DDV-Kolumne Lars Brandau

Anlegerschutz aus eigenem Antrieb

29.10.10 14:14 Uhr

Anlegerschutz aus eigenem Antrieb | finanzen.net

Die meisten Privatanleger achten bei Investmententscheidungen sowohl auf die Rendite als auch auf die Sicherheit einer Kapitalanlage.

von Lars Brandau, Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV) zum Investmentstil von Retailkunden. Laut der Befragung ist der überwiegende Teil der mehr als 4.300 Teilnehmer grundsätzlich bereit, für eine attraktive Rendite ein entsprechendes Verlustrisiko in Kauf zu nehmen. Sofern es allerdings zur konkreten Produktentscheidung kommt, müssen Anleger zunächst einiges beachten. Zum einen müssen sie ihre jeweilige Risikobereitschaft sowie Markt- und Renditeerwartungen sehr genau kennen. Zum anderen müssen sie Produkte auswählen, die diese Erwartungen abbilden und in Einklang bringen.

Anlegerschutz besteht dann nicht darin, den einzelnen dahingehend zu bevormunden, jedes Anlagerisiko um jeden Preis zu reduzieren. Allein aufgrund der für alle notwendigen Investitionen in die private Altersvorsorge erscheint eine Vermögensanlage in die verschiedenen, auch risikoreicheren Kapital-Anlageformen unerlässlich. Ergebnisorientierter Anlegerschutz ist aus unserer Sicht stattdessen, Informationen bereit zu stellen sowie Wissen auf breiter Ebene zu vermitteln. Es muss darum gehen, das Interesse der Privatanleger stärker zu wecken, damit sie sich mit der Funktionsweise von Finanzprodukten vertraut machen. Das oberste Gebot muss lauten: Kaufe nur, was du verstehst. Ziel ist es, dass Produzenten, Berater und Anleger auf Augenhöhe bzw. mit vergleichbarem Wissensstand kommunizieren. Bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg.

Gerade die Zertifikatebranche hat in puncto Wissensvermittlung, Informationsbereitstellung und Transparenz ihre Hausaufgaben gemacht. Kaum eine andere Industrie ist ständig derart bestrebt, Anleger aufzuklären und zu informieren, um sie fit für das Produktuniversum zu machen. Zertifikate gehören zu den transparentesten Finanzprodukten. Die meisten Emittenten haben ihre Zusammenarbeit mit dem DDV in den zurückliegenden Jahren erheblich intensiviert. Anleger erhalten auf der Webseite des DDV (www.derivateverband.de) beispielsweise Produkt-Ratings sowie die Risikokennzahl Value at Risk zu mehr als 160.000 Produkten auf tagesaktueller Basis. Darüber hinaus gibt es Checklisten, Lernprogramme, DVDs, Broschüren und Sparplanrechner.

Jüngstes Beispiel für mehr Transparenz im Sinne der Anleger sind die Muster-Produktinformationsblätter für alle elf Kategorien der DDV-Klassifizierung, die der Verband ebenso auf seiner Website zur Verfügung stellt. Mit diesen Kurzinformationen, auch Beipackzettel genannt, kann jeder die für ihn relevanten Fakten rund um ein Finanzprodukt sehr schnell erfassen. Auf nur drei Seiten beschreibt jedes der elf DDV-Produktinformationsblätter die wesentlichen Eigenschaften des jeweiligen Zertifikats. Der Anleger erhält damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage, um das geeignete Produkt zu finden, das seiner Markterwartung und seiner Risikoneigung entspricht. Dabei erfüllen die Produktinformationsblätter des Verbands bereits heute die Vorschriften des derzeitigen Regierungsentwurfs für ein Anlegerschutzgesetz sowie die sich abzeichnenden Richtlinien auf europäischer Ebene.

Grundsätzlich liegen Anlegerschutz- und aufklärung sowie die Verständlichkeit der Produkte aber im eigenen Interesse der Branche. Der Zertifikatemarkt kann sich nur dann weiter nachhaltig positiv entwickeln, wenn die Anleger zufrieden sind, sich fair behandelt und gut beraten fühlen. Dafür müssen die Produkte ebenso stimmen wie der Service.

Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.