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Silber und Gold: Ein chancenreiches Paar

08.04.18 19:58 Uhr

Silber und Gold: Ein chancenreiches Paar | finanzen.net

Die Edelmetalle Silber und Gold profitieren beide von ­globalen Krisen. Da Silber verglichen mit Gold so günstig ist wie lange nicht mehr, hat es mehr Aufwärtspotenzial.

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von Emmeran Eder, €uro am Sonntag

Gold-Fans dürften Donald Trump lieben. Seitdem er die Einführung von Handelssanktionen angekündigt hat, zieht der Goldpreis kräftig an. Die schwierige geopolitische Lage sorgt dafür, dass viele Anleger wieder verstärkt den sicheren Hafen Gold ansteuern. Nicht nur der Handelsstreit der USA mit China, sondern auch die Kriege im Nahen Osten und das weltweite Comeback von undurchsichtigen Diktatoren wie Wladimir Putin, Kim Jong-un, Recep Tayyip Erdogan oder Xi Jinping schüren Ängste bei Anlegern.



Hinzu kommt noch der Konflikt zwischen dem Westen und Russland wegen des Giftgasanschlags auf einen Ex-Spion. Seit Ende Januar sorgt die Börsenkorrektur zusätzlich für Nervosität.

Die massiven Steuersenkungen in den USA dürften mittelfristig zu einer Ausweitung des Haushaltsdefizits führen, was wohl den US-Dollar schwächt. Da ein "weicher" Dollar den Goldkauf verbilligt, sollte das preistreibend für das gelbe Metall sein.


Trotz dieser vielen positiven Faktoren läuft der Goldpreis schon längere Zeit seitwärts. Ursache dafür sind vor allem die steigenden Zinsen und Anleiherenditen in den USA. Das Edelmetall wirft keine Zinsen ab, für Investoren wird es in dieser Situation unattraktiv. Belastend wirkt sich auch aus, dass die Goldkäufe im Januar in Indien, dem wichtigsten globalen Goldimporteur, so niedrig waren wie seit 17 Monaten nicht mehr. Die erhoffte Absenkung der Importsteuer auf dem Subkontinent fiel unter den Tisch. Überdies kauften die Zentralbanken 2017 weltweit das vierte Jahr in Folge weniger Gold. Auch in diesem Jahr ist von dieser Seite aus wenig Nachfrage zu erwarten.

Starker Widerstand
Charttechnisch bewegt sich der Goldpreis schon seit drei Jahren seitwärts in einer breiten Spanne. Immer wieder prallte er am starken Widerstand zwischen 1355 und 1360 US-Dollar je Feinunze ab. Aktuell steht er etwa bei 1330 Dollar. Sollte der Ausbruch über den Widerstand gelingen, wäre der Weg nach oben frei.


Noch mehr Luft nach oben als bei Gold ist bei dessen kleinem Bruder Silber. Das war verglichen zu Gold lange nicht mehr so billig. Die Gold-Silber-Ratio liegt derzeit bei gut 81. In den vergangenen zehn Jahren war sie nur zweimal so hoch.

Das Gold-Silber-Verhältnis zeigt an, wie viele Feinunzen Silber benötigt werden, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Je höher der Wert der Gold-Silber-Ratio ist, desto niedriger ist Silber im Vergleich zu Gold bewertet. Historisch betrachtet hat sich der Silberpreis, wenn die Ratio so einen hohen Wert erreicht hat wie derzeit, im Anschluss daran fast immer besser entwickelt als der Goldpreis. Daher ist von einer Outperformance von Silber zu Gold auszugehen.

Unerklärliche Preisschwäche
Die schlechte Preisentwicklung von Silber seit eineinhalb Jahren ist für Rohstoffexperten kaum nachvollziehbar. "Es fällt schwer, fundamentale Gründe für die anhaltende Preisschwäche von Silber zu finden", sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank.

Zumal Silber ein Zwitter aus Edel- und Industriemetall ist. "Es ist mehr Rohstoff als Geldersatz", sagt Norbert Völler, Geschäftsführer der auf Sachwerte spezialisierten Investmentboutique ­Optinova. Die industrielle Anwendung macht etwa 60 Prozent der gesamten Nachfrage aus. Wegen der guten Leitfähigkeit spielt Silber in vielen elektrischen Anwendungen eine wichtige Rolle. Die Preise für Industriemetalle zogen 2017 wegen der brummenden Weltwirtschaft stark an. Silber konnte davon aber keinen Nutzen ziehen. 2018 dürfte die Nachfrage nach Industrie­metallen und nach Silber hoch bleiben, da die Wirtschaft weiter gut läuft.

Hinzu kommt, dass das Weißmetall genauso wie Gold von geopolitischen Risiken profitiert. Auch der Bedarf aus der Schmuckindustrie sollte 2018 anziehen, nachdem diese 2017 eher verhalten war. Immerhin ein Fünftel der Nachfrage nach Silber kommt aus diesem Sektor. Zudem werden sich die Käufe von Barren und Münzen wohl 2018 erhöhen, während das Kapital, das in Silber-ETFs fließt, nur bescheiden zunehmen sollte.

Da dem wachsenden globalen Bedarf ein in etwa gleichbleibendes Angebot wie 2017 gegenübersteht, wird in diesem Jahr wohl ein kleines Angebots­defizit bei dem Metall entstehen.

Vieles deutet also auf höhere Silberpreise hin. "Silber ist unterbewertet. Ich erwarte einen starken Preisanstieg", meint Völler. Das Metall ist seit eineinhalb Jahren in einer Seitwärtsrange zwischen 15,60 und 18,50 US-Dollar je Feinunze. Die Chancen, dass es wieder auf rund 18,50 Dollar klettert, stehen gut. Anlegern sollte allerdings klar sein, dass Silber viel volatiler ist als Gold, es ist quasi Gold mit Turbo.

Daher sollte es auch nur im Verhältnis eins zu zwei zu Gold im Depot sein. Zur Stabilisierung gehörten beide Preziosen aber unbedingt in ein gut diversifiziertes Portfolio, rät Völler. "Denn", so der Experte, "in Extremkrisen bewegen sich beide Metalle gegenläufig zu Aktien."

Investor-Info

Xetra-Gold ETC
Der Klassiker Bei Gold-ETCs gibt es zahlreiche Produkte mit unterschiedlicher Besicherung. Sicherheitsorientierte Anleger sollten physisch hinterlegte Produkte bevorzugen. Meistgehandelter Gold-ETC ist Xetra-Gold der Deutschen Börse. Mit jedem Anteilschein ist ein Lieferanspruch auf ein Gramm Gold verbrieft. Daher sind Kursgewinne nach einem Jahr steuerfrei. Es wird der Goldpreis in Dollar abgebildet, Euro-Anleger haben also Währungsrisiken.
ISIN: DE000A0S9GB0

Xtrackers Physical Silver ETC
Mit hohen Ausschlägen
Der ETC von Xtrackers bildet den Preis von Silber in US-Dollar ab. Daher besteht ein Wechselkursrisiko für Euro-Investoren. Das Produkt ist physisch mit Silber hinterlegt. Da der Silberkurs volatil ist, müssen Anleger mit stärkeren Ausschlägen als bei Gold rechnen. ­Silber ist für risikobereitere Anleger geeignet, aber auch als Portfoliodiversifikation.
ISIN: DE000A1E0HS6



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