Alte gegen neue Hebel - Optionsscheine vs. Turbos
Mit unterschiedlichen Produkten zum gehebelten Veranlagungserfolg
Knock-Out Produkte, die genau wie Optionsscheine mit möglichst geringem Kapitaleinsatz möglichst hohe Gewinne einbringen sollen, stiegen in den vergangenen Jahren nicht zuletzt wegen ihrer einfachen Nachvollziehbarkeit in der Anlegergunst. Während die ersten Turbos vor etwa zehn Jahren auf dem Markt auftauchten, werden die als Optionsscheine verbrieften Optionen bereits sehr lange gehandelt.
Die zukünftige Kursentwicklung bei den Turbos lässt sich leichter ausrechnen als bei Optionsscheinen, da sich der Kursverlauf parallel zur Kursentwicklung des Basiswertes verhält. Anleger können sich die ungefähre Performance sogar einfach im Kopf ausrechnen, da nur der aktuelle Kassakurs mit der Knock-Out- oder Stop Loss-Marke verglichen werden muss. Das geringfügige Aufgeld kann im Fall kurzfristiger Investments vernachlässigt werden.
Je näher sich ein Turbo an seiner KO-Schwelle oder Stop Loss-Marke befindet, desto geringer wird sein Preis, da die Gefahr der Ausstoppung mit jeder Annäherung an die Schwelle zunimmt. Bei den Turbos, bei denen zwischen Basispreis und Stop Loss-Marke unterschieden wird, gelangt bei Erreichen der Stop Loss-Marke der errechnete verbliebene Wert des Zertifikates zur Auszahlung. Turbos, bei denen der Basispreis und die KO-Schwelle identisch sind, werden bei Ausstoppung aus steuerlichen Gründen für die Anleger mit einem Cent-Bruchteil pro Zertifikat zurückgenommen. In der Nähe der Schwellen verhalten sich diese Instrumente äußerst aggressiv.
Die höchsten Gewinne sind bei Turbos zu erzielen, die knapp oberhalb (Turbo-Calls) oder knapp unterhalb (Turbo-Puts) in die gewünschte Richtung drehen. Wird die KO-Marke auch nur einmal berührt ist es mit dem Turbo vorbei.
Bei Optionsscheinen können hingegen unerwünschte, kurzfristige Entwicklungen des Basiswertes ohne die drohende Gefahr einer Ausbuchung "durchgesessen" werden, da sie ja nicht mit KO-Marken versehen sind. Das Argument, dass die Preisgestaltung der Optionsscheine im Gegensatz zu jener der Zertifikate „undurchschauberer" wäre, trifft insofern nur teilweise zu, da sich die zukünftige Wertentwicklung von Optionsscheinen mittels vieler, kostenlos im Internet angebotener Optionsscheinrechner vorausberechnen lässt.
Zu diesem Zweck ist es sicherlich nicht schlecht, über die Bedeutung der Volatilität, des Zeitwertes, des Delta und des Rho informiert zu sein. Bei Optionsscheinen liegt eine der Hauptgefahren für die Anleger am großen Angebot. Nicht selten werden Optionsscheine gekauft, nur weil sie optisch billig aussehen. Dieser „billige" Preis hat aber immer seinen Grund. Deshalb ist ein gewisses Basiswissen über Optionsscheine die absolute Voraussetzung, bevor eine Investmententscheidung getroffen wird.
Fazit: Wissen ist für beide Veranlagungsformen wichtig. Bei Optionsscheinen ist der Aufwand, sich das notwendige Wissen anzueignen, höher als bei Turbos. In manchen Fällen (Absicherungen) befinden sich Optionsscheine gegenüber Turbos klar im Vorteil.
HebelprodukteReport: Walter Kozubek ist Herausgeber des HebelprodukteReports. Dieser kostenlose PDF-Newsletter erscheint zwei Mal im Monat. Zusätzlich ist Herr Kozubek auch Herausgeber des ZertifikateReports, sowie einer der Betreiber des Internetratgebers www.geld.com
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