Novartis: Pharmakonzern hat mehrere Trümpfe im Ärmel
Gute Nachrichten für Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern hat in der EU die Zulassung für seine Kombinations-Therapie aus Tafinlar und Mekinist erhalten.
Das Mittel darf bei Patienten mit BRAF V600-mutiertem Lungenkrebs (NSCLC) eingesetzt werden. Ganz überraschend kommt die Entscheidung zwar nicht, da der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) bereits Ende Februar eine positive Beurteilung abgegeben hatte. Dennoch hat sich damit einmal mehr gezeigt, dass Novartis mit seiner Pipeline im Branchenvergleich überdurchschnittlich positioniert ist. Derzeit befinden sich 13 Wirkstoffe mit Blockbuster-Po-tenzial in einer späten Entwicklungsphase. Zudem ist es dem Unternehmen gelungen, neuartige Wirkstoffe zur Behandlung von schweren Krankheiten mit großem Wachstumspotenzial einzuführen.
Abgesehen davon hat das Management in der Vergangenheit umfangreiche Portfolioveränderungen initiiert, die von der Börse begrüßt werden. Der Impfstoffbereich ging beispielsweise an GlaxoSmithKline (GSK), dafür wurde im Gegenzug das Krebsmedikamentengeschäft von GSK übernommen. Außerdem wurde zusammen mit GSK ein Gemeinschaftsunternehmen für rezeptfreie Medikamente (Consumer Health) gegründet.
Margenverbesserung in Sicht
Novartis konzentriert sich seitdem auf die drei Bereiche Pharma, Augenheilmittel (Alcon) und Generika (Sandoz). "Die Maßnahmen werden nach unserer Einschätzung mittelfristig fast zwangsläufig zu einer Margenverbesserung führen, da die abgegebenen Bereiche eine geringere Marge ausweisen oder - im Fall der Impfstoffe - sogar Verluste verzeichnen", konstatieren die Analysten der Commerzbank. Durch Kostensenkungen dürfte der Pharmariese zusätzlich vor einer Trendumkehr bei der Marge stehen, die seit 2010 immer weiter erodierte. Dies dürfte Phantasie in die Aktie bringen, sobald sich die Hoffnung auf diese Trendumkehr manifestiert.
Die Analysten gehen zudem davon aus, dass sich Novartis mittelfristig von Alcon trennen will. Die Schweizer hatten das Unternehmen, das für zwölf Prozent der Erlöse steht, für rund 52 Mrd. Dollar von Nestlé gekauft. Jedoch kämpft der Bereich mit rückläufigen Umsätzen und schreibt rote Zahlen. Er wird daher umstrukturiert und einem massiven Kostensenkungsprogramm unterzogen. "Zwar dürfte es schwierig sein, einen Käufer für Alcon zu finden und den ursprünglichen Verkaufspreis wird man wohl kaum hereinholen", so die Commerzbank. Viele Investoren würden einen solchen Schritt dennoch begrüßen.
Für Phantasie ist gesorgt
Spannend ist auch, was mit der Roche-Beteiligung passieren wird. Die ursprüngliche Idee hinter der Beteiligung - eine Fusion der beiden Pharmariesen - wird wohl auch in Zukunft am Widerstand der Erben der Roche-Gründerfamilie Hoffmann-Oeri scheitern. "Beispielsweise könnte der Verkauf der Beteiligung stattdessen der Finanzierung von Zukäufen im Zukunftsfeld Immunonkologie dienen", so die Commerzbank. Für reichlich Phantasie ist also gesorgt - wenngleich aus operativer Sicht 2017 noch weitestgehend ein Übergangsjahr werden dürfte. Für Unterstützung sorgt der eingeleitete Aktienrückkauf von bis zu fünf Mrd. Dollar. Auch vorsichtige Anleger können von den guten Perspektiven profitieren - mit einem Bonus Cap.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
Bildquellen: Christian Scheid