Christian Scheid

Osram: Deckel drauf

19.10.17 10:39 Uhr

Osram: Deckel drauf | finanzen.net

Anfang Oktober hat der Siemens-Konzern seine verbliebenen Osram-Aktien bis auf einen geringen Rest für rund 1,2 Mrd. Euro über eine beschleunigte Platzierung an institutionelle Investoren verkauft.

Für den Münchener Industriekonzern ist damit das Kapitel Osram nach Jahrzehnten abgeschlossen. Siemens hatte seine Lichttochter vor vier Jahren abgespalten und an die Börse gebracht. Seit 1978 war das Unternehmen komplett in der Hand von Siemens. Zuletzt hielt der Konzern noch rund 17,5 Prozent an Osram. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass die Osram-Aktien für ihn nur noch eine Finanzbeteiligung darstellten.

Mit dem Komplettausstieg von Siemens hat sich die Übernahmephantasie um Osram verflüchtigt. Denn Anleger hatten darauf spekuliert, dass der Lichtspezialist übernommen werden - und sich ein möglicher Interessent als ersten Schritt das Siemens-Paket sichern könnte. Weil daraus nun nichts wird, kam die Aktie unter Druck.

Ein weiterer Grund für den Kursrücksetzer: Angeblich ist die Deutsche Bank, die die Platzierung durchführte, auf Osram-Aktien sitzen geblieben. Denn das Geldinstitut hat gemeldet, dass es per 5. Oktober rund sieben Prozent der Anteile des Beleuchtungskonzerns gehalten hat - dem Tag der Platzierung. "Es liegt nahe, dass die Deutsche Bank bei der Platzierung nicht alle Stücke losgeworden ist", sagte ein Händler. Ein anderer Börsianer stimmte zu: "Das ist keine freiwillige Beteiligung. Das Placement lief einfach schlecht." Genug Argumente also dafür, dass die jahrelange Aufwärtsbewegung der Aktie beendet sein könnte.

Damit haben wir ein ideales Szenario für einen Discount Put-Optionsschein von HypoVereinsbank onemarkets (ISIN DE000HW4S539). Das Papier ermöglicht Anlegern eine Maximalrendite von 22 Prozent oder 33 Prozent p.a., sofern der MDAX-Wert auch Mitte Juni 2018 noch unter 70 Euro notiert (Abstand: 7,8 Prozent). Der Strike - diese Schwelle entscheidet am Laufzeitende über einen Totalverlust - liegt mit 75 Euro aktuell fast 16 Prozent vom aktuellen Osram-Aktienkurs bei knapp 65 Euro entfernt - eine lösbare Aufgabe.

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal


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