Derivate-Spezial: Freie Fahrt für den Express!
Weil Express-Zertifikate kein Produkt von der Stange sind, werden sie kaum beachtet. Zu Unrecht, denn in der aktuellen Börsenphase sind sie oft eine gute Alternative.
Werte in diesem Artikel
von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Die Zinsen sind niedrig. Aktien seien deshalb ohne Alternative, so die landläufige Meinung. Allerdings sind die Notierungen im historischen Vergleich eher hoch. Noch bei diesen Kursen einsteigen oder doch lieber auf eine Korrektur warten? Zudem können viele Anleger nicht mit den Kursschwankungen von Dividendenpapieren umgehen. Da ist guter Rat teuer. Eine Möglichkeit, sich aus diesem Dilemma zu befreien, bieten Zertifikate, die gewisse Risiken abfedern. Eine wenig beachtete, aber umso lukrativere Gattung sind Expresszertifikate.
"Sie können nicht nur kurzfristig überdurchschnittliche Renditen bringen, sondern werden auch lange Abwärtsphasen mit hoher Wahrscheinlichkeit besser überstehen als eine Direktanlage in eine Aktie oder einen Indexfonds", sagt Nicolai Tietze, Zertifikateexperte bei der Deutschen Bank. Und auch spekulativere Naturen können mit Expresszertifikaten zum Zug kommen. Bei ausgewählten Papieren sind deutlich zweistellige Jahresrenditen bei vergleichsweise sehr viel geringerem Risiko möglich.
Wer in die Welt der Expresszertifikate eintauchen will, muss sich erst einmal mit deren Funktionsweise vertraut machen. Wie jedes Zertifikat ist auch ein Expresspapier eine Inhaberschuldverschreibung des Emittenten. Die Rückzahlung erfolgt gemäß vorher vereinbarten Bedingungen. Dabei ist das Grundmuster einfach. Die Papiere beziehen sich auf einen Basiswert. Das kann eine Aktie, ein Index, aber auch ein Währungspaar oder ein Rohstoff sein.
Bei Emission werden Laufzeit, Expresszahlung, Beobachtungstage und Tilgungsschwellen sowie eine Barriere festgelegt. Die Papiere haben zur Emission eine lange Laufzeit. Die kann sich verkürzen, wenn bestimmte Voraussetzungen eintreffen. Das Papier wird nämlich während der Laufzeit getilgt, wenn der Kurs des Basiswerts an einem Beobachtungstag über der festgelegten Tilgungsschwelle notiert. Der Anleger erhält dann den Nominalbetrag, meist 100 oder 1.000 Euro, und seine Expresszahlung. Das Investment ist damit beendet. Notiert der Basiswert unterhalb der Tilgungsschwelle, geht es in eine neue Runde. Dieses Muster wird bis zum Laufzeitende wiederholt. Am letzten Beobachtungstermin greift eine - meist sehr viel tiefere - Barriere. Die soll ermöglichen, dass zumindest der Nominalbetrag zurückgezahlt wird.
Bedingungen studieren
Während das Grundmuster immer gleich ist, gibt es bei Expresszertifikaten viele Variationen, bei denen sich die Bedingungen manchmal nur in Nuancen, manchmal aber auch grundlegend unterscheiden.Bei vielen Produkten stehen die Expresszahlungen im Vordergrund. Sie wenden sich an Anleger, die an festen Auszahlungen interessiert sind. Während die Tilgungsschwellen immer gleich hoch bleiben, sorgt eine sehr viel tiefere Auszahlungsschwelle für die jährlichen Gewinnbeiträge. Wegen der vielen Variationen müssen Anleger jedoch bei jedem einzelnen Papier die Emissionsbedingungen studieren.
Eine Vergleichbarkeit anhand von Listen, wie sie etwa die Finanzportale finanzen.net oder boerse-online.de für andere Produkte wie Discountzertifikate liefern, ist bei Expresszertifikaten keine sinnvolle Entscheidungshilfe. "Anleger sollten insbesondere darauf achten, dass sich ihre Markterwartungen an den zugrundeliegenden Basiswert im Chance-Risiko-Profil des jeweiligen Produkts widerspiegeln", rät Hussam Masri, Leiter Produktmanagement bei der DekaBank.
Besonders interessant sind Expresszertifikate, deren Tilgungsschwellen sinken, während die Expresszahlungen ansteigen.
Wird beispielsweise ein Indexfonds zu Höchstkursen gekauft, kann eine Börsenflaute das Kapital über viele Jahre hinweg reduzieren. Wer etwa Ende 2007 einen ETF auf den Euro Stoxx 50 gekauft hat, liegt heute beim Kurswert immer noch im Minus. Die meisten Euro-Stoxx-50-Expresszertifikate haben ihren Anlegern hingegen Gewinne gebracht.
