Die Tech-Schwergewichte trumpfen wieder auf
Für Fans von Tech-Aktien hat die Quartalsberichtssaison in den USA mit einem Paukenschlag begonnen: Snap hat im zweiten Quartal das bisher langsamste Wachstum seit dem Börsengang vor gut fünf Jahren verzeichnet.
Zudem weitete sich der Verlust des Betreibers der Foto-App Snapchat aus, und eine Prognose traute sich die Firma angesichts der aktuellen Unwägbarkeiten nicht zu. Daraufhin crashte die Aktie um fast 40 Prozent. Obwohl Snap nicht zu den Tech-Größen gehört, wurden auch die GAFAM-Aktien Alphabet (Google), Apple, Meta (Facebook), Amazon und Microsoft mit in die Tiefe gerissen. Die Anteilscheine der Google-Mutter Alphabet knickten um drei Prozent ein, beim Facebook-Eigentümer Meta ging es um fünf Prozent nach unten.
Bei Alphabet waren die Befürchtungen jedoch übertrieben. Zwar zeichnet sich auch bei dem Internetkonzern wegen der hohen Inflation und der schwächelnden Wirtschaft ein Abschwung bei den Online-Werbeausgaben ab. Auch deshalb sank der Überschuss im vergangenen Quartal von 18,5 Mrd. auf 16 Mrd. Dollar. Doch legte der Umsatz um 13 Prozent auf 69,7 Mrd. Dollar zu. Auch das Geschäft mit Werbung im Umfeld von Googles Internet-Suche wuchs um 13,5 Prozent auf rund 40,7 Mrd. Dollar. Vielleicht auch deshalb legte die Aktie nach Veröffentlichung der Zahlen deutlich zu. Überzeugend fiel einmal mehr der Quartalsbericht von Microsoft aus. Der Softwarekonzern hat die Erlöse um zwölf Prozent auf 51,9 Mrd. Dollar und den Gewinn um zwei Prozent auf 16,7 Mrd. Dollar gesteigert. Dabei erschwerten Corona-Lockdowns in China, Belastungen durch den Ukraine-Krieg und der zuletzt schwache PC-Markt die Geschäfte. Ohne Wechselkurseffekte hätte das Umsatzplus bei 16 Prozent gelegen. Zudem gab der Softwarekonzern eine optimistische Prognose für das angebrochene Geschäftsjahr ab und rechnet mit einem Zuwachs bei Umsatz und operativem Gewinn im zweistelligen Prozentbereich.
Auch Apple konnte mit seinem Zahlenwerk überzeugen. Der Umsatz des iPhone-Konzerns legte um zwei Prozent auf rund 83 Mrd. Dollar zu. Der Gewinn sank zwar um 10,6 Prozent auf 19,44 Mrd. Dollar. Analysten hatten jedoch mit schlechteren Zahlen gerechnet. Vor allem Apples iPhone-Geschäft zeigt sich widerstandsfähig gegen Konjunktursorgen und Logistik-Engpässe. Nach Berechnungen der Analysefirma Canalys konnte Apple seinen Anteil am insgesamt um neun Prozent geschrumpften Smartphone-Markt ausbauen. Auch im Dienstleistungsgeschäft mit Musik- und Videostreaming-An¬ge¬bo¬ten sowie App-Abgaben gab es deutliche Zuwächse.
Die wohl besten Quartalszahlen kamen dieses Mal von Amazon. Der weltgrößte Onlinehändler hat den Umsatz im zweiten Jahresviertel trotz hoher Inflation und Rezessionssorgen deutlich gesteigert. Die Erlöse legten um sieben Prozent auf 121,2 Mrd. Dollar zu. Der Betriebsgewinn sank zwar von 7,7 Mrd. auf 3,3 Mrd. Dollar, übertraf aber die Erwartungen der Experten. Trotz des anhaltenden Inflationsdrucks bei Benzin, Energie und Transport mache Amazon Fortschritte bei der Kostenkontrolle, sagte Vorstandschef Andy Jassy. Wohl auch deshalb fiel der Ausblick auf das laufende Quartal erfreulich aus - Amazon erwartet Erlöse zwischen 125 Mrd. und 130 Mrd. Dollar. Nur Meta wartete mit einer Ent¬täuschung auf. Der Facebook-Konzern hat nach Jahren rasanten Wachstums mit einem Umsatzrückgang zu kämpfen. Im zweiten Quartal fielen die Erlöse im Jahresvergleich um rund ein Prozent auf 28,8 Mrd. Dollar. Unterm Strich schrumpfte der Gewinn um 27 Prozent auf knapp 6,7 Mrd. Dollar. Die Umsatzprognose für das laufende Vierteljahr fiel mit 26 Mrd. bis 28,5 Mrd. Dollar niedriger aus als von Analysten erwartet. Finanzchef Dave Wehner verwies zur Begründung auf eine schon im zweiten Quartal spürbare Abschwächung des Online-Werbe¬mark-tes angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit.
Trotz des Schönheitsfehlers bei Meta wurde mit Vorlage der jüngsten Quartalszahlen deutlich, dass die Tech-Schwergewichte weiter auf Kurs sind. Entsprechend haben deren Aktien Potenzial. Wir empfehlen daher den Wiedereinstieg mittels eines Mini Long-Zertifikats auf den GAFAM-Index (ISIN DE000MA2L3L5).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.
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