Droht ein Bärenmarkt?
Die Meinungen über den weiteren Verlauf des Aktienmarktes gehen weit auseinander. Während die Optimisten auf der einen Seite eine günstige Bewertung ausmachen und zum Aufbau entsprechender Positionen aufrufen, weisen die Bären darauf hin, dass sich historisch betrachtet mittlerweile eine Konstellation ergibt, die eine obere Trendwende hin zu einem Bärenmarkt in Aussicht stellt!
Hohe Zinsen belasten!
Betrachtet man die Änderung des US-Leitzinses in den letzten Jahrzehnten mit dem Verlauf des Dow Jones, so fällt auf, dass dieser meist nach einem Zyklus deutlich steigender Zinsen eine obere Trendwende vollzogen hat und in einen Bärenmarkt übergegangen ist, der meist über mehrere Monate andauerte. Wenngleich es spannend bleiben wird, wie die Entscheidung zum Leitzins der US-Notenbank am Mittwochabend ausfallen wird, dürfte nach dem deutlichen Straffen der Zinszügel in den letzten Monaten allmählich zumindest eine Zinspause zu erwarten sein. Deutliche konjunkturelle Rückschläge mit all ihren Folgeerscheinungen dürften die Währungshüter dann aber auch wieder über eine Stimulation des Wirtschaftswachstums nachdenken lassen.
Wirtschaftsleistung und Wert des Aktienmarktes
Es dürfte wenig überraschend sein, dass die Betrachtung der Wirtschaftsleistung und dem Wert eines Unternehmens Rückschlüsse darüber zulässt, ob es günstig oder teuer bewertet ist. Das funktioniert auch für den gesamten Aktienmarkt sowie die Wirtschaftsleistung eines Landes. Setzt man diese beiden Kennzahlen ins Verhältnis, gibt dies Aufschluss, in welchen Zustand sich der Aktienmarkt befindet. Diese Betrachtung stammt von keinem geringeren als von dem "Orakel aus Omaha" Warren Buffett. Fällt der gesamte Wert des Aktienmarkts in die Region um 70-80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP), lassen sich Aktien günstig kaufen. Steigt der Wert des Aktienmarktes hingegen in Richtung des doppelten Wertes des BIPs, sind Aktien teuer, die Gefahr eines Abschwungs entsprechend hoch. Nach dem Anstieg des Aktienmarktes in den vergangenen Wochen liegt der Gesamtwert des Aktienmarktes mittlerweile rund 1,8 mal höher als die Wirtschaftsleistung (gemessen am BIP). Dies zeigt neben dem fortgeschrittenen Zyklus steigender Zinsen, dass die Gefahr eines Rückschlags am Aktienmarkt allmählich zunimmt. Lässt sich dann auch noch ein steigender Optimismus unter den Anlegern erkennen, dürfte dies der letzte Baustein sein, der den Übergang in einen Bärenmarkt offenbart!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.