Wie das funktioniert, zeigt das Expresspapier (ISIN: DE 000 DK0 F3L 3) auf den Euro-Standardwerteindex. Der Startwert liegt bei 3.468 Punkten. Als Gewinnbeitrag gibt es 6,05 Euro pro Jahr. Die Schlussbarriere liegt bei 2.254,34 Punkten, weit unter dem aktuellen Indexniveau. Am nächsten Beobachtungstermin, dem 4. Januar 2017, wird das Investment zu 100 Euro plus Gewinnbeitrag getilgt, wenn der Index auf dem Startwert oder darüber notiert.
Das ist angesichts des aktuellen Stands bei 3.040 Punkten unwahrscheinlich. Am folgenden Beobachtungstermin Anfang 2018 sinkt die Tilgungsschwelle aber um fünf Prozent. Der Tilgungsbetrag steigt dagegen um weitere 6,05 Euro an. Erfolgt keine Tilgung, setzt sich das bis Ende der Laufzeit im Januar 2022 fort. Dann greift die Barriere bei 2.254,34 Punkten. Wird dieser Level erreicht oder übertroffen, wird der Nominalbetrag von 100 Euro plus sämtliche Gewinnbeiträge, also 36,30 Euro, ausgezahlt. Das entspricht einer jährlichen Rendite von mehr als sieben Prozent.
Verlustrisiken beachten
Risikolos sind die Papiere allerdings nicht. Wenn am Ende der Laufzeit die Barriere gerissen wird, erhält der Anleger nicht den Nominalwert, sondern die relative Entwicklung gemessen am Startwert von 3468,21 Punkten. Notiert der Index etwa bei 1.734 Punkten, würde das Papier, das im Moment bei 94 Euro notiert, nur noch 50 Euro bringen. Der Verlust wäre höher als bei der Direktanlage.Expresszertifikate auf einzelne Aktien können ebenfalls eine interessante Alternative zur Direktanlage sein (siehe unten). Hier wirken die gleichen Mechanismen. Allerdings sind die Risiken höher. Deshalb sollte der Anleger unbedingt eine Meinung zum Basiswert haben, ihn vielleicht auch als Direktanlage in Erwägung ziehen.
Wer beispielsweise nicht mit einer Übernahme des US-Social-Media-Diensts Twitter und damit steigenden Aktienkursen rechnet, sollte auch das Expresszertifikat nicht in Erwägung ziehen, selbst wenn die Barriere niedrig ist. Zudem sollte die Restlaufzeit mehrere Jahre betragen. Das erhöht die Chance, dass das Zertifikat auch bei einer anfangs ungünstigen Entwicklung des Basiswerts am Ende Gewinne liefern kann. Letztlich sollte bei Expresszertifikaten auf einzelne Aktien auch unter realistischen Annahmen eine zweistellige Rendite möglich sein. Nur dann stehen Risiken und Chancen in einem guten Verhältnis.
Verzichten sollten Anleger hingegen auf Expresszertifikate, die sich auf die Entwicklung mehrerer Basiswerte beziehen. Die auch als Multi-Express bezeichnete Variante bietet oft eine höhere Rendite, kommt aber mit einem überproportionalen Risiko daher. Während bei einer Kapitalanlage eine Diversifikation das Risiko reduzieren soll, wird es hier erhöht. Abgerechnet wird am Ende nämlich nach der Entwicklung des schwächsten Werts. Das heißt: Bei zwei Werten verdoppelt sich die Chance auf einen Flop, bei drei verdreifacht sie sich sogar. Und das ist sicherlich keine Alternative zur Direktanlage.
Attraktive Alternative zur Aktie
Metro
Mit Puffer aufspalten
Der Handelskonzern Metro will sich im kommenden Jahr in zwei Teile zerlegen. Experten erwarten, dass dabei erhebliche Reserven gehoben werden. Diese Spekulation ist das Salz in der Suppe beim Memory-Expresszertifikat. Bei diesem Produkt bleibt die Rückzahlungsschwelle über die Laufzeit gleich und sinkt beim letzten Überprüfungstermin. Dafür gibt es jährlich eine Ausschüttung von
51 Euro, wenn die Barriere bei 19,98 Euro am Überprüfungstermin nicht erreicht oder unterschritten wurde. Die Aktie notiert aktuell deutlich höher. Die Barriere gilt auch für den letzten Überprüfungstermin. Dann werden auch mögliche entgangene Auszahlungen nachgeholt.
