Am längeren Hebel
Mit Faktor- und Outperformance-Papieren können Anleger überproportional von steigenden Aktienmärkten profitieren.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Die Abstimmungen in Europa und der Ukraine stärkten zuletzt die Zuversicht der Börsianer und ließen den DAX auf ein neues Allzeithoch klettern. Für Anleger, die davon ausgehen, dass der Leitindex bald jenseits der 10.000-Punkte-Marke notiert, könnten Hebelzertifikate die passenden Investments sein. Mit den Papieren nehmen sie überproportional an steigenden Kursen teil.
Faktorzertifikate: Bei klaren Trends
Etwa mit Faktorzertifikaten, die einfach zu verstehen sind und über einen konstanten Hebel - oder Faktor - verfügen. Der Hebel bezieht sich immer auf die Tagesperformance eines Basiswerts. Mit Long-Papieren setzen Investoren auf steigende und mit Short-Papieren auf fallende Märkte. So steigt ein Long-Produkt mit dem Faktor zwei um zehn Prozent, wenn der Basiswert innerhalb eines Tages um fünf Prozent zulegt. Verliert allerdings der Basiswert um fünf Prozent, sinkt auch der Kurs des Faktorzertifikats um zehn Prozent.
Ein Beispiel: Das Faktorzertifikat (ISIN: DE 000 DE4 LEV 7) der Deutschen Bank bezieht sich auf den LevDAX-x4-Index, der die Veränderung des DAX mit dem Faktor vier abbildet. Steigt nun der DAX an einem Handelstag um ein Prozent, steigt der Wert des Zertifikats um vier Prozent. Maßgeblich für die Berechnung ist der Xetra-Schlussstand. Sollte jedoch der Index um ein Prozent fallen, verliert das Papier auch vier Prozent an Wert. Die Managementgebühr des Produkts beträgt ein Prozent.
Um den Hebel konstant zu halten, wird er an jedem Handelstag neu justiert - auf Basis des Schlusskurses des Basiswerts vom vorherigen Tag. Angenommen, der Index notiert bei 10.000 Punkten. Steigt er an einem Tag um zwei Prozent auf 10.200 Punkte, steigt das Zertifikat mit Faktor vier um acht Prozent, zum Beispiel von 100 auf 108 Euro. Fällt der Index am nächsten Tag um ein Prozent von 10.200 auf 10.098 Punkte, fällt der Zertifikatekurs um vier Prozent von 108 auf 103,68 Euro.
Durch die Berechnung auf Tagesbasis kann die Gesamtperformance des Basiswerts über einen längeren Zeitraum allerdings nicht einfach mit dem Hebel multipliziert werden, um die Performance des Zertifikats zu kalkulieren. In trendstarken Aufwärtsphasen führt dies bei Long-Zertifikaten zu einem positiven Effekt. In Seitwärtsmärkten können sich jedoch die Tücken der Prozentrechnung negativ auf Faktorzertifikate auswirken.
Daher gilt: Faktorzertifikate eignen sich für trendstarke Märkte und nicht für Seitwärtsphasen. Da die Laufzeit der Papiere nicht begrenzt ist, lohnt sich beizeiten ein prüfender Blick auf den Kurs und den Verkauf des Papiers.
Weiterhin sollten Anleger wissen, dass in den unterlegten Indizes wie dem DAX auch die Finanzierungszinsen eingerechnet werden. Investoren zahlen für ihre DAX-Investition nur einen Teil des Werts, den sie bewegen. Den Rest finanziert der Emittent, der letztlich die anfallenden Kapitalmarktzinsen den Anlegern wieder in Rechnung stellt.
Outperformance: Etwas defensiver
Etwas defensivere Hebelpapiere sind Outperformance-Zertifikate, deren Hebel in der Regel maximal zwei beträgt. Im Gegensatz zu den endlos laufenden Faktorpapieren ist ihre Laufzeit begrenzt. Der Hebel ist anhand der Partizipationsrate ersichtlich: Eine Partizipationsrate von 150 Prozent entspricht einem Hebel von 1,5. Sollte am Laufzeitende der Kurs des Basiswerts über dem bei der Emission festgelegten Basispreis liegen, nehmen Anleger entsprechend der Partizipationsrate daran teil.
Unterhalb des Basispreises bildet das Zertifikat die Performance eins zu eins ab.
Ein Beispiel: Beim Outperformance-Zertifikat (DE 000 DT1 WMU 8) der Deutschen Bank auf den DAX liegt der Basispreis - auf Englisch "strike" - bei 10.000 Punkten, die Partizipationsrate ist 150 Prozent. Sollte der DAX zum Laufzeitende am 27. März 2015 über der 10.000er-Marke liegen, nehmen Anleger zu 150 Prozent - also mit einem Hebel von 1,5 - daran teil. Liegt der Index zum Schluss auf oder unter dem Basispreis, kommt es entsprechend der Indexentwicklung zu Verlusten.
Anleger sollten beim Kauf von Outperformance-Zertifikaten darauf achten, dass der Basiswertkurs nicht bereits deutlich über dem Basispreis liegt. In diesem Fall wirkt der Hebel in beide Richtungen: Anleger würden dann auch überproportional an den Kursverlusten des Basiswerts partizipieren.