Ambitionslos an der Glaskugel
Derzeit herrscht wieder einmal rege Betriebsamkeit im Prognosezirkus.
Die Finanzexperten reihen sich ein und lassen ihren Erwartungen in Bezug auf die Börsenverläufe der kommenden Monate freien Lauf. Und freilich ist für jeden Geschmack etwas dabei; die Pessimisten werden ebenso bedient wie die Optimisten oder die Unentschlossenen. Von den Märkten selbst kann man dagegen keine Zäsur erwarten. Unablässig preisen sie die aktuelle Lage, die teils sprunghaften Veränderungen und die künftigen Erwartungen in die Kurse ein.
Bei nüchterner Betrachtung geht es zunächst einmal um die Faktoren, die die Märkte aller Voraussicht nach bestimmen beziehungsweise bewegen werden. Neben der Corona-Thematik werden mit hoher Wahrscheinlichkeit das Inflationsthema und mögliche Abwehrmaßnahmen der Notenbanken auch weiter die Diskussion beherrschen. Es scheint, als täten sich die Hüterinnen der Geldwertstabilität extrem schwer damit die Geister, die sie selbst gerufen hatte, wieder loszuwerden. Tun sie zu wenig, könnte Ihnen die Inflation noch weiter entgleiten, als das schon jetzt der Fall ist. Übersteuern sie in die Gegenrichtung, könnten sie alles gefährden, was sie im Zuge der bisherigen "Rettungsaktionen" an Bereinigungsbedarf aufgestaut haben.
In jedem Fall dürfte das kommende Jahr volatil werden, verzagen sollten Anlegerinnen und Anleger deshalb aber nicht. Denn die erfahrenen Selbstentscheidenden wissen sehr wohl, dass in einem solchen Umfeld insbesondere Investoren von strukturierten Wertpapieren profitieren. Die Volatilität ist durchaus ein Freund der Zertifikate-Anleger.
Wer sich noch einmal den Blick zurück gönnt, der kann vermutlich bilanzieren, dass 2021 trotz Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation und anhaltendem Nullzins ein gutes Jahr für Investitionen an den Kapitalmärkten gewesen ist. Zumindest haben gut 65 Prozent der mehr als 4500 Anlegerinnen und Anleger im Monatstrend des DDV angegeben, dass sie mit einem Gewinn von mehr als 6 Prozent aus dem Jahr kommen. Und auch die Emittenten strukturierter Produkte haben eine rundweg positive Bilanz gezogen. Mehrheitlich gaben sie an, dass 2021 eines der besten Jahre in den zurückliegenden zehn Jahren gewesen sei; und immerhin verzeichnen wir seitdem eine nie da gewesene Hausseperiode.
Insofern scheinen Anlegerinnen und Anleger ebenso wie auch die Emittenten weiterhin tendenziell eher positiv in die Zukunft zu schauen. Die einen, weil sie die Kapitalmärkte nach wie vor für alternativlos erachten; die anderen, weil sie ihre Innovationsfreude mit immer neuen Produktideen umsetzen.
Bleibt festzuhalten: Spannend wird das neue Jahr in jedem Fall.
Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.