Risikoreduktion - Welche Papiere jetzt die richtigen sind
Im aktuellen Marktumfeld lassen sich zwei Trends beobachten: Erstens erwarten die Märkte, dass die Zinsen leicht steigen. Und zweitens nimmt die Volatilität zu – nicht zuletzt wegen der Ereignisse in Japan. Mit welchen Papieren sich Anleger jetzt absichern können.
von Udo Kersting, Gastautor von Euro am Sonntag
Die Zinsstrukturkurve, die zu Jahresanfang bei den kurzfristigen Zinsen extrem flach war, ist am kurzen Ende steiler geworden. Der Grund: Die Investoren sind von der Ankündigung der EZB überrascht worden und erwarten nun schon bald steigende Zinsen. Steigende Zinserwartungen führen in der Regel aber zu fallenden Aktienkursen. Und dies ist bereits im Gang: Der DAX ist seit Mitte Februar gefallen, auch der Euro Stoxx 50 hat verloren. Gründe dafür waren und sind zuerst die Unruhen in Nordafrika und der steigende Ölpreis sowie die Unsicherheit um den Euro. Das schwere Erdbeben in Japan mit den katastrophalen Folgen verstärkt nun diesen Trend. Damit steigt in der Folge die Volatilität wieder.
Dennoch sollte sich das Sentiment an den Aktienmärkten bald wieder drehen. Denn die positiven Indikatoren bei deutschen und europäischen Unternehmen sind noch intakt. Gleichzeitig bleiben die Zinsen niedrig. Nach Ansicht der Experten der WestLB wird es die europäische Zentralbank bei zwei symbolischen Zinsschritten in Höhe von je 25 Basispunkten belassen und keineswegs einen Zinserhöhungszyklus starten. Spätestens nach den beiden Zinserhöhungen dürften die Aktienkurse in Europa und Deutschland wieder steigen. Daher ist das aktuelle Zwischentief ein geeigneter Zeitpunkt für den Einstieg in den Aktienmarkt oder eine Aufstockung der Aktienquote.
Ist ein gesichertes Investment
das „bessere Investment“?
Aufgrund der steigenden Volatilität sollten sich Anleger jedoch gegen Kurskorrekturen absichern und auf Anlagen setzen, die die Renditechance von Aktien abbilden, aber das Risiko gegenüber einem Direktinvestment reduzieren. Zertifikate mit einem Teilschutz haben genau diesen Effekt. Mit einem Bonuszertifikat sind Anleger sogar nicht schlechter gestellt als mit einem Direktinvestment in den Basiswert.
Gleichzeitig lassen sich die Aktienrenditen mit einem Teilschutzzertifikat durch die Absicherung verstetigen, das heißt sicherer erzielen. Denn indem das Zertifikat – anders als das Direktinvestment – einen Teil der Kursrückschläge des Basiswerts toleriert und diese sich also nicht in Verlusten im derivativen Wertpapier auswirken, kann die erwartete Rendite eines Bonus- oder Discountzertifikats mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit erzielt werden.
Moderate Kursrückschläge
führen noch nicht zu Verlusten
Möglich macht dies bei Bonuszertifikaten der Sicherheitspuffer, mit dem auch moderate Kursrückschläge nicht zu Verlusten führen, solange die jeweilige Barriere nicht berührt wird. Denn dann erhalten Anleger mindestens den Bonusbetrag ausbezahlt. Wie hoch die Rendite in diesem Fall wäre, beschreibt die sogenannte Bonus- oder Seitwärtsrendite. Sie entspricht dem prozentualen Ertrag, den ein Zertifikat erzielt, wenn der zugrunde liegende Basiswert am Laufzeitende des Zertifikats eine bei Emission definierte Schwelle nicht unterschritten hat. Die Seitwärtsrendite wird dazu in Prozent und in der Regel annualisiert, also auf das Jahr umgerechnet, angegeben.
Dass diese Rechnung aufgeht, hat das vergangene Jahr gezeigt. Der von der Ratingagentur EDG berechnete Bonusindex zeigt für 2010 eine Überrendite von acht Prozent gegenüber dem Basiswert, dem Euro Stoxx 50. Im Vergleichszeitraum hat der Index fünf Prozent verloren, während der Bonusindex positiv abschnitt. Sogar unter Einbeziehung der Dividendenrendite von 4,4 Prozent schneiden die Zertifikateanleger im Durchschnitt um gut 4,5 Prozent besser ab.
Damit zeigt sich, dass die Dividenden im vergangenen Jahr bei den Bonuszertifikaten (für die Ausgestaltung der Konditionen) gut angelegt waren. Der Bonusindex setzt sich aus dem ausstehenden Volumen der einzelnen Bonuszertifikate auf den Euro Stoxx 50 zusammen. Damit lässt sich an diesem Index ablesen, welche Renditen Anleger in Bonuszertifikaten erwirtschaftet haben. Denn die Zertifikateanleger haben 2010 nicht nur den Markt geschlagen, sondern auch absolut eine positive Rendite erzielt.
Zur Person:
Udo Kersting,
Leiter des Geschäftsbereichs
Equity Markets
bei der WestLB
Kersting leitet in dieser Funktion das gesamte
Zertifikategeschäft sowie den Aktienhandel.
Die WestLB ist einer der führenden Emittenten von Zertifikaten in Deutschland und zugleich die führende Landesbank im Zertifikategeschäft.