Tech-Schwergewichte trotzen der Krise
Höhepunkt der laufenden US-Berichtssaison waren die Quartalszahlen der GAFAM-Unternehmen Alphabet (Google), Apple, Facebook, Amazon und Microsoft. Die großen US-Tech-Werte sind ihrer Favoritenrolle auch dieses Jahr wieder gerecht geworden.
Die Bedeutung der Tech-Schwergewichte zeigt sich auch darin, dass sie mehr als ein Fünftel der Marktkapitalisierung des S&P 500 auf sich vereinen. Dieser Wert wurde selbst in der Technologieblase im Jahr 2000 nicht erreicht. Eins vorweg: Die fünf Riesen sind besser durch die Krise gekommen als erwartet.
Den Anfang machte Alphabet. Die Google-Mutter hat sich vor allem im Januar und Februar stark entwickelt. Seit März gab es bei den Anzeigenerlösen jedoch eine erhebliche Abschwächung. Insgesamt legte der Umsatz um 13 Prozent auf 41,2 Mrd. Dollar zu, der Gewinn um 2,6 Prozent auf 6,84 Mrd. Dollar. Ein Wachstumstreiber war die Videoplattform YouTube mit einem Erlösanstieg von drei Mrd. auf vier Mrd. Dollar.
Keinerlei Zeichen von Schwäche zeigte Facebook. Im Gegenteil: Das soziale Netzwerk hat in der Corona-Krise sogar schneller neue Nutzer gewonnen als gewohnt. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer kletterte um 100 Mio. auf 2,6 Mrd. Üblicherweise sind um die 50 Mio. Nutzer pro Quartal. Auch der Umsatz legte mit einem Plus von 18 Prozent auf 17,7 Mrd. Dollar deutlich zu, wenngleich es im März einen Rückgang der Werbeerlöse gab. Zugleich sah Facebook in den ersten April-Wochen Anzeichen für eine Stabilisierung mit Anzeigenumsätzen auf Vorjahresniveau.
Nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllen konnte Amazon. Zwar bescheren der boomende Handel im Internet und florierende Cloud-Dienste dem Konzern in der Corona-Krise starke Zuwächse. Im ersten Quartal stieg der Umsatz dadurch um 26 Prozent auf 75,5 Mrd. Dollar. Doch hat Amazon wegen der Pandemie auch hohe Ausgaben - etwa wegen einer Einstellungsoffensive angesichts des großen Kundenansturms auf seine Lieferdienste. Daher sank der Gewinn um rund 30 Prozent auf 2,5 Mrd. Dollar. Die größten Belastungen stehen noch bevor. Für das laufende Vierteljahr warnte Amazon vor Sonderkosten von rund 4,0 Mrd. Dollar im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Nichtsdestotrotz ist der Konzern einer der größten Profiteure der aktuellen Situation überhaupt. Auch Microsoft bleibt dank seiner florierenden Cloud-Dienste in der Corona-Krise ebenfalls auf Erfolgskurs. Im abgelaufenen Quartal legte der Gewinn um 22 Prozent auf 10,8 Mrd. Dollar zu. Gleichzeitig kletterte der Umsatz um 15 Prozent auf 35 Mrd. Dollar. Damit wurden die Erwartungen der Wall Street klar übertroffen.
Auch Apple trotzt der Pandemie. Der Konzern übertraf mit seinen Zahlen zum abgelaufenen Quartal die Erwartungen. Der Umsatz legte um ein Prozent auf 58,3 Mrd. Dollar zu. Während das iPhone-Geschäft schrumpfte, entwickelten sich das Dienste-Geschäft etwa mit Apps und Streaming-Abos sowie sogenannte Wearables wie die Computer-Uhr Apple Watch und die AirPods-Ohrhörer stark. Unterm Strich kam Apple mit einem Gewinn von 11,25 Mrd. Dollar nahe an den Vorjahreswert heran. Zwar gab Apple keine Prognose für das laufende Vierteljahr. In der zweiten April-Hälfte verzeichnete der Konzern aber wieder eine steigende Nachfrage quer durch die Produktpalette verzeichnet. Insgesamt überzeugen die GAFAM-Unternehmen. Gerade die jetzige Coronavirus-Krise verdeutlicht damit, dass es sich beim Siegeszug der Technologiewerte nicht nur um ein zyklisches Phänomen handelt. Daher sollte es sich weiterhin lohnen, auf Apple & Co. zu setzen. Mit dem GAFAM-Index, der die fünf Schwergewichte vereint, steht dafür der passende Basiswert parat. Ein MINI von Morgan Stanley bildet das Auswahlbarometer mit einem Hebel von 2,7 ab (ISIN DE000MC6CTN7).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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