Überbewertung ist greifbar
Die sonst so erfolgsverwöhnten Aktionäre von Tesla müssen derzeit eine Lawine negativer Nachrichten über sich ergehen lassen.
Anfang Oktober teilte der Elektroautopionier mit, dass im abgelaufenen dritten Quartal etwas mehr als 435.000 Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert wurden - ein Rückgang von fast sieben Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Erwartungen der Analysten konnte Tesla damit ebenso wenig erfüllen wie beim Umsatz, der gegenüber dem zweiten Jahresviertel um 6,3 Prozent auf 23,35 Mrd. Dollar gesunken ist.
Die Amerikaner begründeten die schwachen Zahlen mit Produktionsunterbrechungen für den Austausch von Maschinen in Fabriken. Nicht von ungefähr sieht Tesla-Chef Elon Musk seine Firma aktuell als "Schiff im Sturm". Dennoch hielt der Manager am Ziel fest, im Gesamtjahr 2023 rund 1,8 Mio. Fahrzeuge zu verkaufen.
Um diese Zahl zu erreichen, hat der Konzern vor mehr als einem Jahr einen rigorosen Preiskampf angezettelt. Weltweit wurden die Preise für die Tesla-Modelle deutlich gesenkt. Kostete ein Model Y in der Basisversion vor rund 15 Monaten noch circa 60.000 US-Dollar, ist das Fahrzeug inzwischen für knapp 44.000 US-Dollar zu haben. Gebrauchte Teslas sind im Schnitt aktuell sogar mehr als 40 Prozent billiger als Mitte 2022.
Kehrseite der Medaille: Die Profitabilität kommt merklich unter Druck. Im Zuge des Preiskriegs erreichte die operative Marge von Tesla im dritten Quartal nur noch 7,6 Prozent - ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr (17,2 Prozent) und dem vorangegangenen Quartal (9,2 Prozent). Damit nicht genug: In puncto Marge ist Tesla nun sogar hinter Mercedes und BMW zurückgefallen. Angesichts dessen ist schwer begreiflich, warum die Amerikaner etwa zehn Mal so hoch bewertet sind wie die deutschen Konzerne. Selbst unter Berücksichtigung eines bestimmten "Tech-Bonus" erscheint die Aktie deutlich überbewertet. Mutige Anleger können daher überlegen, short zu gehen - zu Beispiel mit einem Turbo Bear (ISIN DE000HC9E0E4) von HVB onemarkets, der Kursverluste der Tesla-Aktie mit einem Hebel von drei in Gewinne wandelt.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.
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