. Daher stehen alle Zeichen auf „Schuldenschnitt 2.0“. Dass immer wieder seitens der Politiker dieses Ansinnen dementiert wird, hat inzwischen Methode und ist auch insbesondere wegen der anstehenden Wahlen in Deutschland logisch. Denn welcher Politiker will vor den anstehenden Wahlen „politischen Selbstmord“ begehen und den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber eingestehen, dass die Lage völlig falsch eingeschätzt worden ist. Dennoch, Griechenland wird alleine nicht mehr auf die Füße kommen.

In der Zwischenzeit wird seitens des IWF zwar immer wieder der mahnende Finger gehoben, aber auch gleichzeitig Normalität vorgespielt, indem man zum Beispiel eine weitere Tranche der Hilfszahlung freigibt. Dies lässt griechische Politiker weiterhin von der Rückkehr an den Kapitalmarkt im Jahre 2014 träumen. Immerhin hat der Umstand, dass Athen am Mittwoch insgesamt weitere 4 Mrd. € vom Euro-Rettungsfonds EFSF, dem ständigen Rettungsfonds ESM sowie dem IWF erhalten hat, die Nachfrage nach griechischen Staatsanleihen ansteigen lassen - wie zum Beispiel bei einer Staatsanleihe mit Laufzeit 2/2023 (A1G1UA) sowie einer, die 2/2033 fällig wird (A1G1UL).

Anleihen aus Portugal wieder gefragt

Lissabon buhlt um in- und ausländische Investitionen.

Portugal buhlt um in- und ausländische Investitionen. Das hochverschuldete Land will von 2014 an seine Unternehmenssteuern senken – und zwar mittelfristig über 5 Jahre von derzeit 25% auf 19%. Inklusive lokaler und anderer Steuern müssen die Firmen in dem Land derzeit rund 31,5% bezahlen. Damit nimmt Portugal, das mit 78 Mrd. € aus dem EU-Rettungsschirm vor der Staatspleite bewahrt wurde, nach eigenen Worten den Konkurrenzkampf um Investoren mit Ländern wie Polen und Tschechien auf. Zumindest die schönere Meeresküste kann Portugal gegenüber den osteuropäischen Ländern bereits unter seinen sonstigen Stärken verbuchen.

Nachdem die konservative Regierung des Euro-Krisenlandes eine Woche nach einer wichtigen Kabinettsumbildung auch noch eine Vertrauensabstimmung gewonnen hatte, waren portugiesische Anleihen am Rentenmarkt wieder gefragt. So fanden sich in dieser Woche eine bis 10/2014 laufende Anleihe aus Lissabon (A1AHHX) mit einer Rendite von ca. 3,17% ebenso auf den Kauflisten wie ein Langläufer bis 4/2021 (A0DY6V), der mit rund 6,2% rentiert.

Sommerflaute am Primärmarkt

Unilever platziert neuen Corporate Bond.

Inzwischen hat auch der Primärmarkt auf Sommermodus geschaltet. Entsprechend wenige Neuemissionen gab es in dieser Woche. Unilever, ein niederländisch-britischer Konzern, welcher im Bereich Herstellung von Verbrauchsgütern tätig ist, emittierte eine 7-jährige Anleihe (Fälligkeit 8/2020 / A1HPGR), deren Kupon 1,750% beträgt. Gepreist wurde die Anleihe mit +25 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe beträgt 750 Mio. €. Der Emissionspreis wurde bei 99,635% festgelegt. Zuletzt notierte die Anleihe bei 100,25% zu 100,35%.

Air Products & Chemicals, ein US-Chemieunternehmen, das weltweit im Verkauf von Gasen und Chemikalien für den industriellen Gebrauch tätig ist, begab ebenfalls eine 7-jährige Anleihe mit Fälligkeit 8/2020 im Volumen von 300 Mio. €. Gepreist wurde die 2%-ige Anleihe bei +50 bps über Mid Swap, was einem Kurs von 99,58% entsprach.

Japanische Banken nutzen die Gunst der Stunde

Nippons große Institute trennen sich von japanischen Staatsanleihen.

Es ist schon bezeichnend, wenn sich japanische Großbanken von einem Großteil ihrer Bestände an japanischen Staatsanleihen trennen - so geschehen im zweiten Quartal des Jahres. Nach der Ankündigung der Bank of Japan (BoJ), Staatsanleihen in großem Stil anzukaufen, hat dies bei den Vorständen der drei großen japanischen Kreditinstitute zu einem Umdenken geführt. In der Vergangenheit hat man sich insbesondere am Rentenmarkt stets auf die besondere Treue der Japaner gegenüber dem eigenen Land berufen. Nun scheinen allerdings die Bedenken gegen die Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen zuzunehmen und zu diesem Strategiewechsel geführt zu haben. Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere stellen Japans Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften dar, denn auch dort wird offen über eine Änderung der Anlagestrategie diskutiert. So wurde zum Beispiel der Anteil japanischer Staatsanleihen am Government Pension Fund von 67% auf 60% gekürzt, während gleichzeitig der Anteil japanischer Aktien von 11% auf 12% steigen soll. Die dadurch freien Gelder sollen zukünftig im Ausland und hierbei insbesondere in ausländische Anleihen investiert werden.

