Bitcoin-Rally: Neue Blase oder nachhaltiger Aufschwung?
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Es geht wieder los: Zuletzt kletterte der Bitcoin um 1.000 Dollar innerhalb weniger Stunden. Selbst das Rekordhoch von Ende 2017 bei rund 20.000 Dollar könnte bereits in den nächsten Tagen fallen, sofern die Dynamik anhält. Zugleich weckt das Tempo des Anstiegs aber auch böse Erinnerungen.
Die Bilanz kann sich bisher sehen lassen: Seit dem Jahreswechsel kletterte der Bitcoin-Kurs um rund 140 Prozent, nachdem es im Vorjahr um rund 100 Prozent nach oben ging. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit: Noch im Frühjahr war die mit Abstand wichtigste Kryptowährung um rund 50 Prozent eingebrochen und dümpelte bis Oktober um die Schwelle von 10.000 Dollar. Erst seit rund vier Wochen ist wieder ein Kaufrausch zu sehen, auf Sicht von 30 Tagen ging es um 60 Prozent nach oben. Unter den 20 größten Kryptowährungen weist keine andere Münze eine stärkere Rally auf. Entsprechend kletterte der Marktanteil des Bitcoins am gesamtem Kryptouniversum auf zuletzt rund 60 Prozent, während die breite Masse der Münzen an der jüngsten Rally kaum partizipierte - Aber was steckt hinter der Rally?
Paypal beflügelt
"In Ländern mit einer hohen Inflation weichen zunehmend mehr Menschen auf den Bitcoin als Alternativwährung aus. Besonders in Afrika und Südamerika kann dieser Trend beobachtet werden", erläutert Gil Shapira, Chefstratege bei eToro, die Kryptowährungen über ihre Social Tradingplattform anbieten. Ende Oktober folgte dann der Ritterschlag durch Paypal: Der Zahlungsdienst öffnet sein Imperium für den Kryptomarkt. Seitdem können US-Kunden Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Cash und Litecoin in ihre Wallets aufnehmen. Ab Anfang 2021 soll es möglich sein, mit den Kryptowährungen an den 26 Millionen Verkaufsstellen des Paypal-Netzwerkes zu bezahlen. Weltweit hat der Zahlungsdienst rund 350 Millionen aktive Kunden - ein gigantischer Markt.
Bitcoin als Inflationsschutz gesucht
Schaut man über den Tellerrand des Krypto-Marktes, ist der Trend hin zu Negativzinsen nicht zu übersehen. Sparvermögen verlieren in Zeiten von Negativzinsen immer weiter an Wert. Gleichzeitig sind Alternativen wie Immobilien und Aktien schon gut gelaufen. Nicht wenige fürchten wegen der beispiellosen Geldschwemme der Regierungen und Notenbanken eine kräftig steigende Teuerung. Bitcoin wird hingegen als Schutz vor Inflation gesehen: Durch einen Algorithmus ist die Stückzahl auf 21 Millionen limitiert. Auch das im Mai erfolgte dritte Halving wirkt positiv, weil so das Angebot halbiert wurde.
Selbst professionelle Investoren entdecken zunehmend den Bitcoin als Beimischung. Vermögensverwalter wie Grayscale verzeichnen erhebliche Zuflüsse und halten Rekordbestände. Fidelity Investments empfiehlt seinen Kunden einen Krypto-Anteil am Gesamtvermögen von ein bis fünf Prozent. Sollten nur einige Kunden diesem Ratschlag folgen, würde dies den Preis massiv befeuern. Denn im Vergleich zu anderen Anlageklassen ist der Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von rund 330 Mrd. Dollar ein Fliegengewicht. Aktien wie Apple und Amazon bringen das Vierfache auf die Waage. Unter den deutschen Titeln vereinen SAP, Linde und Siemens mehr Börsenwert auf sich als das Aushängeschild der Kryptowelt.
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch: Starke Schwankungen sind jederzeit zu erwarten, bereits mit kleinen Summen kann der Bitcoin bewegt werden. Korrekturen von 20 oder 30 Prozent sind beim Bitcoin selbst in Aufwärtsphasen nichts Besonderes. Wer hier einsteigt, sollte daher gute Nerven haben und nur Spielgeld einsetzen. Grundsätzlich ist aber gerade das Signal von Paypal positiv zu sehen.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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