Lehman-Pleite: Ende ohne Schrecken
Das Insolvenzverfahren für deutsche Privatanleger ist abgeschlossen. Die Auszahlungsquote kann sich sehen lassen.
Werte in diesem Artikel
von Brigitte Watermann, €uro am Sonntag
Von wegen total wertlos: Mehr als zehn Jahre lang haben Anleger mit Zertifikaten der Pleitebank Lehman Brothers im Depot Auszahlungen aus dem Insolvenzverfahren der niederländischen Tochter Lehman Brothers Treasury (LBT) erhalten. Die LBT war die maßgebliche Emittentin der in Deutschland verkauften Zertifikate. Anfang Mai kam nun das dortige Insolvenzverfahren für Privatanleger mit einer finalen Zahlung zum Abschluss. Das US-Verfahren läuft weiter (Infos unter: www.lehman-docket.com); dort hätte man seine Ansprüche aber direkt anmelden müssen, in den Niederlanden war das nicht nötig.
Die Bilanz der niederländischen Abwickler von der Kanzlei Houthoff ist respektabel: Insgesamt wurden allein auf die 59 Emissionen mit deutscher Wertpapierkennnummer in 14 Tranchen mehr als 400 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Dazu kam jetzt die finale Zahlung von weiteren 13 Millionen US-Dollar. Die Gelder flossen vor allem an Privatanleger sowie an einige professionelle Geldanleger.
Quote von 42 Prozent
Der Grund für die Abschlusszahlung: Das niederländische Abwicklungsverfahren hing immer am US-Verfahren. Die Ausschüttungen von dort wurden aber spärlicher. So wurde es immer unwirtschaftlicher, die Auszahlungen auf die insgesamt mehr als 3700 Wertpapierkennnummern in 22 Währungen zu leisten. Daher verkauften die Liquidatoren eine große Teilforderung und schütteten den Verkaufserlös plus weitere freigewordene Gelder nun aus - insgesamt rund 187 Millionen US-Dollar. Da viele Lehman-Anleger schon bei der Pleite etwas älter waren, sei ihnen damit vermutlich besser gedient, so die Liquidatoren.
Die LBT-Auszahlungsquote beträgt für die Anleger, die die Abschlusszahlung bekommen haben, fast 42 Prozent des vom Insolvenzverwalter festgestellten Werts der Papiere zum Zeitpunkt der Insolvenz. Wer zusätzlich seine Ansprüche in den USA angemeldet hatte, bekam noch mehr - und kann weitere Zahlungen erwarten.
Paradox: Mancher könnte mit Lehman-Zertifikaten sogar im Plus gelandet sein. Aber nur unter mehreren Bedingungen: Die Papiere hatten einen eher hohen Wert zum Pleitetermin, sie blieben im Depot, die Forderung war auch in den USA angemeldet, und die Bank, die die Papiere verkauft hatte, zahlte seinerzeit eine ordentliche Entschädigung. "Passabel aus heutiger Sicht waren mindestens 50 Prozent des Kapitaleinsatzes", sagt Matthias Schröder von LSS Rechtsanwälte. Manche Bank hat sich aber bei einer Entschädigung die Papiere rückübertragen lassen. Zur Erinnerung: Hamburger Sparkasse, Frankfurter Sparkasse, Sparkasse Hannover, Dresdner Bank (heute Commerzbank) und Citibank (heute Targo) hatten damals besonders viele Lehman- Zertifikate verkauft.
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