Es ist allerdings müßig über die Hintergründe dieses Umdenkens zu sinnieren. Denn einerseits kann aktuell am japanischen Rentenmarkt keine vernünftige Rendite mehr erzielt werden und andererseits spekulieren inzwischen auch die staatlichen Kapitalsammelstellen auf mögliche Zusatzerträge - in Form von Währungsgewinnen. Grundsätzlich gilt es hierbei anzumerken, dass es immer zu denken geben sollte, wenn die großen „Player“ die Fronten wechseln.

Euro-Bund-Future: Gespannte Ruhe vor Notenbankentscheidungen

Angst vor leicht steigenden Zinsen prägt das Handelsgeschehen

Der letzte Schultag ist immer etwas Besonderes, nicht nur weil dann die Sommerferien beginnen, sondern auch weil die Jahreszeugnisse überreicht werden. Allerdings gibt es mit den Zeugnissen oft keine neuen Erkenntnisse, denn die Noten zeichnen sich meist schon im Vorfeld ab. Genauso verhielt es sich in der vergangenen Handelswoche an den Märkten. Gespannt wie auf den letzten Schultag blickten die Marktteilnehmer, bei einem ruhigen Handel, sowohl auf die gestrige Sitzung der Amerikanischen Zentralbank (Fed) als auch auf die heutigen Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE). Diese Ereignisse warfen ihren Schatten voraus und somit beschrieb das Rentenbarometer bei einer Sintflut an konjunkturellen Kennzahlen eine "Sägezahnbewegung" zwischen 141,82% und 142,96% - am gestrigen Mittwoch sogar bei erhöhter Volatilität und stark gestiegenem Volumen. Aber wie am Zeugnistag gab es auch nach der FED-Sitzung keine neuen Erkenntnisse und man darf gespannt sein, ob die beiden anderen Sitzungen die Märkte aus der Ruhe bringen. Aktuell notiert das Rentenbarometer allerdings bei 143,15% und somit wieder im oberen Bereich der Erwartungen.

Mittels der Chartanalyse kann ein erster Widerstand (mehrere Tiefs im Juli) im Bereich um 143,80% festgestellt werden. Als Unterstützungslinien sind die psychologisch wichtigen Marken von 142,00% und 141,00% zu sehen. Dennoch gilt weiterhin, dass eher die Angst vor leicht steigenden Zinsen die Marktteilnehmer beeinflusst.

Neuemissionen: Spanien testet erneut die Marktakzeptanz

Italien trotzt den politischen Unruhen

Auch in dieser Handelswoche wurden diverse Altemissionen von europäischen Staaten aufgestockt bzw. neu begeben. So konnte unter anderem Italien am Kapitalmarkt insgesamt 6,75 Mrd. € für fünf und zehn Jahre refinanzieren. Ungeachtet der politischen Unsicherheit kam Italien sogar günstiger an frisches Geld als noch bei der vorherigen Versteigerung. Damals musste für eine Laufzeit von zehn Jahren den Investoren eine Rendite von 4,55% geboten werden. Bei der Auktion vom Dienstag dieser Woche waren die Anleger mit 4,46% zufrieden. Aber auch Belgien war am Kapitalmarkt aktiv und erhöhte das Emissionsvolumen von vier unterschiedlichen Wertpapieren mit Laufzeiten zwischen fünf und 28 Jahren um insgesamt ca. 3 Mrd. €. Hierzu passte auch die geplante Aufstockung der 31-jährigen Anleihe der Bundesrepublik Deutschland um 2 Mrd. €. Das Gesamtvolumen der Emission beträgt nun 14 Mrd. € und die Zuteilung erfolgte bei einer 1,6-fachen Überzeichnung zur Durchschnittsrendite von 2,47%.

Besonders gespannt erwartet man heute die Nachfrage nach spanischen Staatsanleihen. Beabsichtigt ist die Begebung von drei- und fünfjährigen Wertpapieren im Volumen von ca. 3 Mrd. €.

Währungsanleihen: AUD hat vorerst als Alternative ausgedient

Mischen oder Verluste realisieren?

Auch in dieser Handelswoche konnten sich die Devisenhändler nicht über mangelnde Volatilität beklagen. Insbesondere gegenüber dem Australischen Dollar konnte der Euro - nach über drei Jahren - wieder die Marke von 1,4881 erklimmen, dem höchsten Stand seit März 2010. Infolge der Geldpolitik der australischen Notenbank stehen viele Investoren, die diese Währung als Alternative zum krisengeplagten Euro wählten, vor der Frage: Mischen oder Verluste realisieren. Nachdem im März noch der bisherige Tiefpunkt bei 1,224 AUD markiert wurde, hat sich seit dieser Zeit das Blatt gewendet. Aber auch andere Währungen stehen weiterhin im Fokus der Anleger. So werden vermehrt Umsätze in Anleihen auf Amerikanische Dollar lautend registriert, aber auch die bisherigen „Lieblinge“ der Investoren, wie Anleihen auf Norwegische Kronen, auf Brasilianische Real und Türkische Lira werden täglich angefragt.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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