Benjamin Feingold-Kolumne

Tesla auf Crash-Kurs?

30.01.19 09:00 Uhr

Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich


Tesla auf Crash-Kurs? | finanzen.net

Der Elektroautobauer Tesla legt heute seine Quartalszahlen vor. Nach einer Serie schlechter Nachrichten sind viele Investoren ziemlich nervös. Könnte die Stimmung nachhaltig kippen?

Prächtiges Timing: Laut einem Medienbericht hat der Staatsfonds Saudi-Arabiens am 17. Januar seinen Anteil von 4,9 Prozent an Tesla gehedged, also gegen mögliche Kursrückgänge abgesichert. Das kam genau zum richtigen Zeitpunkt, hat Vorstandschef Elon Musk doch am darauffolgenden Tag den Abbau von sieben Prozent der Mitarbeiter, also mehr als 3.000 Arbeitern, angekündigt, woraufhin die Aktie eingebrochen war. Die Nachricht hat bei Investoren die Sorge geschürt, dass das Geschäft schlechter laufen könnte als erwartet. Damit hat sich eine Serie schlechter Nachrichten fortgesetzt, was Investoren zusehends Kopfzerbrechen bereitet.

Anleger können mit Knock-out-Bear-Papieren die gelungene Absicherung nachbilden, zumal die Aktie seit Mitte Dezember in einen kurzfristigen Abwärtstrend steckt: Der K.o.-Bear mit der WKN VF2AQF (Vontobel) hat einen Hebel von 5 und die WKN GA16LT (Goldman Sachs) einen Hebel von 7. Mit diesen Wertpapieren können sich Anleger vor fallenden Kursen absichern oder ganz auf sinkende Tesla-Kurse setzen. Gründe hierfür gibt es einige.

Subventionen laufen aus

So hat Musk seine Mitarbeiter erst vor kurzem vor den auslaufenden Subventionen von E-Autos gewarnt: "Der Weg vor uns ist sehr schwierig". Denn zum 1. Januar sind die Subventionen für Tesla-Autos auf 3.750 Dollar je Fahrzeug halbiert worden, zum 1. Juli folgt die nächste Halbierung auf nur mehr 1.875 Dollar, ehe die Unterstützung zum Jahresende komplett auslaufen wird. Daher müssen die Käufer von Tesla-Fahrzeugen für das gleiche Fahrzeug immer mehr Geld aus der eigenen Tasche auf den Tisch legen. Das fördert nicht gerade den Absatz.

Vielmehr hatte der Konzern zum Jahresanfang 2018 Preissenkungen von jeweils 2.000 Dollar auf seine gesamte Fahrzeugpalette angekündigt, um einen Teil der Kürzungen abzufangen. Kein Wunder, dass Musk weiter versucht, den Preis des Model 3 weiter zu drücken, kostet doch das Einstiegsmodell bereits 44.000 Dollar. Von der Variante mit 35.000 Dollar, mit der er den Massenmarkt erobern will, ist weiterhin nichts zu sehen.

Handelskrieg ist von großer Bedeutung

Die mögliche Schwäche auf dem Heimatmarkt will Musk mit höheren Verkäufen in China und Europa überkompensieren. Allerdings könnte ihm eine Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China einen Strich durch die Rechnung machen, zumal China die bis Ende März ausgesetzten Extra-Strafzölle von 25 Prozent auf in den USA produzierte Autos wieder einführen könnte, womit der Satz wieder auf 40 Prozent steigen würde. Eine weitere Abkühlung der dortigen Konjunktur würde die Lage zusätzlich verschlechtern. Zudem erhöhen die Wettbewerber, wie BMW, oder Volkswagen, mit ihren Autos den Druck auf Tesla.

Die Anleihe im Auge behalten

Trotz des jüngsten Kursrückgangs liegt der Börsenwert immer noch bei 51 Mrd. Dollar. Das zeigt wie groß die Erwartungen der Investoren weiterhin sind. Hingegen sind die Anleger am Anleihenmarkt alles andere als euphorisch. So ist die im Jahr 2025 auslaufende Anleihe (WKN: A19M7D) auf 85,6 Prozent gesunken und nähert sich damit den Tiefstkursen von Oktober bei 82,8 Prozent. Damit ist die aktuelle Rendite auf rund 8,2 Prozent gestiegen. Das zeigt für wie riskant Investoren die Anleihe einschätzen und ist eine erhebliche Belastung für ein Unternehmen, das 11,8 Mrd. Dollar Schulden hat. Umso gespannter schauen Anleger auf die heutigen Unternehmenszahlen, die nach US-Börsenschluss veröffentlicht werden. Der Analystenkonsens erwartet einen Gewinn je Aktie von 2,20 USD, der Umsatz soll bei 7,12 Milliarden USD liegen. Gleichzeitig wird auch der Ausblick entscheidend sein und darüber bestimmen, ob die Aktie weiter auf Kollisionskurs gehen wird.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.