Jetzt einsteigen?
In der vergangenen Woche lag Freud und Leid nahe zusammen. Zunächst erfreuten sich die Anleger in der Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen, was bis zur Wochenmitte schon fast euphorische Züge angenommen hatte.
Dann enttäuschte aber der Einblick ins Sitzungsprotokoll der US-Notenbank bzw. holte die Anleger wieder etwas in die Realität zurück. Zum Wochenschluss gab es dann auch noch einen Dämpfer, als China weitere Strafzölle auf US-Produkte angekündigte.
Hoffnung auf Stabilisierung der Weltkonjunktur
Sinkende Zinsen und Konjunkturprogramme sind der Treibsatz für steigende Kurse. Schließlich lässt sich ein fremdfinanziertes Investment leichter in die Gewinnzone bringen und entsprechend besser hebeln. Allerdings haben sinkende Zinsen auch einen Grund und der liegt in einer lahmenden Konjunktur. Aktuell wirkt sich der weiter voranschreitende Handelskonflikt zwischen den USA und China sehr belastend auf die Entwicklung der globalen Wirtschaftsentwicklung, was auch die US-Notenbank in ihrer letzten Sitzung noch einmal besonders unterstrichen hat. Sollte sich hierzulande eine Rezession abzeichnen, dürfte das eine oder andere Unternehmen erneut mit Gewinnwarnungen überraschen. Damit wären auch die aktuellen Bewertungen zu hoch angesetzt, was eine Korrektur am Aktienmarkt begünstigt.
Stumpfe Werkzeuge
In der Vergangenheit konnten Konjunkturabschwünge immer ganz gut durch Reaktionen der Notenbanken abgefedert werden. Hierzulande sind die Zinsen aber seit der Finanzkrise vor elf Jahren immer weiter gefallen und liegen aktuell erstmalig sogar im negativen Terrain. Sicherlich ist es keine Überraschung, wenn man erkennt, dass der effektive Handlungsspielraum der Notenbanken mehr und mehr schwindet. Vorsicht ist hier zudem geboten, da sich bei einer zu langen Unterstützung durch die Notenbanken auch gerne Blasen und Übertreibungen bilden, die dann ebenfalls in einer Korrektur münden.
Was den meisten Anlegern schwer fällt, ist das Richtige!
Sicherlich kennen Sie das Gefühl, jetzt unbedingt investieren zu müssen. Gier ist aber ebenso wie Angst ein schlechter Berater. Viel mehr gilt es den Gesamtmarkt hinsichtlich hohen Gewinnwahrscheinlichkeiten zu untersuchen. Da auf der Zinsseite momentan nichts zu holen ist, fällt die Auswahl auf Aktien. Hier zeigt aber die langfristige Untersuchung, dass der August und der September meist ein deutlich negatives Ergebnis hervorbringen. Insofern bietet es sich an, auf die Gelegenheiten Ende September bzw. Anfang Oktober zu warten. Auch wenn es manchmal schwer fällt ...
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.