Wie geht es weiter bei DAX & Co.?
Die Anleger stehen derzeit unter dem Einfluss vieler negativer Einflüsse. Mit Blick auf China bleiben die Akteure zurückhaltend, da eine Pleite des Immobilienunternehmens "Evergrande" hohe Wellen schlagen dürfte.
Zwar wäre ein Vergleich mit der Pleite der Investmentbank "Lehman Brothers" im Jahr 2008 nicht ganz angemessen, da Evergrande vor allem im heimischen Markt vernetzt ist. Dennoch dürfte ein Kollaps des Konzerns auch an den westlichen Aktienmärkten nicht spurlos vorüber gehen. Schlie߬lich schauen die Anleger auf den Verlauf der chinesischen Konjunktur, welche mit einer Pleite von Evergrande sicherlich einen Dämpfer erhalten dürfte. Allerdings bleibt es insofern spannend, als dass es abzuwarten gilt, ob die chinesische Führung tatsächlich eine ungeordnete Pleite zulässt.
Die Preise steigen und steigen!
Ein weiterer Belastungsfaktor kommt von den steigenden Preisen. In besonderem Maße spielen die weiter anziehenden Energiepreise bei der Ermittlung der Inflation eine Rolle. Doch auch ohne Energie zeigt sich ein Anstieg bei der Inflation. Allerdings gilt zu bedenken, dass ein Vergleich mit dem vergangenen Jahr nicht ideal ist. Schließlich haben durch die Corona-Pandemie Einmaleffekte das Niveau des Vorjahres gedrückt, womit der aktuelle Anstieg deutlicher erscheint. Die Notenbanken weisen daher auf diesen Punkt hin und erwarten spätestens mit dem Start in das Jahr 2022, dass die Teuerungsrate wieder im erwarteten Korridor verläuft. Sollte dies allerdings nicht der Fall sein, erhöht sich der Druck auf die Notenbanken, von der extrem expansiven Geldpolitik der vergangenen Jahre Abschied zu nehmen. Die Rückführung des billigen Geldes dürfte dann aber auch am Aktienmarkt zu erkennen sein. Schließlich haben negative Zinsen sowie üppige Anleihenkaufprogramme den Anstieg der Aktien über Jahre deutlich angefeuert.
Was steckt in den Kursen?
Damit stellt sich die Frage, wie viel der negativen Einflussfaktoren bereits in den aktuellen Kursen stecken. Sollte sich tatsächlich zeigen, dass der Inflationsanstieg nur temporär ist, sollte China doch eine geordnete Pleite von Evergrande vollziehen oder sollten sich die Energiepreise zumindest stabilisieren oder gar etwas zurückkommen, sollte dies bei den Aktionären besonders positiv aufgenommen werden. Schließlich dürfte mit der Tendenz der letzten Wochen doch bereits einiges an negativen Einflussfaktoren in den aktuellen Kursen stecken. Diesen Schluss legt unter anderem auch die momentane Stimmung unter den Anlegern nahe. Damit stehen die Aktienmärkte vor einer tiefgehenden Entscheidung: Sollten die Kurse vom aktuellen Niveau wieder zulegen, wäre eine klare Unterstützung bestätigt. In diesem Fall sollte sich ein freundlicher Herbst anschließen. Geben die Notierungen allerdings noch etwas nach, wäre der im vergangenen Jahr gestartete Trend beendet und man sollte sich vorerst auf eine weitere Abschwächung einstellen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.