„Liquiditätsparty“
Das Konzert an den Märkten spielten im letzten Monat die Zentralbanken.
In den vergangenen Wochen lieferten sie sich einen regelrechten Wettlauf um die expansivste Geldpolitik. Sowohl die US-amerikanische, die europäische als auch die japanische Notenbank legten im September neue bzw. ausgedehnte umfangreiche Anleihekaufprogramme auf. Gleichzeitig verlängerte die US-Notenbank ihre Nullzinspolitik bis mindestens Mitte 2015. Interessant: Auch viele Notenbanken der Schwellenländer, wie zum Beispiel Brasilien und Indien, senkten ihre Zins- bzw. Mindestreservesätze. Der Eindruck verfestigt sich, dass die finanzielle Repression global transportiert wird.
Folge: Die Zentralbankliquidität verzerrt den Preis des Geldes und der Staatsanleihen. (Nominal-)Zinsen werden künstlich niedrig gehalten. Auch die Risikoprämien der Staatspapiere in den Peripherieländern Europas sind deutlich gesunken. Für italienische oder spanische Staatsanleihen zum Beispiel in den letzten zwei Monaten um rund 200 Basispunkte. Effekte, die den Staaten – auch den Immobilienbesitzern und Unternehmen – helfen, ihre Refinanzierungskosten zu senken.
Diesen kurzfristigen Erfolgen stehen jedoch langfristige Risiken gegenüber: Zum einen bewegen sich die Zentralbanken auf einem schmalen Grat – einerseits den Staaten mehr Zeit zu geben, ihre Haushalte zu konsolidieren, andererseits den Reformdruck auf hochverschuldete Länder zu bewahren. Und zum anderen wird die Unabhängigkeit der Notenbanken stärker in Frage gestellt, was langfristig zu einem Vertrauensverlust und zu steigenden Inflationserwartungen führen könnte. Ein erstes Indiz könnten die impliziten Inflationserwartungen sein, die in den USA den höchsten Stand seit Anfang 2006 erklommen haben.
In einem Umfeld künstlich niedriger Zinsen bei gleichzeitig steigender Inflationserwartung und Rendite suchender Liquidität scheint langfristig ein Engagement in realen Werte sinnvoll. Die Aktienmärkte stiegen zwar zum Teil bereits auf neue Höchststände, doch die Umsätze blieben vergleichsweise gering. Viele Investoren scheinen bei der „Liquiditätsparty“ noch zuzuschauen. Bildlich gesprochen: Die Musik wird gespielt, bloß getanzt wird kaum. Gut so, denn so bleibt Raum für positive Überraschungen.
Autor: Dennis Nacken, Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research
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