China belastet Automobil- und Chipindustrie am stärksten
Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich
Die enge Verzahnung der Weltwirtschaft stellt sich derzeit als Achillesferse heraus. Wer auf der Einkaufsseite oder beim Absatz nicht breit aufgestellt ist, bekommt Schwierigkeiten.
Normalerweise muss man sich als Anleger nicht mit "Perfluoralkyl- und Polyfluoralkylsubstanzen", kurz PFAS, beschäftigen. Doch in der zunehmend komplexeren Welt sind es immer häufiger die kleinen Stellschrauben, die in ihrer Wirkung meist unterschätzen werden. Und dazu zählt auch PFAS als Kühlmittel im Ätzprozess, einem entscheidenden Schritt in der Chip-Produktion. Rund 90 Prozent des weltweiten Angebots an Kühlmitteln liefert der US-Konzern 3M und 80 Prozent davon entfallen auf ein Werk in Belgien. Aufgrund von Emissionskontrollen musste die Produktion nun eingestellt werden, namhafte Chip-Hersteller wie Micron, Samsung und Taiwan Semiconductor könnten davon betroffen sein.
Lieferkettenprobleme halten an
Drohende PFAS-Engpässe sind aber nur ein kleiner Teil der inzwischen global immer stärker in den Fokus rückenden Lieferkettenprobleme. Erst sorgte die dynamische Erholung vom Corona-Absturz für einen Angebotsschock und viele Vorprodukte standen nicht zu Verfügung. Erst kurz vor dem Krieg in der Ukraine hatte sich die Lage ein wenig beruhigt, mit dem Einmarsch Russlands kam der nächste Schlag. "Vor allem in der europäischen Automobilindustrie fehlen wichtige Komponenten, die Auswirkungen lassen sich derzeit kaum abschätzen, erklärt Gil Shapira, Chefstratege bei eToro.
Die Unwägbarkeiten könnten zunehmen: Für einige Hybridmodelle gilt wegen fehlender Teile ein Bestellstopp, bei anderen Modellen müssen Kunden mehrere Monate auf ihr Fahrzeug warten. Angesichts der verschärften Versorgungsprobleme reduzierten Analysten zuletzt ihre Prognose für die Produktion von Pkw- und leichten Nutzfahrzeugen für das Gesamtjahr um 2,6 Millionen Einheiten auf 81,6 Millionen Stück nach unten.
China wird zum Problem
Wenig hilfreich sind die aktuellen Lockdowns in China. Wichtige Standorte der deutschen Automobilindustrie sind davon betroffen, rund 30 Prozent der Automobilproduktion in China steht derzeit still. Etwa 20 bis 30 Prozent aller Güter, die weltweit verkauft werden, haben Teile aus China drin. Zahlreise US-Unternehmen haben in ihren Quartalsberichten daher auf Lieferkettenprobleme hingewiesen.
Die anstehende Berichtssaison dürfte daher für Klarheit sorgen, wie sehr die Firmen von neuen Lieferproblemen betroffen sind. Bei vielen deutschen Unternehmen kommt China inzwischen eine Schlüsselrolle zu. Bei Infineon lag der "Greater-China" (Festland-China, Hongkong, Taiwan) -Anteil 2021 bei 39 Prozent des Umsatzes. BMW und Daimler kommen auf rund 30 Prozent, bei VW sind es 41 Prozent, die China-Quote am Umsatz bei Aixtron beträgt sogar knapp 60 Prozent. In den vergangenen Jahren hat sich der wirtschaftliche Aufschwung in China als Segen für deutsche Unternehmen erwiesen, doch nun könnte auch hier ein Transformationsprozess einsetzen.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.