Buffetts Luxusproblem
Zu Zehntausenden nehmen die Anteilseigner von Berkshire Hathaway normalerweise an dem jährlichen Aktionärstreffen in Omaha, Nebraska, teil.
Viele von ihnen sind schon seit vielen Jahren dabei, ganz wie es dem Charakter der Aktie entspricht, die am ehesten für langfristig orientierte Investoren geeignet ist. Die Veranstaltung hat längst Kultcharakter erreicht. Doch ausgerechnet in diesem Jahr, in dem Warren Buffett seinen 90. Geburtstag feiert, konnte die Hauptversammlung seiner Beteiligungsgesellschaft nicht wie gewohnt stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie ausschließlich via Livestream übertragen. Das bedauerte Buffett: "Es sieht nicht aus wie eine Jahreshauptversammlung und es fühlt sich nicht wie eine solche an", sagte er vor leeren Rängen in Omaha. Für reichlich Gesprächsstoff war dennoch gesorgt. Denn viele Anleger wollten von dem Star-Investor gerade jetzt in der Krise seine Markteinschätzung wissen. Bislang hielt sich der Stratege mit Aussagen auffallend zurück - vielleicht auch, weil es zum Jahresauftakt 2020 nicht ganz so rund lief. Berkshire Hathaway erzielte unter dem Strich ein Minus von 49,75 Mrd. Dollar nach plus 21,66 Mrd. Dollar im Vorjahr. Allerdings ist diese Zahl wenig aussagekräftig hinsichtlich des eigentlichen Geschäftsverlaufs, denn durch den Ausweis unrealisierter Investmentgewinne schwankt sie stark. Der aussagekräftigere operative Gewinn kletterte hingegen um 6 Prozent auf 5,87 Mrd. Dollar. Vor allem in der wichtigen Versicherungssparte legten die Einnahmen kräftig zu. Wann und wie Buffett die Barreserven von rund 137 Mrd. Dollar - das waren fast 10 Mrd. Dollar mehr als ein Vierteljahr zuvor - investieren will, ließ er offen. An den Finanzmärkten wird schon seit Jahren auf den nächsten großen Deal hingefiebert. Buffett tut sich mit Zukäufen seit langem schwer, da ihm die Bewertungen zu hoch sind. An der Börse kam es zu Kursabschlägen. Deshalb macht es für Anleger Sinn, statt zur Aktie zu einem Discounter von Société Générale zu greifen, das bei einer Laufzeit bis März 2021 auch bei einem Seitwärtstrend einen Ertrag von gut elf Prozent ermöglicht (ISIN DE000CL8DPZ4).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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