Emittent: HVB
ISIN: DE 000 HVB 1WF 4
Laufzeit: 21.04.2020
Tilgungsschwelle: 33,31 €
Auszahlungsschwelle: 19,98 €
Jährliche Expresszahlung: 51,00 €
Nokia
Die Flaute aussitzen
Der Kurs des Telekomausrüsters Nokia ist im Keller, weil neue Aufträge rar sind. Wenn 2018 größere Bandbreiten eingeführt werden, sollte sich das ändern. Mit dem Memory-Expresszertifikat lässt sich die Flaute gut überstehen. Die aktuelle Rückzahlungsschwelle liegt bei 6,12 Euro. Die Expresszahlung von 6,40 Euro gibt es, wenn die Barriere bei 3,67 Euro am Überprüfungstermin nicht unterboten wird. Der nächste Termin ist der 14. Dezember. Im Moment notiert die Aktie über der Barriere. Diese ist auch die letzte Tilgungsschwelle, bei der alle nicht ausgezahlten Ausschüttungen nachgeholt werden. Das Produkt bringt auf Endfälligkeit bei voller Tilgung eine Rendite von 13 Prozent p. a.
Emittent: Société Générale
ISIN: DE 000 SE2 TA6 1
Laufzeit: 14.12.2020
Tilgungsschwelle: 6,12 €
Auszahlungsschwelle: 3,67 €
Jährliche Expresszahlung: 6,40 €
Telecom Italia
Am Boden einsteigen
Die Aktie von Telecom Italia ist von 1,20 Euro auf 70 Cent gefallen. Weil die nächste Tilgungsschwelle des Expresszertifikats 1,04 Euro beträgt, notiert das Papier weit unter dem Rückzahlungsniveau, das aktuell bei 112 Euro liegt. Bei den kommenden Überprüfungsterminen sinkt die Schwelle über 92 Cent und 80 Cent auf letztlich 69 Cent ab. Das ist ungefähr das aktuelle Niveau der Aktie. Der Rückzahlungsbetrag steigt hingegen auf 130 Euro an. Die Investmentidee dabei ist, dass sich Aktienkurs und Tilgungsschwelle bis Ende der Laufzeit im Juni 2020 kreuzen. Dann verdient der Anleger zweistellige Renditen. Auf Endfälligkeit etwa bringt das Papier 14 Prozent pro Jahr.
Emittent: Société Générale
ISIN: DE 000 SG8 3X5 4
Laufzeit: 10.06.2020
Nächste Tilgungsschwelle: 1,04 €
Letzte Tilgungsschwelle: 0,69 € Letzter Tilgungsbetrag: 130,00 €
Twitter
Auf Übernahme setzen
Eine elegante Art, auf die Übernahme von Twitter zu spekulieren, bietet das Expresszertifikat. Die nächste Tilgungsschwelle des in Dollar notierenden Papiers beträgt 24,462 US-Dollar. Würde die Aktie am nächsten Überprüfungstermin am 15. September 2017 darüber notieren, erhalten Anleger eine Tilgung von 119,20 Dollar. Gemessen am aktuellen Kurs wäre das eine Rendite von reichlich 40 Prozent. Weil die Aktie im Moment deutlich niedriger notiert, ist das unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Bei den folgenden Überprüfungsterminen sinkt die Tilgungsschwelle allerdings um jeweils mehr als zehn Prozent ab. Der Tilgungsbetrag hingegen erhöht sich um 9,60 Dollar.
Emittent: Deutsche Bank
ISIN: DE 000 DB2 GZK 2
Laufzeit: 18.09.2020
Nächste Tilgungsschwelle: 24,47 US-$
Letzte Tilgungsschwelle: 13,59 US-$
Letzter Tilgungsbetrag: 148,00 US-$
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Sebastian Duda / Shutterstock.com, StockThings / Shutterstock.com
Nachrichten zu Ceconomy St.
Analysen zu Ceconomy St.
Datum | Rating | Analyst | |
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29.10.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
29.10.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
27.08.2024 | Ceconomy St Underweight | Barclays Capital | |
14.08.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
14.08.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank |
Datum | Rating | Analyst | |
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29.10.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
14.08.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
24.05.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
23.12.2021 | Ceconomy St Buy | Kepler Cheuvreux | |
16.12.2021 | Ceconomy St Buy | Kepler Cheuvreux |
Datum | Rating | Analyst | |
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29.10.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
14.08.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
09.07.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
26.10.2023 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
10.08.2023 | Ceconomy St Hold | Warburg Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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27.08.2024 | Ceconomy St Underweight | Barclays Capital | |
20.05.2024 | Ceconomy St Underweight | Barclays Capital | |
15.05.2024 | Ceconomy St Reduce | Baader Bank | |
13.05.2024 | Ceconomy St Reduce | Baader Bank | |
18.04.2024 | Ceconomy St Underweight | Barclays Capital |
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