Rally oder Talfahrt?
In der vergangenen Woche haben die Anleger schon fast panisch den Verkaufsknopf am Aktienmarkt gedrückt.
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Neben schwächeren Konjunkturdaten aus den USA überraschte die Bank of Japan mit einer Anhebung des Leitzinses auf 0,25 Basispunkte. Was sich als nicht viel anhört, stellt bei näherer Betrachtung ein sehr starkes Signal dar. Immerhin hatte die japanische Notenbank seit der Finanzkrise im Jahr 2008 den Leitzins auf null gehalten. Damit konnten sich Anleger in Japan verschulden und dieses Geld an anderen Märkten gewinnbringend veranlagen. Mit dem restriktiven Schritt wurden in der vergangenen Woche viele dieser "Carry-Trades" aufgelöst, was in Japan den größten Kursrutsch seit 1987 zur Folge hatte. Dieses Ereignis sollte als Warnschuss wahrgenommen werden!
Gefahr der "Carry-Trades"
Bereits vor der Finanzkrise waren diese "Carry-Trades" beliebt. So war es attraktiv, sich im Japanischen Yen zu verschulden und das Geld am US-Immobilienmarkt anzulegen. Als diese Konstruktion unattraktiv wurde, platzte letztendlich auch die Blase am US-Immobilienmarkt. Zwar gab es noch weitere Faktoren, welche der damaligen Korrektur zu weiterer Dynamik verhalfen. Insgesamt hat sich aber gezeigt, dass diese "Carry-Trades" auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen können! Obwohl die Bank of Japan in der letzten Woche versuchte, die Anleger nach dem Zinsschritt zu beruhigen, ist die Situation aber durchaus als fragil zu werten. Sollten sich Anzeichen erkennen lassen, dass die japanische Notenbank die Zinszügel doch weiter anzieht, würde dem Aktienmarkt Liquidität entzogen, worunter vor allem die Titel zu leiden haben werden, welche aufgrund des Anstiegs der letzten Monate immer noch ambitionierte Bewertungen haben.
Saisonale "Crash-Zone" erreicht!
Bei Betrachtung des jahreszeitlichen Verlaufs in den vergangenen Dekaden zeigt sich nicht nur, dass der Abschnitt zwischen August und September ein negatives Ergebnis hervorgebracht hat. In diesem Zeitraum hat der Aktienmarkt auch mit Abstand den schlechtesten Verlauf innerhalb des Jahres hervorgebracht. Zwar ist deswegen nicht davon auszugehen, dass in dieser Zeit damit automatisch eine Kurskorrektur kommen wird. Die Gefahr eines Rücksetzers kann aber durchaus als erhöht betrachtet werden. Unter diesem Gesichtspunkt könnte der Einbruch in der vergangenen Woche nur den Auftakt weiterer Kursschwäche darstellen. Im aktuellen Fall lässt sich dies neben dem Thema "Carry-Trades" unter anderem auch durch geopolitische Spannungen oder eines möglichen "hard landings" der US-Wirtschaft begründen!
Stephan Feuerstein
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.